Zwiesel
"Überragende Solidarität": Riesige Welle der Hilfsbereitschaft für die Ukraine

Erste Waren sind bereits auf dem Weg in die Ukraine

02.03.2022 | Stand 21.09.2023, 7:07 Uhr

Gemeinsam im Einsatz für die Kriegsflüchtlinge: Das Helferteam in Zwiesel hat alle Hände voll zu tun. −Foto: Privat

Die Bilder schockieren. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Menschen in der Region, viele sind bereit für die kriegsgeplagten Ukrainer zu spenden. Wie berichtet, hat sich auch in Zwiesel kurzfristig ein Helferteam zusammengefunden. Die ersten Hilfsgüter aus der Glasstadt sind bereits auf dem Weg in die Krisenregionen.

"Die Solidarität ist überragend", sagt PWG-Stadtrat Thomas Kagerbauer, der gemeinsam mit dem 3. Bürgermeister Jens Schlüter (Bündnis 90/Die Grünen) und "Schweigemarsch"-Organisatorin Sophie Sitarski über den Bayerwald-Boten und die sozialen Medien zum Spenden aufgerufen hat.

Bereits am Dienstag, als die von der Stadt zur Verfügung gestellten Räume im "Sta(n)d(t)punkt" zum ersten Mal öffneten, brachten über 100 Menschen Spenden vorbei. Viele reisten von weit her an. "An der Aktion haben sich Leute aus Zwiesel, Bischofsmais, Frauenau, Regen, Rinchnach, Patersdorf, Niederwinkling, Drachselsried, Spiegelau, Bayerisch Eisenstein, Ludwigsthal und Lindberg beteiligt", berichtet Kagerbauer. Auch im Kaufhaus Wegmann seien sehr viele Spenden abgegeben worden, Janos Metz und sein Team unterstütze die Aktion "herausragend".

Gesammelt werden die Sachen aus Zwiesel in Železná Ruda. Dort werden sie über Pilsen und Prag an die ukrainischen Grenzen gebracht. Die tschechischen Helfer haben bereits vor einigen Tagen den Kontakt zu den Krisenregionen hergestellt. "Bürgermeister Filip Smola und die Verwaltung sind begeistert über unsere Unterstützung. Die Kontaktdame teilte mir unter Tränen mit, dass sie überwältigt sind", erzählt Kagerbauer, der darüber hinaus mit dem Helferteam in Viechtach im Austausch steht. Auch über diesen Weg sollen Hilfsgüter aus Zwiesel an die ukrainischen Grenzen gelangen. Insbesondere, um "sensible Waren" wie beispielsweise Medikamente aus erster Hand auszuliefern, wird Kagerbauer am Freitag sogar persönlich an die polnische Grenze fahren. Auf dem Rückweg will er in seinem Neunsitzer hilfesuchenden Menschen eine Mitfahrgelegenheit anbieten.

Auf Initiative von SPD-Stadtrat Andreas Lobenz und der Rettungshundestaffel wurde schon am Dienstag die erste Lieferung nach Tschechien gebracht. "Mehrere Autos, drei große Anhänger und ein Sprinter waren bis oben hin vollgepackt", sagt Kagerbauer. Aber auch nach der Abfahrt hatten die in Zwiesel verbliebenden Helfer alle Hände voll zu tun. Und nur wenige Stunden später, so erzählt es der umtriebige Organisator, war das Lager mit der gleichen Menge wieder aufgefüllt.

Trotz der riesigen Welle der Hilfsbereitschaft werden weiterhin Spenden benötigt. "Es gibt noch reichlich Kapazitäten", so Kagerbauer. Gefragt sind nach wie vor Hygieneartikel, Babykleidung, Windeln, Schlafsäcke, Matten, Zelte, haltbare Lebensmittel und Medikamente. Auch Kleidung wird gebraucht, insbesondere aber Regenmäntel und Winterjacken sowie Mützen und Handschuhe.

Am Mittwoch und am Donnerstag hat der Sta(n)d(t)punkt (das ehemalige Bekleidungsgeschäft "Bonita") erneut jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Ebenso können Spenden weiterhin im Kaufhaus Wegmann während der Öffnungszeiten abgegeben werden. "Für uns Helfer ist es am besten, wenn die Waren in einem beschrifteten Karton vorbeigebracht werden", sagt Kagerbauer. Notfalls gehe es aber auch ohne entsprechende Verpackung.

Um der zu erwartenden Flüchtlingswelle gewachsen zu sein, drängt Kagerbauer darauf, dass die Stadt schnellstmöglich entsprechende Maßnahmen ergreift. Seiner Ansicht nach sei ein Krisenstab notwendig, zumal es unter anderem bald darum gehe, Unterkünfte für die Flüchtlinge zu organisieren.