Trostberg
Zu wenig Freiraum für Seelsorge: Pfarrer Janßen verlässt Trostberg

09.07.2017 | Stand 19.09.2023, 6:14 Uhr

"Mit den Menschen hier hat das nichts zu tun": Pfarrer Paul Janßen findet nur lobende Worte für das Engagement der Trostberger Christen. Weil ihm die aufwändige Arbeit in der Verwaltung und im Aufbau der Pfarrverbandsstrukturen aber zu wenig Zeitund Raum für die Kernaufgabe der Seelsorge lässt, wechselt der 53-Jährige ab November ins Priental. − Foto: cl

Damit hatten die Trostberger Christen nicht gerechnet: Pfarrer Paul Janßen verlässt zum 1. November den Pfarrverband Trostberg. Eine Hiobsbotschaft für den Pfarrverband, der in der Vergangenheit einige Höhe und Tiefen durchlebt hat. Nach den Geistlichen Helmut Kopp, Michael Ljubisic und Dr. Slawomir Fijalkowski war mit Janßen wieder Ruhe Kontinuität in den vier Pfarreien eingekehrt, betont Pfarrgemeinderätin Elena Huber. "Paul Janßen konnte mit seiner feinfühligen Art aufgerissene Gräben wieder schließen und Brücken zu einer neuen Verständigung bauen."

Nun aber hat Janßen seine Entscheidung verkündet, die er sich nicht leicht gemacht hat, wie er sagte, und die den ganzen Pfarrverband mit den Pfarreien St. Andreas/Trostberg, Mariae Himmelfahrt/Schwarzau, St. Thomas/Oberfeldkirchen und St. Peter und Paul/Lindach mit der Filialkirche St. Sixtus und Sebastian/Deinting betrifft. Dazu Stellung nahm der 53-jährige gebürtige Bad Tölzer persönlich in den Sonntagsgottesdiensten und in einem Brief, der von Kaplan Michael Maurer verlesen wurde.

Vor knapp vier Jahren wurde Paul Janßen , nachdem er 16 Jahre lang den Pfarrverband von Schönberg im Dekanat Mühldorf geleitet hatte, vom Ordinariat München-Freising nach Trostberg versetzt. Beworben hatte er sich nicht. In dieser Zeit sei viel beim Aufbau von Strukturen, Verwaltung und Organisation zu bewältigen gewesen, sagt der Geistliche. "Das hat mich persönlich stark gefordert, auch belastet und immer wieder an meine Grenzen geführt." Und: "Es hat meinen Freiraum für die unmittelbare Seelsorge geschmälert." Diese sei seine Herzensangelegenheit. "Darum bin ich Pfarrer geworden", erklärte Janßen am Sonntag der Trostberger Kirchengemeinde, die ihr Bedauern bekundete.

Paul Janßen betont ausdrücklich, dass seine Entscheidung nichts mit den Menschen zu tun habe, mit denen er zusammen gearbeitet und gelebt habe. Vielmehr würden die guten Beziehungen, die entstanden seien, ihm seinen unumstößlichen Entschluss, Trostberg zu verlassen, noch viel schwerer machen.

Janßen wechselt nun ab November als Geistlicher in das obere Priental – mit den Pfarreien Aschau, Frasdorf, Sachrang und der Filiale Umratshausen mit etwa 5000 Gläubigen. Im Oktober wird er die Übergabe der Amtsgeschäfte vorbereiten. Wer dann den Pfarrverband Trostberg übernimmt, weiß man derzeit noch nicht. Die Stelle wird ausgeschrieben. Auch eine Übergangslösung ist möglich. Das Seelsorgeteam und die kirchlichen Gremien werden in den nächsten Wochen die Zukunft besprechen. Fest steht: Kaplan Michael Maurer bleibt dem Pfarrverband bis mindestens September 2018 als Pfarrer erhalten. - cl

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie am 10. Juli im Trostberger Tagblatt und Traunreuter Anzeiger.