Deggendorf
Zum Tag der Druckkunst: Winzige Buchstaben mit großer Bedeutung

13.03.2022 | Stand 13.03.2022, 21:00 Uhr

Bis zu 4000 Blatt pro Stunde kann dieser Heidelberger Zylinder bedrucken. Er war von 1959 bis bis 1988 in einer Deggendorfer Druckerei in Betrieb. Greta Butuci ließ ihn für die Besucher des Handwerksmuseums noch einmal laufen. −Fotos: Katrin Schreiber

"Wir sind analogisch", steht auf einem der Plakate, die Wolfgang Schierl aus der Nähe von Landshut mit seiner mobilen Druckerpresse beschriftet hat. Digitales findet sich in diesem alten Handwerk wirklich nicht – gearbeitet wird mit Bleilettern, Farbwalzen und Hochdruck. Die traditionellen Drucktechniken werden jedes Jahr am 15. März, dem internationalen Tag der Druckkunst, gewürdigt. Das Deggendorfer Handwerksmuseum hat dazu natürlich auch einiges zu sagen: Schließlich stehen darin mehrere Druckmaschinen, die früher in ortsansässigen Druckereien im Einsatz waren. Am Aktionstag am Sonntag konnten Interessierte die Maschinen bei der Arbeit sehen.

Möglich gemacht hat das die stellvertretende Leiterin der Deggendorfer Museen Greta Butuci. Jeweils zur vollen Stunde warf sie den Heidelberger Tiegel und den Heidelberger Zylinder an und erklärte dabei den staunenden Zuschauern, was darin vor sich geht, bevor das gedruckte Blatt herauskommt. Auch winzige Buchstaben hatte sie dabei, wie sie früher für den Druck verwendet wurden. "Sie können sich vorstellen, wie lange es gedauert hat, bis eine ganze Zeitungsseite mit diesen Buchstaben voll war", erklärte sie – das geht heute, im digitalen Zeitalter, schon deutlich schneller.

Die Schriftsetzer, die seinerzeit all diese Buchstaben zusammenfügen mussten, "das waren die gebildetsten Leute". Willi Beck aus Dachau, der das mit solcher Überzeugung erklärt, muss es wissen – der Kunstdrucker stammt genau aus diesem Beruf. "Man musste ja die ganzen Texte lesen", da sei schon viel Wissen zusammengekommen. An seinem Verkaufsstand im Handwerksmuseum hatte er gestern unter anderem ein gedrucktes "Heile, Welt!"-Schild dabei. "Ohne Interpunktion wäre die Bedeutung eine andere", erläutert er. Angesichts des Kriegs in der Ukraine sind Komma und Rufezeichen nötig geworden. Zwischen der blauen Schrift ist ein kleines "e" gelb – und verkehrt herum: "Die Ukraine steht Kopf." Was man mit Buchstaben alles ausdrücken kann. Den Erlös aus dem Verkauf dieses Schilds spendet Beck komplett an die Ukraine-Hilfe.

Auch Wolfgang Schierl drückt Gedanken zum Krieg in seiner Kunst aus: Zuschauen konnte man man ihm an seiner mobilen Druckwerkstatt zum Beispiel beim Druck eines roten stilisierten Gesichts mit einer gelben Träne.

Kinder durften am Aktionstag im Handwerksmuseum selbst ins Geschehen eingreifen: Die Museumspädagoginnen Claudia Zwinger und Patricia Lippert bedruckten mit ihnen Geschenkpapier und hübsche kleine Tüten. Diese ganz individuellen Werke durften sie anschließend mit nach Hause nehmen.

− kw