PNP-Gesundheitsserie
Zu hoher Cholesterinspiegel: Was kann man tun?

29.11.2020 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr
Florentina Czerny

Eine gesunde Ernährung kann dabei helfen, den eigenen Cholesterinspiegel zu senken. −Symboldbild: dpa

Ein zu hoher Cholesterinspiegel kann schnell gefährlich werden und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Die PNP hat einen Experten nach Tipps zur Senkung gefragt.

Auf seinen Cholesterinspiegel sollte man achten − das wissen die meisten. Aber warum eigentlich, und wie stellt man das am besten an?

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Peter Stadler ist hausärztlich tätiger Internist in Passau. Im Interview erzählt er, warum Cholesterin überlebenswichtig ist und ab wann es gefährlich werden kann.

Herr Dr. Stadler, Cholesterin ist ein wichtiger Stoff für unseren Körper. Warum?
Peter Stadler: Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil jeder einzelnen Körperzelle, denn damit werden unter anderem die Zellwände aufgebaut. Ohne Cholesterin könnten wir nicht leben.

Wie kann Cholesterin gefährlich werden?
Stadler: Es gibt gutes Cholesterin, das HDL (High Density Lipoprotein, Anm. d. Red.) und schlechtes Cholesterin, das LDL (Low Density Lipoprotein, Anm. d. Red.). HDL ist das Transportmittel, um Cholesterin zur Leber zurück zu transportieren. Es wirkt auch als zentraler Regulator des Cholesterin-Gleichgewichts und hat gefäßschützende Eigenschaften.

Das LDL wird dann von der Leber als Endprodukt im Fettstoffwechsel gebildet und ist auch für das Gleichgewicht der unterschiedlichen Fette in Blutbahn und Körperzellen zuständig. Generell gilt, dass erhöhtes LDL-Cholesterin ebenso wie zu niedriges HDL-Cholesterin zu einem erhöhten Risiko für Gefäßverkalkung führt.

Ab wann wird der Cholesterinspiegel problematisch?
Stadler: Das hängt von der Person ab, die ich untersuche. Für Gesunde, insbesondere ohne Gefäßerkrankung sollte Gesamtcholesterin unter einem Wert von 200 mg/dl sein. Das HDL sollte möglichst hoch sein, im besten Fall über einem Wert von 40. LDL hingegen sollte möglichst gering gehalten werden und einen Wert von 150 nicht überschreiten. Menschen mit bereits bekannter Gefäßerkrankung, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt, sollen einen LDL-Wert unter 100 oder gar unter 70 mg/dl anstreben.

Welche Folgen kann ein zu hoher Cholesterinspiegel haben?
Stadler: Wenn im Blut dauerhaft zu viel Cholesterin zirkuliert, lagern sich die Fette an den Wänden der Blutgefäße ab und es kann eine Gefäßverkalkung entstehen. Wenn das bei den Herzgefäßen passiert, kann es im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt kommen, wenn Hirngefäße verstopfen, vielleicht zum Schlaganfall. Eine Gefäßverkalkung in den Beinen kann zur sogenannten "Schaufensterkrankheit" führen. Diese wird deswegen so bezeichnet,weil sie den davon betroffenen Menschen nur eine kurze Gehstrecke ermöglicht, nach der sie pausieren müssen.

Welche Menschengruppen sind besonders betroffen?
Stadler: Meistens haben Menschen mit einem metabolischen Syndrom einen zu hohen Cholesterinspiegel, das heißt Menschen, die übergewichtig sind, Bluthochdruck haben und auch eine Störung im Zuckerstoffwechsel wie Diabetes aufweisen. Aber auch sportliche und schlanke Personen können zu viel Cholesterin im Bluthaben, denn die Veranlagung dazu ist in manchen Fällen erblich. Das kann vorwiegend Männer betreffen, die deshalb schon im mittleren Alter von 40 Jahren einen Herzinfarkt erleiden.

Wie kann man feststellen, ob man zu dieser Gruppe gehört?
Stadler: Frühe Symptome gibt es leider lange nicht, aber wenn in der Familie schon Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Gefäßerkrankungen vorgekommen sind, sollte man hellhörig werden. Auf jeden Fall sollte man sich beim Arzt frühzeitig durchchecken lassen. Das bieten 40 Krankenkassen nun auch schon unter einem Alter von 35 Jahren kostenlos an - für Frauen wie Männer.

Wie hoch ist Ihrer Erfahrung nach das Bewusstsein der Menschen für einen ausgewogenen Cholesterinspiegel?
Stadler: Das ist bei vielen schon sehr hoch, bei manchen sogar zu hoch. Viele Patienten werden überängstlich, wenn der Cholesterinspiegel ein bisschen über dem Soll ist, dabei muss man sich das Gesamtpaket anschauen: Wir wollen ja keine Laborkosmetik betreiben und uns nur einen Wert in einer Vorsorge- oder Routineuntersuchung rauspicken.

Deshalb gibt spezielle Punktesystem, die das gesamte Spektrum aller Risikofaktoren wie Cholesterin, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen erfassen. Daraus muss dann in jedem einzelnen Fall beim persönlichen Arzt-Patienten-Gespräch eine Folgerung gezogen werden. Wenn der Patient ansonsten gesund ist, muss auch ein leicht erhöhter Cholesterinspiegel in der Regel nicht gleich medikamentös behandelt werden.

Trotzdem gibt es aber natürlich Menschen, die zu den Risikopatienten zählen und denen ist nicht immer bewusst, dass sie auf ihren Cholesterinspiegel achten sollten.



Was kann man tun, um seinen Cholesterinspiegel zu senken?
Stadler: Die zwei wichtigsten Säulen beachten: Ernährung und Bewegung. Damit ist nicht gemeint, dass man von heute auf morgen ins Fitnessstudio muss. Auch Alltagsbewegung kann schon helfen, zum Beispiel jeden Tag eine Viertelstunde zügig spazieren zu gehen, die Treppen statt den Aufzug zu nehmen oder beim nächsten Einkauf das Auto bewusst vorher schon abzustellen und den Rest zu Fuß zu gehen. Was die Ernährung betrifft sollte man auf die Gesamtkalorien pro Tag achten und fett- oder kohlenhydratreiche Produkte reduzieren. Tiefkühlgerichte oder Energydrinks zum Beispiel sind fatal. Besser, man verwendet frische Zutaten, isst Obst, Ballaststoffe und nicht jeden Tag Fleisch.