Interaktive Karte
Vereinsaustritte in der Corona-Krise: So ist die Lage in der Region

14.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:44 Uhr

Die Interaktive Karte zeigt, wie sich die Mitgliederzahlen in bayerischen Sportvereinen in der Region verändert haben. −Grafik: PNP

Fast 100.000 Mitglieder hat der organisierte Sport im Corona-Jahr 2020 bayernweit verloren, wie der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) vor wenigen Tagen mitteilte.

So ist die Lage in Südostbayern:
(Eine Interaktive Karte zur Mitgliederentwicklung in der Region finden Sie weiter unten im Artikel.)

NIEDERBAYERN

Die niederbayerischen Vereine kommen bislang glimpflich durch diese Krise, wie aus Zahlen des BLSV hervorgeht. Die rund 1600 Vereine verloren rund 5500 Mitglieder. Im Landkreis Freyung-Grafenau waren Ende des Jahres sogar mehr Menschen in Sportvereinen gemeldet als vor der Pandemie.



Der Eindruck hat also nicht getäuscht: In zahlreichen Gesprächen während der mehrmonatigen Pausen für den Amateursport berichteten viele Vorstände im Gespräch mit der PNP, dass die coronabedingten Austritte überschaubar seien. Die Entwicklung der Zahlen würden sich im normalen Rahmen bewegen, so die fast einhellige Darstellung. Die Mitglieder in Niederbayern halten ihren Klubs die Treue, obwohl viele auf Angebote verzichten mussten und müssen.

In Summe waren in den neun niederbayerischen Landkreisen 477.965 Mitglieder registriert. Der Landkreis Freyung-Grafenau (+49 Mitglieder; 0,16 Prozent) verzeichnete als bayernweit einer von fünf BLSV-Gebieten sogar einen Zuwachs. Aus allen anderen Kreisen wurden leichte Verluste gemeldet. Das dickste Minus verzeichnet der Kreis Landshut, der mit 2,28 Prozent (1981 Mitglieder) sogar über dem bayerischen Schnitt (zwei Prozent) liegt.

SÜDOSTOBERBAYERN

In den Landkreisen Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn und Rosenheim sieht die Lage ähnlich aus: Hier verzeichnete der BLSV im Corona-Jahr 2020 insgesamt 284.222 Mitglieder - ein Verlust von 4735 Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr.

Wie der Landkreis Freyung-Grafenau in Niederbayern gehört auch das Berchtesgadener Land zu den wenigen Regionen in Bayern, die sich sogar einen Mitgliederzuwachs freuen können: Fast 300 Menschen haben sich hier neu in einen Sportverein eingeschrieben, ein Plus von 0,9 Prozent. Den größten Mitgliederverlust in Südostoberbayern hat der Landkreis Altötting zu beklagen mit einem Minus von 2,59.



OBERPFALZ

Obwohl der BLSV im Bezirk Oberpfalz insgesamt weniger Vereinsmitglieder zählt als etwa in Niederbayern, fällt hier der Verlust deutlicher aus: Über 7700 Mitglieder weniger waren hier 2020 in Sportvereinen gemeldet im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt registriert waren 389.949 Mitglieder.

Alle Landkreise in der Oberpfalz verzeichnen Verluste, allen voran der Landkreis Amberg mit einem Minus von 2,93. In den an Niederbayern angrenzenden Regionen Regensburg (-1-93) und Cham (-0,97) fielen die Verluste noch etwas moderater aus.

Kampf um Nachwuchs

Anlass zur Euphorie geben die genannten Zahlen nicht. Jeder Verein, jede Sportart kämpft – um Nachwuchs und gerade in diesem Bereich war 2020 fatal. Besonders Kinder und Jugendliche sind während der Pandemie aus Sportvereinen ausgetreten, jedes 20. Mitglied unter 18 Jahren, hat der BLSV errechnet. "Es ist keine verlorene Generation. Aber es ist ein Jahrgang, um den wir sehr hart kämpfen werden müssen", sagt BLSV-Präsident Jörg Ammon.

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat die Hoffnung, dass er diesen Kampf gewinnt. 1,77 Prozent seiner rund 1,6 Millionen Amateurkicker verabschiedeten sich im Corona-Jahr, "große Teile kommen wieder", vermutet BFV-Sprecher Fabian Frühwirth. Zumindest war dies nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 so, als der BFV im Herbst den Verlust mit Pass-Ausstellungen fast wieder wettmachte.

"Sport soll Schritt für Schritt im Frühjahr aufblühen"

Sportminister Joachim Herrmann (CSU) hat nach ersten, leichten Lockerungsschritten für den bayerischen Amateurfußball versucht, die Menschen weiter für organisierte Bewegung zu begeistern: "Sport hat eine herausragende Bedeutung für die Gesundheit und die Gesellschaft und darum soll er nun Schritt für Schritt im Frühjahr aufblühen", sagte der bayerische Innenminister. Millionen Mitglieder aus 12000 Vereinen werden ihn gerne beim Wort nehmen.