"Lindenberg! Mach dein Ding!" in der ARD
Wie "Udo" zur deutschen Rocklegende wurde + Trailer

06.07.2022 | Stand 21.09.2023, 2:21 Uhr

Udo Lindenberg (Jan Bülow) spielt "Andrea Doria" - seinen wohl größten Hit. −Foto: ARD/DCM/Letterbox

Keine Panik auf der Titanic: Udo Lindenberg lässt auch mit 76 Jahren nichts anbrennen, der Deutschrocker ist mit Sonnenbrille und Hut präsent wie eh und je (siehe Artikel oben). Doch wie war das eigentlich, als der kleine Udo noch nicht der große Lindenberg war und als Kind im heimischen Gronau das Schlagzeug und seine kreative Ader entdeckte, um sich ein paar Jahre später im wilden Hamburg der siebziger Jahre als schlechtbezahlter Trommler auf der Reeperbahn durchzuschlagen? Dieser Frage widmet sich die charmante Filmbiografie "Lindenberg! Mach dein Ding", die am 18.7. in der ARD läuft.



Der Kinofilm von 2020 punktet mit atmosphärischen Bildern, sehenswerten Nebendarstellern wie Julia Jentsch, Charly Hübner und Detlev Buck sowie einem tollen Hauptdarsteller, der Udo Lindenberg nicht nur ähnlich sieht, sondern auch den ein oder anderen seiner berühmten Songs gekonnt zum Besten gibt: Jan Bülow versteht es, die lässige Grundhaltung des Panikrockers mit der Nuschelstimme zu imitieren, ohne das Ganze zu einer albernen Lindenberg-Parodie werden zu lassen.

Einziges Manko des von Regisseurin Hermine Huntgeburth aufwändig inszenierten Films: Zuweilen fügen sich die Handlungsstränge in diesem Biopic doch allzu gefällig ineinander, ganz so folgerichtig und zwangsläufig ist die Entwicklung Udo Lindenbergs zum Künstler in seinem wahren Leben wohl nicht abgelaufen.

Die Handlung pendelt zwischen bescheidener Kindheit als Sohn eines Klempners in der westfälischen Arbeiterstadt Gronau in den 50er Jahren und seinen Anfängen als Musiker Anfang der 70er in Hamburg. Vater Gustav (Charly Hübner) schwört seinen Sohn auf ein Leben voller unerfüllter Träume ein, doch der Junge will mehr und wird von seiner Mutter Hermine (Julia Jentsch) bestärkt, seinem ersten Fan.

Bei den Frauen findet der betont schnoddrige auftretende und sensible junge Mann immer wieder Halt. Als ihm sein Vater trotz aller Vorbehalte zum Geburtstag ein Schlagzeug schenkt, ist es um den kleinen Udo geschehen: Er will Trommler in einer Rockband werden. Davor absolviert er noch eine Lehre zum Kellner – auch weil ihm der Seemann und gelernte Ober Herm (Martin Brambach) in der vielleicht lustigsten Szene des Films schwer angetrunken verklickert hat, dass einem mit diesem Beruf alle Wege offen stehen.

Als der junge Mann dann schließlich in Hamburg angekommen ist, läuft es nicht so wie erhofft: Er muss sich gemeinsam mit seinem besten Kumpel Steffi (Max von der Groeben) gegen lausige Gagen auf der Reeperbahn und als Studiomusiker verdingen, lässt sich aber nicht unterkriegen und findet Trost bei Paula (Ruby O. Fee) und anderen leichten Mädchen vom Kiez.

Der Versuch von Musikproduzent Mattheisen (Detlev Buck), den jungen Mann als Sänger mit englischen Liedern zu etablieren, scheitert, doch dann besinnt sich Udo auf seine Stärke und singt auf Deutsch. Alles klar auf der Andrea Doria: Es ist der Beginn einer beispiellosen Karriere.

Martin Weber

•"Lindenberg! Mach dein Ding", Montag, 18.7., 20.15 Uhr, ARD

•Trailer im digitalen Feuilleton auf pnp.de/kultur