Öffnungskonzept
Trotz Energiekrise: Rottal Terme darf Teil der Saunawelt wieder öffnen

26.09.2022 | Stand 22.09.2023, 2:39 Uhr

Ab 30. September sind drei Saunen der Rottal Terme wieder regulär geöffnet. Der Rest bleibt nach einer Entscheidung des Zweckverbandes Thermalbad geschlossen, um eine bestimmte Menge an Energie einzusparen. −Foto: Heckmar

Der Zweckverband (ZV) Thermalbad Bad Birnbach im Landkreis Rottal-Inn hat am Montag das angekündigte Öffnungskonzept für die Rottal Terme beschlossen. Es gilt für die nächsten sechs Monate.



Der Kernpunkt: Es werden ab kommenden Freitag drei Saunen wieder regulär geöffnet und zusätzlich eine nur am Wochenende und an Feiertagen. Im Gegenzug werden vier der zwölf Außenbecken geschlossen. Dies ist das Ergebnis wochenlanger Bemühungen und vieler Gespräche. Eines betonte der ZV-Vorsitzende und Bezirkstagsvorsitzende Dr. Olaf Heinrich dabei sehr deutlich: Dieses Konzept sei kein Entgegenkommen an Bad Birnbach, sondern eine Reaktion darauf, dass sich die Rahmenbedingungen geändert hätten.

So sieht das Öffnungskonzept aus

Und so sieht das Öffnungskonzept aus: Am Freitag, 30. September, werden in der Vitariums die Kristallsauna, Salzsteingrotte und Kräutersauna (sie bieten Platz bis zu 100 Personen) zu den üblichen Zeiten wieder geöffnet. Darüber hinaus wird den Gästen an Wochenende und Feiertagen auch die Lehmsauna (25 Personen) wieder angeboten. Ebenso stehen die Ruhebereiche Salettl und Kaminzimmer zur Verfügung. Die Außenbecken im Saunabereich (Ausschwimm- und Entspannungsbecken) sind weiter in Betrieb.

Bleiben die regulären Tarife?

Auf der anderen Seite werden mit Blick auf die angestrebte Energieeinsparung vier der zwölf Außenbecken geschlossen und zwar das Sommer- und Kaskadebecken in der Thermenwelt des Vitariums, der Thermensee in der Saunawelt des Vitariums sowie das Entspannungsbecken im Therapiebad. Was in der Sitzung nicht explizit angesprochen wurde, ist die Preisgestaltung. Laut der in der Sitzung gezeigten Präsentation gelten die regulären Tarife.

Heinrich ließ zu Beginn der Sitzung vor den vielen Zuhörern im Artrium die vergangenen zwei Monate noch einmal Revue passieren. Im August habe sich der Bezirk intensiv mit der drohenden Gasmangellage angesichts gering gefüllter Speicher befasst. Zumal die Thermen nicht zum geschützten Kundenkreis gehören, im Notfall also nicht mit Gas versorgt würden. Am 3. und 4. August habe er alle Landräte und Bürgermeister der fünf Thermen in den niederbayerischen Heilbädern erreicht. Alle hätten erklärt, seinen Vorstoß, die Saunen in den Thermen zu schließen, mitzutragen. Daraufhin habe er dies per dringlicher Anordnung umgesetzt und am 5. August die Öffentlichkeit informiert. Entscheidend sei in den Kurorten das Heilmittel Wasser, nicht eine Sauna, bekräftigte er. "Zentrales Ziel des Zweckverbandes ist es, dieses Heilwasser anzubieten."

"Situation hat sich verändert"

Ganz abgesehen davon würden viele Städte ähnlich handeln und Saunen oder Bäder schließen. Es gebe auch andere Beispiele von "unverantwortlichem Handeln", sagte Heinrich. "Aber wir entscheiden selber."

Inzwischen habe sich die Situation verändert, so der ZV-Vorsitzende, auch wenn es weiter den Hinweis der Bundesnetzagentur gebe, Gas zu sparen. Jetzt in der zunehmend kälteren Zeit würden eher die Außenbecken mit hohem Energieverbrauch das Problem darstellen. Deshalb habe man die Lage neu bewertet, um die Rottal Terme möglichst attraktiv zu halten. Grundsätzlich aber seien alle im Zweckverband, auch Landrat und Bürgermeisterin, einig gewesen, am Einsparziel festzuhalten. Laut Heinrich seien seit 8. August 295.000 kWh Energie eingespart worden, im kommenden Winterhalbjahr sollen es 600.000 kWh sein. Deshalb würden viel Energie verbrauchende Außenbecken geschlossen, damit auf der anderen Seite einige Saunen öffnen können. Dies geschehe auf der Basis von Berechnungen eines Ingenieurbüros. Das Ergebnis, also das Öffnungskonzept, sei ein Weg, der nach außen gut zu vertreten sei. So sehe es übrigens auch Landrat Michael Fahmüller, der erkrankt sei und deshalb nicht an der Sitzung teilnehmen könne, so Heinrich.

Josef Hasenberger, Ex-Bürgermeister und Kreisrat, ging die Öffnungsstrategie nicht weit genug. Er erkenne das Bemühen, den entstandenen Schaden zu korrigieren. "Die Gäste sind fluchtartig weggeblieben, die Vermieter leiden wie ein Hund", sagte er. Insofern habe er sich mehr erwartet und sei enttäuscht. Er plädierte dafür, mindestens vier oder fünf Saunen, "wenn nicht alle", anzubieten. Mit seinem Ansinnen, über die vorgesehenen Öffnungen hinaus die Lehmsauna täglich und auch den Thermensee zu öffnen und das Einsparmaximum angesichts der schwierigen Lage etwas herunterzufahren, scheiterte Hasenberger, der nur von Bürgermeisterin Dagmar Feicht Unterstützung bekam.

Feicht wirbt um mehr Entgegenkommen

Die Birnbacher Rathauschefin bekräftigte, dass die Lage im ländlichen Bad dramatisch sei und warb ebenfalls für eine großzügigere Öffnung. Sie monierte, wie später auch Reserl Sem, die kurzfristige Schließung im Sommer. Und sie verstehe nicht, warum Bad Birnbach die meiste Energie unter den Bädern der Thermengemeinschaft einsparen müsse. Sie habe z.B. gehofft, dass nur zwei Außenbecken geschlossen würden.

Kein Verständnis für dieses Ansinnen hatte Vorsitzender Heinrich, der bei der späteren Abstimmung Hasenberger nach einer Rückfrage maßregelte (als ehemaligem Bürgermeister sollte ihm das Prozedere eigentlich klar sein). Man habe auch in Absprache mit Feicht alles getan, um hier eine Lösung zu finden, sagte Heinrich. Dass jetzt plötzlich über Alternativen zu dem Konzept breit debattiert und davon kurzfristig abgewichen werden soll, sei befremdlich. Wenn Feicht so arbeiten könne – sein Stil sei das nicht, so der Vorsitzende. Er verwies darauf, dass man die Thermen nicht vergleichen könne und damit auch nicht die Einsparungen. Gleichzeitig schloss er die Öffnung des Thermensees, der alleine 525.000 kWh im Winterhalbjahr verbrauchen würde, und der Lehmsauna (106.000 kWh) an allen Tagen aus. Dann würde das Ziel der Einsparungen nicht erreicht.

Pröckl: Konzept positiv vermitteln

Der Zweckverband oder der Bezirk seien nicht gegen Bad Birnbach, meinte Mia Goller. Mit dem Öffnungskonzept sei ein guter Weg gefunden worden. Zentrales Thema sei, dass Thermen als Gesundheitseinrichtungen anerkannt werden.

Heinz Pollack, Bürgermeister von Waldkirchen, verwies darauf, dass auch in seiner Stadt das Erlebnisbad geschlossen und das Hallenbad nur für Schwimmkurse für Kinder offen sei. Es sei für ihn als Umlagezahler an die Therme nicht vermittelbar, dass in den Kurorten die Saunen offen blieben. Dem jetzt vorgelegten Konzept könne man zustimmen.

Dass nun die gesamte Palette des Angebots in der Rottal Terme wieder zur Verfügung stehe, stellte Dr. Thomas Pröckl heraus. Man müsse dies jetzt positiv vermitteln, denn eine Negativdarstellung nach außen schade am meisten. Letztlich wurde das Öffnungskonzept bei einer Gegenstimme von Josef Hasenberger beschlossen.