Trostberg
Vier Bewohner mit Covid 19 gestorben

Pflegezentrum "Pur Vital" in Trostberg kämpft mit Infektionen – 17 weitere Bewohner positiv getestet

14.04.2020 | Stand 20.09.2023, 21:38 Uhr

Trotz Aufnahmestopps und Besuchsverbot: Im Pflegezentrum "Pur Vital" in Trostberg hat sich der Coronavirus seit Mitte März verbreitet. −Foto: Frei

Nach den ersten nachgewiesenen Infektionsfällen im Trostberger Pflegezentrum wurden auch alle Mitarbeiter getestet. Von den knapp 150 Getesteten hatten insgesamt zwölf ein positives Ergebnis. Diese befinden sich in häuslicher Quarantäne.

Auch die Bewohner seien in der vergangenen Woche von ihren Hausärzten getestet worden – selbst wenn sie keine Krankheitssymptome zeigten. Alle infizierten Bewohner befinden sich je nach Gesundheitszustand im Krankenhaus oder im Isolierbereich des Pflegezentrums "Pur Vital". Die Einrichtung sei in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt, sagt der Sprecher des Landratsamtes, Michael Reithmeier. Viele wichtige Maßnahmen seien erfolgreich umgesetzt worden wie der Isolierbereich, der nur über eine Schleuse zu betreten sei. In einem weiteren isolierten Bereich werden Bewohner mit Covid-19-Verdacht untergebracht und alle, die aus der Klinik ins Pflegeheim zurückkommen, auch wenn sie nicht an Corona erkrankt waren. Das Landratsamt hatte vor zwei Wochen entschieden, das Pflegeheim nicht zu evakuieren.

Wie das Virus trotz der Vorsichtsmaßnahmen – nach dem 13. März wurden keine Bewohner mehr aufgenommen, und ab dem 20. März herrschte absolutes Besuchsverbot – ins Haus gekommen ist, konnte jetzt nachvollzogen werden, sagte Hausleiterin Karin Steiglechner gestern im Gespräch mit der Heimatzeitung. Am 13. März habe eine Mitarbeiterin ihren Vater ins Pflegezentrum gebracht, der Symptome eines demenziellen Schubs zeigte. Der Mann sei aber nur ein paar Stunden im Haus gewesen und dann in die Klinik Trostberg gebracht worden. Selbst dort sei er nicht gleich auf Covid 19 getestet worden, weil die Symptome nicht einzuordnen gewesen seien. Am 3. April aber wurde eine Infektion bei der Tochter nachgewiesen. Davor hatte ihr Vater aber offenbar schon das Virus im Haus verbreitet. Damals arbeitete noch nicht das gesamte Personal mit Schutzausrüstung.

Die erste Bewohnerin, die im "Pur Vital" an Covid 19 erkrankte, hatte dann am 17. März die ersten Symptome gezeigt. Sie wurde vorsorglich isoliert und gleich am 18. März getestet. Doch das Ergebnis kam laut Steiglechner erst am 24. März. Mittlerweile gehe es der Frau aber wieder gut, sie sei symptomfrei. Anders bei einem 83-jährigen Mann, der vor zwei Wochen in der Klinik in Trostberg verstarb. Die drei anderen Bewohner starben im Pflegezentrum.

Die Hausleitung hatte die Hausärzte aufgefordert, alle Bewohner zu testen. "Aber es gibt auch einzelne Bevollmächtigte, die das verweigern", berichtete Karin Steiglechner. Wer nicht getestet wurde, wird wie ein Verdachtsfall behandelt und in den Isolierbereich des Pflegezentrums verlegt.

Die Räumliche Situation sei dafür noch ausreichend, erklärte Steiglechner. Jeder habe sein eigenes Zimmer. Auch personell sei man noch gut aufgestellt. "Es war gut, dass wir am Anfang der Krise die Mitarbeiterzahl aufgestockt haben", meint die Hausleitung. Die Situation sei dennoch enorm belastend für alle – Mitarbeiter und Bewohner. Keiner der Bewohner dürfe sein Zimmer verlassen.

Alle Mitarbeiter hätten mittlerweile eine komplette Schutzausrüstung. "In den vergangenen zwei Wochen war es mühsam, an das Material zu kommen. Unser Pflegedienstleiter und unsere Zentrale waren pausenlos damit beschäftigt, die verschiedensten Quellen für Schutzausrüstung abzufragen", berichtete Steiglechner. Man habe viele Tage immer nur kleine Vorräte im Haus gehabt. Gestern sei aber eine ansehnliche Lieferung vom Katastrophenschutz des Landkreises eingetroffen. "Diese hilft uns jetzt schon weiter."