Von Country zum Popstar
Warum Taylor Swift "Fearless" von 2008 neu aufgenommen hat

08.04.2021 | Stand 21.09.2023, 22:35 Uhr
Lisa Forster

Taylor Swift hat einen Weg gefunden, die Rechte an ihren eigenen Lieder zurückzubekommen. −Foto: Universal Music

Der Vorgang dürfte auch in der bunten Welt der Popmusik einzigartig sein: Wegen des Streits mit ihrem ehemaligen Label spielt Taylor Swift ihre alten Alben noch einmal ein. Damit kann die 31-jährige Ausnahmekünstlerin über die Rechte wieder frei verfügen. Den Anfang macht ihre Neufassung von "Fearless", das heute erscheint. Erstmals 2008 veröffentlicht, markierte das Album Swifts Wandlung von der Country-Musikerin zum Popstar und war bahnbrechend erfolgreich.



Bei der Veröffentlichung vor fast 13 Jahren war Swift 18 Jahre alt, schon damals schrieb sie die Lieder entweder komplett selbst oder war Co-Autorin. Sie gewann dafür vier Grammys, unter anderem für das "Album des Jahres". In den USA war "Fearless" 2009 die meistverkaufte Platte. Bis heute hat sie sich, wie Swifts jetziges Label Universal informiert, zwölf Millionen Mal verkauft.

Musikalisch erwarten die Hörer 26 eingängige Popsongs mit leichtem Country-Einschlag. Einige davon hatten es damals nicht aufs Album geschafft, sie sind zum ersten Mal zu hören. Banjos, gezupfte Gitarren oder Geigen rückten auf Swifts zweitem Werk etwas mehr als noch beim Debüt in den Hintergrund. Der Sound wurde stadiontauglicher, wie etwa im poprockigen "Forever & Always".

Man könnte das Album als Teenie-Pop bezeichnen, fast jedes Lied handelt von Highschool-Verliebtheit. Die Melodien sind manchmal süßlich, doch Swifts Markenzeichen ist hier schon ausgeprägt: ihr starkes Songwriting-Talent. Sie erzählt Geschichten, die spezifisch sind und trotzdem universell anschlussfähig. Details aus ihrem eigenen Leben fließen ein, so erwähnt sie zum Beispiel ihre Freundin Abigail. Dadurch hatten Swifts Fans früh das Gefühl, Teil ihres Lebens zu sein.

Mit diesem Album hatte Swift neu definiert, was Teenie-Pop bedeuten kann. Anders als die meisten US-Megastars im Teenager-Alter schrieb sie ihre Geschichten selbst und spielte selbst Gitarre. Auch wenn es typische Jugend-Fantasien sind, wirken sie ungewohnt aufrichtig.



Selbstermächtigung war schon damals ein Thema für die US-Amerikanerin – und ist es bis heute. Zwischen 2006 und 2017 hatte sie ihre ersten sechs Studioalben bei Big Machine herausgebracht, einst ein kleines Country-Label in Nashville. In der Vergangenheit sprach sie über ihren gescheiterten Versuch, die Rechte an diesem frühen Material zurückzugewinnen. Ohne ihr Wissen seien die Rechte zweimal verkauft worden - unter anderem von einem Musikmanager, dem Swift unfaire Praktiken vorwirft.

Nun also erscheinen diese Alben neu eingespielt – in "Taylor’s Version", wie der Zusatz heißt. Im Prinzip sind es die gleichen Lieder, doch die neue Version der Single "Love Story" etwa klingt im Vergleich frischer, die Instrumente sind differenzierter.

Einige der Songs bleiben hängen, auch wenn sie noch nicht das Niveau der späteren Hits auf "1989", "Lover", "Folklore" und "Evermore" haben. Wichtig ist das Album aus anderen Gründen: Weil Swift über ihre alten Songs nun wieder frei verfügen kann – und vor allem, weil sich daran ihre Entwicklung zu einer der talentiertesten Songwriterinnen unserer Zeit nachvollziehen lässt.

Lisa Forster



•Universal, digital ab 13 Euro, auf CD ca 18 Euro