Joey ist das, was man gemeinhin "geistig behindert" nennt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit – denn der 19-jährige Töginger (Landkreis Altötting) geht Tag für Tag ganz "normal" arbeiten wie andere auch. "Joey hat eine gewisse Limitierung, aber aus dem Rüstzeug, das er hat, hat er richtig gut was gemacht!" Das sagt Joeys Arbeitgeber Josef Wimmer.
Er ist das Wagnis eingegangen, einen Menschen mit beeinträchtigter geistiger Leistungsfähigkeit – mit einem Intelligenzquotienten von 67 und einem Behindertengrad von 80 – auszubilden und ihn nach der Ausbildung in einem ganz normalen Betrieb der freien Wirtschaft, dem Marktler Lebensmittelmarkt der Firma Lechertshuber & Wimmer, auch zu übernehmen.
Joey fährt mit dem eigenen Auto vor, das er dank früherer Nebenjobs selbst bezahlt hat, steigt aus und strahlt. Seine blauen Augen leuchten, er ist bestens gelaunt. Gerade ist er von Winhöring gekommen, dort hat er ausgeholfen. Jetzt geht er flott an seine eigentliche Arbeitsstelle: Die Fleischereiabteilung im Edeka-Markt in Marktl.
Joey mag als Paradebeispiel dafür gelten, dass schlechte Grundvoraussetzungen nicht zwangsläufig Wege verschließen. Joey ist ein Pflegekind. Als er acht Jahre alt war, holte ihn Heidi Harrer aus einem Heim in Traunreut: "Ich hab ihn gesehen und ihn gleich ins Herz geschlossen, das war der schönste Tag in meinem Leben." Joey hatte bis dahin mit seinen leiblichen Eltern einiges durchmachen müssen. Von diesen Traumata abgesehen, hat er, bedingt wohl durch Alkoholkonsum seiner Mutter in der Schwangerschaft, einen Intelligenzquotienten von 67.
Alle Kinder, die weniger als 70 haben, sind ein Fall für die Konrad von Parzham-Schule. Nach der Parzham-Schule hat er eine Ausbildung zum Fleisch- und Wurst-Fachverkäufer begonnen und jetzt einen festen Arbeitsvertrag.
− ina
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