Dukovany
Unweit von Passau: Tschechien will neuen Block für Atomkraftwerk bauen

17.03.2022 | Stand 21.09.2023, 6:05 Uhr

Das Kernkraftwerk Temelin liegt nur rund 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt. Nun will Tschechien den Anteil der Atomkraft an der Energieerzeugung weiter ausbauen. Ministerpräsident Petr Fiala gab am Donnerstag bei einem Besuch am geplanten Standort Dukovany in der Region Südmähren endgültig grünes Licht für das Projekt. −Foto: dpa

In Tschechien soll ein neuer Block für ein Atomkraftwerk gebaut werden.



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Ministerpräsident Petr Fiala gab am Donnerstag bei einem Besuch am geplanten Standort Dukovany in der Region Südmähren endgültig grünes Licht für das Projekt. "Wir wollen einen weiteren Schritt hin zur Energie-Unabhängigkeit machen", sagte der liberalkonservative Politiker. Der russische Angriff auf die Ukraine habe gezeigt, wie entscheidend dieses Ziel sei. Hintergrund ist, dass Russland der größte Erdgaslieferant der EU ist.

Die Baukosten für den Reaktor werden auf umgerechnet mindestens sechs Milliarden Euro geschätzt. Eine Teilnahme russischer und chinesischer Anbieter ist seit einer Gesetzesänderung faktisch ausgeschlossen. Zu den Interessenten für den Bau zählen US-amerikanische, französische und südkoreanische Firmen. Die Regierung in Prag hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Atomenergie an der Stromproduktion bis 2040 von rund einem Drittel auf mehr als die Hälfte zu erhöhen.

Rund 210 Kilometer östlich von Passau

Die Korruptionswächter der Organisation Transparency International kritisierten die AKW-Ausbaupläne. In einem offenen Brief an Industrieminister Jozef Sikela warnten sie vor einer drohenden Kostenexplosion. Es fehlten grundlegende Informationen zum seit langer Zeit größten Investitionsprojekt des EU-Mitgliedstaats. Der Sieger der Ausschreibung soll bis Ende 2024 feststehen. Der Probebetrieb könnte 2036 beginnen.

Der AKW-Standort Dukovany liegt rund 210 Kilometer östlich von Passau in Bayern und weniger als 100 Kilometer nördlich von Wien. Derzeit sind dort vier Druckwasserreaktoren der sowjetischen Bauart WWER 440/213 in Betrieb. Angesichts des Alters der bestehenden Anlage von mehr als 35 Jahren befürchten Umweltschützer ein wachsendes Sicherheitsrisiko.

− dpa