Bischofswiesen
Lebenswelt Insula bekommt neuen Träger

30.11.2021 | Stand 21.09.2023, 21:24 Uhr

Das Diakoniewerk Hohenbrunn betreibt die Lebenswelt Insula. Im kommenden Jahr soll die Trägerschaft an die Augustinum-Gruppe aus München gehen. −Fotos: Kilian Pfeiffer

Bischofswiesen. Das in finanzieller Schieflage befindliche Diakoniewerk Hohenbrunn mit 270 Mitarbeitern hat wieder eine Zukunftsperspektive: Die Münchner Augustinum-Gruppe hat während einer Pressekonferenz am Standort in Bischofswiesen bekannt gegeben, das Evangelisch-Lutherische Diakoniewerk zu übernehmen. Arbeitsplätze würden nicht abgebaut, vielmehr wollen die Münchner langfristig in den Bischofswieser Standort investieren. Rund 80 Wohnungen für betreutes Wohnen sind geplant, sagte Joachim Gengenbach, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung bei der Augustinum-Gruppe.

Krisenzeiten liegen hinter dem Diakoniewerk, Verluste, der Verkauf von Grundstücken. Das Diakoniewerk Hohenbrunn betreibt in Bischofswiesen, im Ortsteil Insula, eine Vorsorgeklinik, Adipositas-Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, mehrere Senioreneinrichtungen, ein Pflegezentrum sowie Kindergarten und -krippe. Weil in den vergangenen Jahren operative Verluste geschrieben wurden, suchen die Verantwortlichen seit Anfang des Jahres nach Möglichkeiten für eine neue Trägerschaft. Drei Träger seien im Spiel gewesen, sagt Heike Winkler, Mitglied des Vorstands beim Diakoniewerk Hohenbrunn. "Wir wollen neu durchstarten", so das ausgewiesene Ziel. Geschäftsberichte wurden ausgetauscht, es gab mehrere Treffen der Beteiligten. Das Kuratorium des Diakoniewerks hat sich nach Sichtung der Angebote schließlich für die Augustinum-Gruppe aus München entschieden. Das Augustinum gilt als gemeinnützig, ist Mitglied im Diakonischen Werk der evangelischen Kirche und betreibt deutschlandweit 23 Wohnstifte mit rund 7500 Bewohnern, eine Fachklinik für Innere Medizin mit angeschlossener Herzchirurgie, Schulen und Behinderteneinrichtungen sowie zwei behütete Häuser für altersdemente Menschen. 5300 Mitarbeiter arbeiten über die Standorte verteilt. Zwei Einrichtungen des Diakoniewerks Hohenbrunn in Ottobrunn und Taufkirchen, beide im Landkreis München verortet, sollen ausgegliedert werden, anschließend soll das Diakoniewerk im Laufe des kommenden Jahres zu einer Tochtergesellschaft der Münchner Gruppe werden.

Arbeitsplätze sollen nicht verloren gehen

Die Angst, dabei könnten Arbeitsplätze draufgehen, ist unter Mitarbeitern existent. "Wir haben sie bereits im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über die geplante Übernahme informiert", sagt Heike Winkler. Der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung, Joachim Gengenbach, verspricht, alle Mitarbeiter zu übernehmen. "Kündigungen wird es nicht geben, auch keine Verschlechterung von Arbeitsbedingungen." Laut Gengenbach habe die Übernahme des Standorts, rund 150 Kilometer von der Zentrale entfernt, nicht abgeschreckt. Eine vergleichbare Einrichtung wie das Diakoniewerk Hohenbrunn haben die Münchner in der Vergangenheit noch nicht übernommen. Klar sei aber gewesen, dass die Standorte in Taufkirchen und Ottobrunn nicht im Interesse der Augustinum-Gruppe liegen. "Unsere Expertise liegt in den Angeboten für die Altenhilfe, vom ambulanten Dienst bis zum Servicewohnen", so Gengenbach. Er könne sich vorstellen, das Angebot in Bischofswiesen zukünftig auszubauen. Den "finanziellen und baulichen Substanzverzehr" wolle man gemeinsam stoppen. "Einige der Gebäude müssen saniert werden", sagte Gengenbach und machte deutlich: "Wir sind kein Investor." Seine Hoffnung: Dass Mitarbeiter, die "das Schiff über Wasser gehalten haben, auch weiterhin an Bord bleiben". Das Diakoniewerk Hohenbrunn soll als solches erkennbar bleiben. Die klassische Augustinum-Größenordnung werde man in Bischofswiesen nicht realisieren. Auch am Namen wolle man zunächst nichts ändern: "Der Standort blickt auf eine 70 Jahre andauernde Geschichte zurück. Es wäre töricht, da jetzt anzusetzen."

Augustinum 2.0 für das Berchtesgadener Land

In München baut die Augustinum-Gruppe derzeit 90 Seniorenappartements für 40 Millionen Euro. Auch in Bischofswiesen entstehen derzeit 35 Wohnungen für Servicewohnen. "Wir haben ein Seniorenresidenz-Konzept, können uns vorstellen, die Zahl der Wohnungen auf rund 120 zu erhöhen", sagte Gengenbach, und bezeichnet das Projekt als "Augustinum 2.0 für das Berchtesgadener Land". Würde bedeuten: Langfristig könnten rund 80 neue Wohnungen auf dem mehrere Hektar großen Grund der Insula entstehen. "Wir werden langfristig investieren", sagte der Vertreter der Augustinum-Gruppe.

"Mit der Übernahme können wir die Angebote unseres Diakoniewerks weiter professionalisieren", freut sich Heike Winkler, deren Einrichtung in den vergangenen Monaten immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit lag. Nun wünscht man sich, dass Ruhe einkehrt. Bis die Übernahme in trockenen Tüchern ist, werden noch einige Monate vergehen. "Wir haben nun wieder eine Zukunftsperspektive", hofft man in Bischofswiesen.