München
Versuchter Mord im Kreißsaal: Klinik arbeitet Fall auf

24.07.2014 | Stand 20.09.2023, 6:11 Uhr
Haupteingang des Universitätsklinikums Großhadern. −Foto: Foto: Tobias Hase/Archiv

Nach der Verhaftung einer Hebamme wegen versuchten Mordes an vier werdenden Müttern justiert das Münchner Universitätsklinikum Großhadern seine Abläufe nach. "Prinzipiell ist es so, dass wir jeden Prozess noch einmal überprüft haben, ob wir ihn nicht weniger manipulationsanfällig machen können und ob wir das Risiko einer Beimischung verringern können", sagte der Leiter des Zentrums für Geburtshilfe, Uwe Hasbargen, am Freitag.

Unter anderem sollen Infusionen nun bei erst kurz vor der Operation vom Anästhesisten gelegt werden. Vollkommen ausschließen lasse sich ein solcher Fall nicht. "Es handelt sich nicht um eine Fahrlässigkeit oder einen systematischen Fehler, sondern um eine individuelle Tat."

Die 33 Jahre alte Hebamme, die seit 2012 am Klinikum arbeitete, soll vier Frauen bei Kaiserschnitt-Geburten in der Universitätsklinik Großhadern das blutverdünnende Mittel Heparin in die Infusion gemischt haben. Da die Frauen wegen Vorerkrankungen zu verstärkten Blutungen neigten, sei ohnehin mit Schwierigkeiten gerechnet worden - die Manipulation sei somit nicht sofort aufgefallen. Sie konnten nur mit notfallmedizinischen Maßnahmen gerettet werden.

Die Hebamme war vor einer Woche (18. Juli) bei Dienstantritt festgenommen worden. Sie hatte die Vorwürfe zuerst zurückgewiesen und dann keine Aussage mehr gemacht. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter. "Die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Peter Preuß. Wann es zu einer Anklage kommen könnte, ließ er offen. Ob die 33-Jährige psychiatrisch begutachtet werden soll, war offen. "Üblicherweise findet das in solchen Fällen statt. Ob es auch in diesem Fall stattfindet, ist nicht abschließend entschieden."

In der Klinik rätseln die Kollegen weiter, was die kinderlose Frau aus dem Münchner Umland motiviert haben könnte. "Wir sind vollkommen schockiert", schilderte Hasbargen die Stimmung am Klinikum. "In vielen internen Gesprächen, die wir im Team geführt haben, hat keiner irgendeine Idee geäußert, was das Motiv sein könnte, so eine Gefährdung von Patienten auszulösen."

Die von der Klinik informierten Patientinnen hätten ohne Vorwurf reagiert. "Die Frauen haben zuerst gedacht, wir hätten sie zum Gespräch gebeten, um mit ihnen über die Geburt zu sprechen." Das sei bei Komplikationen so üblich. Die Gespräche seien aber außerordentlich vertrauensvoll und freundlich verlaufen. "Da gab es keine Vorwürfe."