Passau/Bad Griesbach. Nun ist der allerletzte Vorhang gefallen für den Regisseur, Dozenten und Autor Jörn van Dyck (75). Der in Marienbad geborene Weltbürger mit belgischem Pass, Theatermann und Übersetzer ist in der Region bekannt geworden speziell als Schauspiellehrer, Förderer und 13 Jahre lang ab 1993 auch als Partner und Ehemann der aus Bad Griesbach stammenden Schauspielerin Bettina Mittendorfer (50). "Ich bin ihm sehr dankbar", sagt die Mundart-Mimin traurig im PNP-Gespräch.
Die gemeinsame Zeit liegt lange zurück. Geblieben sind fachlicher Schliff und teilweise seine Handschrift in etlichen ihrer Soli, die dereinst in Jörn van Dycks Regie entstanden. Die literarischen Soloprogramme und Lesungen, ob Georg Queri, ob Lena Christ, Ludwig Thoma und andere, hatte van Dyck seiner einstigen Schülerin, dann Gefährtin auf den Leib geschrieben. Endlich konnte die heute in vielen Niederbayern-Filmen und -Serien präsente Bad Griesbacherin in durchaus auch deftiger Mundart zeigen, was sie draufhat, wie sie lesen, singen, spielen kann. Jörn van Dyck, der streng sein konnte, unerbittlich, lehrte sie und zeigte ihr, was in ihr steckt, die Herangehensweise an die Literatur dafür. Heute erarbeitet Mittendorfer sich derlei Werke, die Programme daraus selbst. Das Wichtigste für Bettina Mittendorfer von all dem, das bleibt, sind aber die gemeinsamen Söhne Leslie (20) und Leonard (22).
Van Dyck studierte und wirkte ab den 1970ern in München als Lehrer an der Falckenberg-Schule, lange zuvor als Regieassistent am Residenztheater und an den Kammerspielen, arbeitete in London, aber als Gastregisseur auch in vielen renommierten deutschsprachigen Häusern. Und er galt als der Tennessee Williams-Übersetzer.
Letztlich sei der Theatermann und einstige Leiter der Theaterakademie sowie Direktor in Wuppertal und auch Ulm an den Auswirkungen der Pandemie zerbrochen: "Er ist sehr geschwächt gewesen, lebte schon längere Zeit im Pflegeheim in Passau. Aber er war geistig voll auf der Höhe, bis zum Schluss. Dass er durch Corona-Beschränkungen wochenlang keinen Besuch bekommen durfte, hat ihm sehr zugesetzt. Mit Videochat konnte er nicht umgehen. Und es hätte auch gar kein WLAN auf seinem Zimmer gegeben", schildert Bettina Mittendorfer. Jörn van Dyck hinterlässt neben den Buben mit ihr zwei Söhne aus erster Ehe.
"Die Kinder und ich sind sehr traurig. Jörn und ich waren 13 Jahre zusammen und er hat mich gefördert. Ohne Jörn van Dyck wäre ich nicht einmal theoretisch auf die Idee gekommen, Solotheater oder Lesungen zu machen", wird die gefragte Schauspielerin ihrem Lehrer nie vergessen. Er habe ihr auch das "Bayrische Universum" mit dieser eigenen Literatur, den G’stanzln und Couplets eröffnet. "Die Liebe zur Kultur in München hat er mir nahegebracht. Ich bin ihm sehr dankbar."
