Schirmherr der PNP-Spendenaktion
Unicef-Botschafter Dirk Nowitzki: "Versuchen unsere Kinder weltoffen zu erziehen"

03.12.2021 | Stand 12.10.2023, 10:16 Uhr

"Uns ist wichtig, dass unsere Kinder respektvoll sind gegenüber anderen Kulturen und Menschen", sagt Dirk Nowitzki, hier mit seiner Ehefrau Jessica Olsson und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2019 bei einem Staatsbesuch in Kenia. Im David Sheldrick Wildlife Trust Elefanten-Waisenhaus im Nairobi Nationalpark fotografierte Nowitzkis Tochter Malaika ihre Eltern und den Präsidenten. − Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Basketball-Legende Dirk Nowitzki (43) hat als Unicef-Botschafter die Schirmherrschaft für die diesjährige Weihnachtsaktion übernommen.

Wie Sie helfen können, lesen Sie am Ende des Artikels. Mehr zur PNP-Spendenaktion finden Sie auf unserer Sonderseite.

Im Interview spricht er über seinen Einsatz für benachteiligte Kinder und verrät, was ihm ganz privat als Vater für seine drei eigenen Kinder Malaika, Max und Morris wichtig ist.



Er ist das Aushängeschild des deutschen Sports: Basketball-Legende Dirk Nowitzki hat sich mit seinen mehr als 31.000 erzielten Punkten für die Dallas Mavericks in der amerikanischen Profi-Liga NBA und im schwarz-rot-goldenen Nationaltrikot unsterblich gemacht. Weltweit wird der sympathische Würzburger als Idol gefeiert. Auch zwei Jahre nach seinem offiziellen Karriereende fliegen ihm die Herzen der Fans zu, wie sein Auftritt bei der Reihe "MENSCHEN in EUROPA" im Passauer Medienzentrum Mitte Oktober einmal mehr zeigte.

Das vollständige Interview im Wortlaut:

Herr Nowitzki, Sie haben als Unicef-Botschafter die Schirmherrschaft für unsere Weihnachtsaktion übernommen. Vielen herzlichen Dank dafür. Was bedeutet Ihnen dieses Ehrenamt für das UN-Kinderhilfswerk?
Dirk Nowitzki: Als ich damals 2013 gefragt worden bin, empfand ich es als Riesenehre. Ich habe ja früher als Kind selber die Werbespots von Unicef gesehen mit all den Celebrities. Dass man da jetzt selber dabei sein und helfen darf, das ist schon sehr schön. Für mich war das ein "No-Brainer", wie man so sagt in den Staaten. Ich war sofort dabei, und freue mich, dass die Zusammenarbeit in den letzten acht Jahren so gut geklappt hat. Wie wir ja alle wissen, ist Unicef eine tolle Organisation, die wichtige Sachen auf der ganzen Welt macht, vor allem auch in Kriegs- und Krisengebieten. Ich habe immer versucht, diese Arbeit zu unterstützen.

Dieses Jahr fließen die Spenden unserer Leser nach Kenia, wo Tausende Kinder im Osten des Landes unter Dürre, Hunger und der Corona-Pandemie leiden. Kenia ist ja ein Land, das Ihnen über die Familie Ihrer Frau nicht fremd ist. Sie haben ja dort sogar in einer kenianischen Zeremonie geheiratet. Wie intensiv ist Ihre Verbindung nach Kenia?
Nowitzki: Die Verbindung ist sehr intensiv. Leider waren wir seit der Pandemie nicht mehr da, aber vorher besuchten wir fast jedes Jahr die Familie. Kurz vor dem Ausbruch der Pandemie hat Bundespräsident Steinmeier einen offiziellen Staatsbesuch gemacht, und da wurde ich dazu eingeladen. Für mich und auch für meine Familie war diese Erfahrung natürlich unglaublich. Wir sind in Kenia sehr präsent, haben da noch Onkels, Tanten, Cousins, Cousinen, die Großmutter lebte bis vor ein paar Jahren auch noch. Die sind ungefähr eine halbe Stunde vom Mount Kenia weg, so drei, vier Stunden nördlich von Nairobi, nah am Äquator dran. Diesen Heimaturlaub finden unsere Kinder super, sie lieben es, Tiere zu beobachten. Und auch die Landschaft ist einfach toll.

Aber man sieht natürlich auch, dass noch sehr viel getan werden muss. Wenn man nach Nairobi zum Flughafen fährt, fährt man ja an einem der größten Slums vorbei. Und da ist die Not natürlich groß. Wir hoffen, dass wir jetzt mit unserem Projekt ein bisschen helfen können.

Sie meinen ein Projekt Ihrer eigenen Dirk-Nowitzki-Stiftung, die Sie ja neben dem Unicef-Ehrenamt in den USA und in Deutschland vorantreiben ...
Nowitzki: Ja, wir werden mit unserer Stiftung in Kenia jetzt ein Projekt starten, so eine Art YMCA, eine Begegnungsstätte, in der sich Kinder nach der Schule treffen können. Dort wollen wir die Kids für Sport begeistern. Es wäre toll, wenn wir auch in diesem Teil der Welt, aus dem die Mutter meiner Frau stammt, unseren eigenen Part leisten können.

Sie scheinen der Typ zu sein, der gerne selbst aktiv wird. Was können Sie unseren Lesern raten? Wie kann jeder Einzelne helfen? Wie handhaben Sie das?
Nowitzki: Man kann natürlich Organisationen wie Unicef unterstützen und versuchen zu spenden. Wie viel, das muss jeder für sich selber wissen. Aber man kann auch vor Ort helfen, persönlich anpacken. Es gibt viele tolle Programme, es muss ja nicht immer nur eine Spende sein, man kann sich ja auch mal selber ein Bild vor Ort machen und sich engagieren. Und dann kann man was mitnehmen, Kleinigkeiten, die man selber verteilt. Wir nehmen auch immer Taschen vollgepackt mit Geschenken mit. So engagieren kann man sich immer.

Die Corona-Pandemie hat gerade in armen Ländern viele Bildungserfolge zunichte gemacht. Es gab aber wohl kaum eine Familie auf der Welt, die nicht mit Lockdown und Homeschooling zu kämpfen hatte oder immer noch hat. Wie lief das denn im Hause Nowitzki ab mit Ihren drei Kindern?
Nowitzki: Ich glaube, das war eine neue, schwere Situation für jeden, für alle Familien. Aber ich darf mich da natürlich nicht beschweren. Wir waren in einer glücklicheren Lage als viele andere Familien. Die Kids konnten trotzdem noch spielen bei uns im Haus. Wir haben wie alle probiert, das Beste draus zu machen, die Kids bei Laune zu halten, dass sie trotzdem ein bisschen lernen, aber dabei Spaß haben. Unsere Kids sind noch so jung, da ist es schwer mit Online-Learning, der Kleine ist noch nicht mal fünf, der andere sechs und Malaika acht. Da ist noch nicht viel mit Zoomen, wir haben aber trotzdem versucht, das alles spannend zu halten, jeden Tag mal andere Spiele zu spielen oder andere Bücher zu lesen. Zum Glück war ja bei uns das Wetter okay, und die konnten schon im März und April letztes Jahr ein bisschen raus, draußen rumlaufen und ihre Energie loswerden.

Aber andere Familien hatten es da natürlich nicht so leicht hier in Deutschland oder bei uns in den Staaten, aber vor allem natürlich in Ländern mit weniger Infrastruktur und medizinischer Versorgung. Die hatten nicht wie wir so viel Glück, hatten kein Internet und iPads. Dass Schulen geschlossen worden sind, ist tragisch für die Kinder. Jetzt hoffe ich natürlich, dass wir langsam wieder über diese Zeit hinwegkommen. Wichtig ist, dass die Schulen wieder öffnen und offen bleiben. Denn Schule bedeutet viel für die Kinder, nicht nur Lernen, sondern auch Freiheit und Freunde sehen. In diesem Punkt sind die Schulen sehr, sehr wichtig.

Mit Ihrer Stiftung fördern Sie Kinder durch Sport und Lebenshilfe. Welches Rüstzeug brauchen Kinder, was wollen Sie ihren eigenen Kindern mit auf den Weg geben?
Nowitzki: Wir versuchen unsere Kinder weltoffen zu erziehen. Wir haben Wurzeln auf der ganzen Welt, wir wollen viel mit ihnen reisen, ihnen viel ermöglichen. Aber wir wollen ihnen auch zeigen, dass es andere Kulturen gibt, andere Sprachen. Uns ist wichtig, dass sie nicht in einer Blase aufwachsen, sondern dass sie auch von anderen Leuten lernen, dass sie respektvoll sind gegenüber anderen Kulturen und Menschen, dass sie ein gutes Herz haben. Schauen wir mal, wie das so funktioniert.

Und mit unserer Stiftung versuchen wir, Sport, Schule und Bildung zusammenzubringen, vor allem in unserem eigenen Projekt 41Campus. Meine Stiftung in Amerika hat jetzt 20-jähriges Jubiläum, und die in Deutschland gibt es auch schon wieder 15 Jahre. Über die Jahre haben wir viele tolle Projekte unterstützt, gefunden und gefördert, und da können wir schon stolz darauf sein.

Noch eine persönliche Frage: Ich kann mir vorstellen, dass man nach so einer langen Profikarriere von Training erst mal nichts mehr wissen will und lieber eine Runde auf der Couch chillt. Andererseits versucht man ja als Eltern Vorbild zu sein und die Kinder an Sport und ein gesundes Körperbewusstsein heranzuführen. Welchen Stellenwert hat der Sport heute in Ihrem Leben? Gibt es einen Fitnessplan für die ganze Familie?
Nowitzki: Also, es war genauso, wie Sie gesagt haben. Ich hab mich am Anfang erst mal zurückgezogen, ich wollte von Sport nichts mehr wissen, ich hab schön gegessen, auch mal ein Glas Wein getrunken. Auch die sechs, neun Monate nach meinem Karriereende, bevor es mit der Pandemie losging, sind wir noch viel gereist mit den Kids. Das war eine tolle Zeit, echt schön, nicht mehr von Halle zu Halle rennen zu müssen, sondern auch mal nur genießen zu können. Die Kids sind natürlich schon aktiv, die machen Fußball und Tennis und Gymnastik. Das volle Programm, wir fahren jetzt schon unter der Woche wie die Wilden rum, ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie das mal in fünf, zehn Jahren wird ...

Darf der Papa Tipps geben, oder heißt es: Du kennst dich da nicht aus, das ist meine Sportart?
Nowitzki: (lacht) Ja genau, das lassen wir lieber mal die Trainer machen. Aber ab und zu kann ich schon mal sagen: Halt mal den Schläger lieber so, weil ich halt selber auch gerne Tennis spiele. Also das ist eine Sache, die machen wir gerne zusammen, Tennis spielen als Familie.

Aber Sie machen ja sicher noch mehr . . .
Nowitzki: Ab und zu steige ich auch aufs Fahrrad. Ich muss ja auch abtrainieren. Das ist wichtig, wenn man so lange aktiv war wie ich. Da muss ich zwar noch eine bessere Routine finden, aber ich geb‘ mein Bestes. Aber sich da wirklich jeden Tag zu motivieren, ist nicht leicht. Das gebe ich zu, gerade wenn mir die Ziele fehlen im Kopf.

Zeit für neue Ziele also?
Nowitzki: Ja, genau. Ich hatte mir ja vorgenommen nach meiner aktiven Karriere bewusst eine Auszeit zu nehmen. Etwas Abstand zu gewinnen. Zeit für die Familie und Reisen zu haben. Die Zeit wird sicher kommen, in der der Wettbewerbshunger in mir wieder stärker wird und ich mir neue Ziele stecken werde.

Ihr Vater sagt in dem Dokumentarfilm "Der perfekte Wurf" den schönen Satz, dass er weniger auf Ihre unglaubliche Basketball-Karriere stolz ist, sondern vor allem darauf, dass Sie so ein sozialer Mensch sind. Dabei müsste er doch als Vater von "Dirkules" vor Stolz platzen ... Haben solche Sprüche am Ende dafür gesorgt, dass Sie im amerikanischen Sportzirkus nie die Bodenhaftung verloren haben?
Nowitzki: Die Familie war immer ein wichtiger Rückhalt für mich. Das gilt für Zeiten, in denen es sehr gut lief, aber besonders auch in Zeiten, in denen es nicht gut lief. Ich habe da zwar grundsätzlich eine gute Basis gefunden mit der Euphorie und den Rückschlägen ganz gut umzugehen, aber zu wissen, dass man sich immer auf die Familie verlassen kann, hat schon sehr geholfen. Und ja, natürlich haben mich meine Eltern geprägt und mir das alles mit auf den Weg gegeben.

Jenseits Ihrer gigantischen sportlichen Erfolge: Was darf man von Dirk Nowitzki noch erwarten? Und was wollen Sie der Welt neben Ihrer berühmten Wurftechnik, dem One Leg Fadeaway, hinterlassen?
Nowitzki: Ich glaube schon, dass da noch einiges passieren wird. Ich bin ja trotz meiner langen Sportkarriere erst 43 Jahre und habe schon noch einiges vor. Im Moment kann ich Dinge tun, die ich vorher nicht so einfach machen konnte. Ich bin ja nie zur Uni gegangen und belege jetzt einige Kurse, die mir großen Spaß machen. Sprachen haben mich immer interessiert. Dem Sport werde ich auch in irgendeiner Form erhalten bleiben. Da gibt es schon noch einiges, das ich mir vorgenommen habe.

SO KÖNNEN SIE HELFEN:
Zum 29. Mal leuchtet heuer "Ein Licht im Advent", die Weihnachtsaktion der PNP, dieses Mal unterstützen Ihre Spenden die Arbeit des UN-Kinderhilfswerks in Kenia. Jeder gespendete Euro geht an Unicef. Ihr Beitrag auf nebenstehendes Spendenkonto (BIC BYLADEM1PAS), ist steuerlich absetzbar. Bei Beträgen bis 200 Euro akzeptiert das Finanzamt einen Bankbeleg. Als Empfänger bitte Unicef angeben, bei Summen ab 25 Euro stellt Ihnen Unicef eine Quittung aus. Bei der Überweisung Ihren Namen und Ihre Adresse nicht vergessen!

Die Spender werden in der Zeitung veröffentlicht. Wenn Sie das nicht wollen, können Sie dies bei der Überweisung mit dem Vermerk "anonym" ausschließen.