Bodenmais
Zum Schutz des Auerhuhns: Neues Besucherlenkungskonzept

13.02.2022 | Stand 13.02.2022, 13:43 Uhr

Am Bretterschachten hängt das neue Info-Banner schon. Initiatoren des Besucherlenkungskonzepts sind (von links) Patrick Braun, Revierleiter Arber des Forstbetriebs Fürst von Hohenzollern, Tobias Schropp vom Landwirtschaftsamt Landau, der Bodenmaiser Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl, Thomas Liebl als Betriebsleiter der Arber-Bergbahn, Naturpark-Gebietsbetreuer Johannes Matt, Christoph Salzmann vom Regener Landwirtschaftsamt. −Foto: AELF Regen

Ein neues Konzept zur Besucherlenkung soll dem Auerwild das Überleben in winterlich-rauen Bedingungen am Arber ermöglichen. Naturpark, Forstämter und die Forstbetriebe des Staates und der Hohenzollernschen Verwaltung haben sich zusammengetan, weil gerade seit Beginn der Corona-Pandemie die Aktivitäten von Wintersportlern den Druck auf den Lebensraum des Auerwilds erhöhen.

Rau, schneereich und unwirtlich ist das Klima am Arber. Doch eine Tierart liebt diese Bedingungen – das Auerhuhn. Damit das Auerhuhn diese rauen Bedingungen überlebt, hat es sich im Laufe der Evolution perfekt an seinen teils unwirtlichen Lebensraum angepasst.

Doch nun dringt der Mensch bei seiner Freizeitgestaltung immer weiter in den Lebensraum des Auerhuhns vor und drängt es so immer weiter zurück. Um den Lebensraum des Auerhuhns am Arber zu sichern, haben der Naturpark Bayerischer Wald und die Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern gemeinsam mit den örtlichen Behörden und Forstbetrieben ein neues Konzept zur Besucherlenkung entwickelt.

Ins Auge fällt diese Neuerung vor allem durch große Hinweisbanner, die Anfang Februar in unmittelbarer Nähe der wichtigen Besucherparkplätze über den Wanderwegen angebracht wurden. Sie machen die Besucher optisch darauf aufmerksam, dass sie jetzt ein sensibles Gebiet betreten. Verstärkt wird diese Wirkung durch aus Holz geschnitzte Auerhähne, die bereits am Parkplatz die Besucher auf das Auerhuhn und seinen Lebensraum aufmerksam machen; geschnitzt wurden diese vom Forstwirtschaftsmeister Heinz Schütz.

Auf den nebenstehenden Infotafeln finden die Wintersportler weiterführende Erläuterungen zum Auerwildschutzgebiet und Hinweise für naturverträgliche Routen und Verhalten.

Wie Christoph Salzmann, Leiter des Forst-Bereiches am Regener Landwirtschaftsamt, berichtet, ist in der jüngeren Vergangenheit eine besorgniserregende Zunahme verschiedenster Aktivitäten und Veranstaltungen vor allem im Bereich des Abenteuer-Tourismus zu beobachten. Dazu gehören Schneeschuh- und Tourenski-Wanderungen abseits von markierten und offiziell ausgewiesenen Wanderwegen, auch nachts mit Fackeln und anderen Leuchtmitteln. Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen habe sich die Situation im Arbergebiet weiter verschärft.

"Das Auerhuhn kann sich an eine gewisse regelmäßige und einschätzbare Frequentierung durch den Menschen anpassen", erklärt Johannes Matt, Gebietsbetreuer für die Arberregion vom Naturpark Bayerischer Wald, "das heißt, dass eine funktionierende Besucherlenkung elementar wichtig ist." Denn das Problem stellten Personen dar, die die markierten Wege verlassen und mitten im Kernlebensraum des scheuen Waldvogels gehen, wie Tobias Schropp von der Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern am Landauer Landwirtschaftsamt ergänzt. Dadurch werde das sehr störungsempfindliche Auerhuhn großflächig beunruhigt. Auerhühner merken sich diese Stör- und Gefahrenstellen und meiden diese dauerhaft. Ihr Lebensraum schrumpft also weiter. Störungen haben aber auch direkten und gefährlichen Einfluss auf das Leben der Auerhühner im Winter: Werden Auerhühner plötzlich aufgeschreckt, benötigen sie für die Flucht viel Energie, die ihnen am Ende des Winters bei der Balz und Fortpflanzung fehlt. Oder schlimmer noch, die geschwächten Auerhühner überleben den harten Winter gar nicht, weil sie durch den massiven Energieverlust verhungern.

Im Rahmen des 2021 ins Leben gerufenen Besucherlenkungsprojektes versucht der Naturpark mit den örtlichen Behörden, Forstbetrieben und weiteren beteiligten Akteuren durch eine neue Be-schilderung auf die Problematik hinzuweisen. "Ziel des Projekts ist die Lebensraumsicherung des Auerhuhns am Arber", sagt Jürgen Völkl vom Forstbetrieb Boden-mais. Christoph Salzmann vom AELF ergänzt: "Nur wenn alle Beteiligten vor Ort an einem Strang ziehen, hat das Auerhuhn im Bayerischem Wald auch in Zukunft einen Raum zum Leben."

− bb