In Bewegung entdecken
Waltraud Danzig stellt Lithografien in Passau aus

11.01.2022 | Stand 20.09.2023, 4:52 Uhr

"Gitterstruktur", eine Monotypie von Waltraud Danzig, 2021 entstanden (Ausschnitt). −Foto: Deborah Voß

Horizontale und vertikale Linien, die sich in unterschiedlicher Breite, Dichte und Stärke über das Papier ziehen – schwarz auf weiß. Als starr, schlicht, gar simpel könnte man die Monotypie "Gitterstruktur" von Waltraud Danzig beschreiben, die als Teil der Ausstellung "Lithografie und mehr" aktuell in der Produzentengalerie in Passau zu sehen ist. Das wäre jedoch faul: Je näher man der Arbeit kommt, desto mehr verfällt das Auge den einzelnen Linien. Je weiter man sich entfernt, desto stärker gehen diese in einem Zusammenspiel von Licht und Schatten auf.

Das Werk entwickelt sich mit den Bewegungen des Betrachters. Er muss nur den ersten Schritt machen – ganz gleich, ob vor oder zurück. Dies gilt für fast alle der insgesamt zehn ausgestellten Werke der Pfarrkirchner Künstlerin. Sie alle stammen aus den Jahren 2020 und 2021. Neben Lithografien und Monotypien umfasst "Lithografie und mehr" Zeichnungen mit Ölkreide und Graphit auf Papier sowie Mischtechniken.

Dabei ist die Beziehung zwischen Werk und Betrachter nicht immer exklusiv. In mehrteiligen, seriellen Arbeiten wird sie durch eine weitere Ebene intensiviert – wie bei den drei zusammengehörenden Ölkreidezeichnungen der "Reihe ohne Titel". Alle drei Bilder zeigen ebenfalls waagerechte und senkrechte schwarze Linien, jedoch sind die Abstände zwischen diesen in jedem Einzelwerk unterschiedlich. Damit kommt es nicht bloß auf die Distanz oder Nähe zwischen Bild und Betrachter an. Die Wirkung des Gesamtwerks formt sich nun zudem aus dem Verhältnis zwischen den Einzelwerken.

Dies braucht eine Weile. "Lithografie und mehr" ist keine Ausstellung zum Durchhuschen. Ebenso wenig zum Stillstehen. Es sind positionelle Veränderungen – auf und vor den Werken –, die die vermeintlich starren, schlichten, gar simplen Linien zum Wandeln bringen.

Deborah Voß



Bis zum 30. Januar 2022 in der Produzentengalerie Passau, Bräugasse 9, Do.-So., 15-17 Uhr sowie nach Absprache