PNP-Interview
Wintersportzentrum im Bayerwald: Gegenargumente für gute Ideen

Chef Bernhard Hain relativiert Vorschläge von regionaler Skilehrer-Legende

25.02.2022 | Stand 22.09.2023, 1:32 Uhr

Der anspruchsvolle Kißlingerlift, auf dem sich primär geübtere Skifahrer tummeln, wird die nächste Zeit nicht per Lift angeschlossen an das übrige Skizentrum Mitterdorf. −Foto: Zweckverband

Rund 20 Millionen Euro werden investiert in die anstehende Modernisierung der Liftanlagen im regionalen Wintersportzentrum Mitterdorf (Freyung-Grafenau). Es kursieren viele Ideen und Vorschläge - doch nicht alle sind umsetzbar.

Im Zuge der Modernisierung sollen im Umfeld der Almberg-Anlage auch mehrere Sommer-Attraktionen (u.a. moderne Drahtseilbahnen, Themenwege) geschaffen werden. Die regionale Skilehrer-Legende Walter Heindl (85) hat mit seinen jüngst in der PNP veröffentlichten Ideen und Verbesserungsvorschlägen – u. a. eine Anbindung des Kißlingerlifts und eine Panorama-Abfahrt im Wald am Almberg – für Gesprächsstoff und Zuspruch gesorgt.

Beim Zweckverband Wintersportzentrum Mitterdorf hatte man im Vorfeld offenbar ähnliche Gedankenspiele, die aber aus verschiedenen Gründen nicht oder nur schwer umsetzbar sind. Die PNP hat bei Zweckverbands-Geschäftsführer Bernhard Hain nachgefragt.

Walter Heindl, der im Lauf der vergangenen 60 Jahre über 60000 Leuten – großteils in Mitterdorf – das Skifahren gelehrt hat, moniert, dass man bei den aufwendigen Winter- und Sommer-Modernisierungen an und um die Liftanlagen eine Anbindung des Kißlingerlifts (an den Kirchenlift) nicht berücksichtigt und die Nutzer dort weiterhin über die Straße gehen müssen, wollen sie dort den Lift nutzen. Warum?

Bernhard Hain: "Die Leistungen jener Pioniere, die den Wintersport und den Skibetrieb in Mitterfirmiansreut überhaupt ermöglicht haben, sind nicht hoch genug anzurechnen. Ohne deren Weitblick, Einsatz und Ausdauer gäbe es das Skizentrum Mitterdorf nicht. Zu diesen verdienstvollen Personen und Pionieren zählt natürlich auch Herr Heindl, den ich persönlich kennen- und sehr schätzengelernt habe.

Großer Almberg ist Zentrums-Hauptabfahrt

Die Anbindung des Kißlingerlifts an den Kirchenlift beziehungsweise den Almberg wird seit Jahrzehnten thematisiert – bisher leider ohne Erfolg. Es gab vor Jahren bereits konkrete und umsetzungsreife Pläne, die aber dann aus verschiedenen Gründen wieder verworfen werden mussten.

Für eine direkte Anbindung des Kißlingerhangs an den Kirchenlift beziehungsweise den Almberg müssen aber auch zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden. Der Kißlingerlift erschließt eine Skiabfahrt, die als mittelschwer (FIS-Klassifikation Rot) beziehungsweise schwer (FIS-Klassifikation Schwarz) eingestuft ist. Die Hauptzielgruppe im Skigebiet Mitterdorf sind Mehrgenerationen-Familien und hier insbesonders auch Anfänger und Wenigfahrer, welche nahezu ausschließlich leichte Abfahrten (FIS-Klassifikation Blau) oder maximal mittelschwere Abfahrten im Übergangsbereich von leicht zu mittelschwer befahren können oder wollen. Der Kißlingerlift wird daher vorwiegend von technisch versierten Skiclubmitgliedern und sportlich-ambitionierten Skifahrern befahren.

Der Große Almberg ist die Hauptabfahrt des Skizentrums und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Insofern sind wir in der Abwägung und Priorisierung der Maßnahmen zu dieser Festlegung gekommen.

Verbindung würde Siedlungsgebiet betreffen

Darüber hinaus wird die Verbindung Kißlingerlift-Kirchenlift in jedem Fall Siedlungsgebiet mit unter Umständen mehreren privaten Grundstücken betreffen. Hier sind Variantenanalysen, zahlreiche Gespräche, Abstimmungen und vieles mehr notwendig. Dabei handelt es sich um einen längeren Prozess. Die nunmehr geplanten Investitionen werden aber gemäß der Richtlinie zur Förderung von Seilbahnen und Nebenanlagen in kleinen Skigebieten mit 30 Prozent gefördert. Dieses Förderprogramm läuft mit 31.12.2022 aus. Die 30 Prozent Förderung werden auch aktuell schon nicht mehr gewährt, weswegen die Einreichung noch vor dem 31.12.2021 wichtig und notwendig war.

Die Projekte, welche einen positiven Förderbescheid erhalten haben, müssen binnen maximal drei Jahren umgesetzt werden. Ein rechtzeitiger Abschluss der Planungen für die Verbindung Kißlingerlift-Kirchenlift in diesem Förderprojekt ist also nicht möglich."

Herr Heindl hat für seine Ideen dieser Tage viel Zustimmung erhalten. Bei den Landkreismeisterschaften am Kißlingerlift war das Tagesgespräch. Sind Heindls Ideen für Sie nachvollziehbar? Und finden seine Verbesserungswünsche vielleicht in naher Zukunft bei Planungen Niederschlag?

Mir ist bewusst, dass solche Vorschläge gut ankommen – allen voran bei den einheimischen Skirennläufern und generell bei den sportlich-ambitionierten Skifahrern. Der Zweckverband und auch ich persönlich sehen die Anbindung des Kißlingerhangs an den Kirchenlift ebenfalls als wichtige Maßnahme und als Aufwertung des gesamten Skigebiets. Jedoch sind die vorhin bereits erwähnten Aspekte zu berücksichtigen, bevor wir hier konkrete Aussagen treffen oder eventuelle Maßnahmen setzen können.

Für die Zukunft wollen wir seitens des Zweckverbands an diesem Thema dranbleiben und die Möglichkeiten ausloten.

Ist eine Attraktivitätssteigerung am Großen Almberg mit einer längeren Panoramapiste und ein paar Kurven mehr, für die Wald abgeholzt werden müsste, auch ein Thema?
"Dieser Vorschlag ist aktuell kein Thema. Der laufende Winterbetrieb und das aktuelle Förderprojekt fordern derzeit unsere volle Aufmerksamkeit. Falls weitere Maßnahmen notwendig und möglich wären, sind aber in erster Linie Gespräche mit den betreffenden Grundeigentümern sowie den zuständigen Fachstellen zu suchen. Im Übrigen muss man wissen, dass der Zweckverband nicht Grundstückseigentümer der entsprechenden Waldflächen ist. Zum Großteil sind die Bayerischen Staatsforsten Eigentümer.
Eine weitere Abfahrtsmöglichkeit, wie von Herrn Heindl vorgeschlagen, ist also aktuell nicht vorgesehen. Aber konkret zu den geplanten Maßnahmen am Großem Almberglift: Durch die Verlegung der Liftanlage und somit auch der Stützen an den Rand und kleinerer Pistenverbreiterungen wird die Abfahrtstrasse ohnehin größer.

Panoramapiste "aktuell kein Thema"

Sind mittelfristig weitere Maßnahmen in Mitterdorf – neben den aktuell auch in der PNP vorgestellten Maßnahmen im Rahmen des 20-Millionen-Projekts geplant? Und wenn ja, welche Kosten sind dafür im Lauf der kommenden Jahre veranschlagt?
"Die Attraktivität darf nicht stagnieren, schon gar nicht, wenn wir einen Ganzjahresbetrieb aufbauen und etablieren wollen. Mittelfristig stehen Erneuerungen der weiteren Aufstiegshilfen – Almwiesenlift, Kirchenlift, Kißlingerlift – an, da diese Anlagen teilweise bereits seit Jahrzehnten betrieben werden. Reihenfolge sowie Zeitpunkt der Umsetzung dieser Maßnahmen sind aktuell noch nicht festgelegt, daher können wir auch noch keine konkreten Zahlen nennen. Die Realisierung hängt natürlich von vielen Faktoren ab, unter anderem der wirtschaftlichen Darstellbarkeit. In dem Fall folgen aber auch diese mittelfristig geplanten Maßnahmen den Intentionen des Masterplanes, nämlich "Modernisierung im Bestand".