Neuötting/Burghausen
Suchtprävention: Schon Elfjährige haben Pornos auf dem Handy

06.04.2017 | Stand 20.09.2023, 4:36 Uhr

Im Geheimen haben die Schüler ihre Drogenerfahrungen mit bunten Zetteln zu Papier gebracht. Sabine Hausner erstellt daraus ein Suchtprofil. Nicht nur Alkohol, Zigaretten und illegale Drogen kommen darin vor, auch Essstörungen und Glückspielabhängigkeiten sind Bestandteil. − Fotos: Pfingstl

Die Wahrheit liegt mit bunten Merkzetteln beklebt auf dem Klassenzimmerboden. Es ist ganz still geworden. 21 Köpfe beugen sich darüber. "Cannabis, echt?" ruft jemand. Schulterzucken.

Gemeinsam mit Sozialpädagogin Sabine Hausner haben 21 Schüler der Montessori-Schule Neuötting das Suchtprofil ihrer Klasse erarbeitet. Im Geheimen sind die Schüler nacheinander auf den Flur gegangen und haben bunte Zettel auf die Felder mit den Drogen geklebt, die sie schon einmal ausprobiert haben. Auch die Häufigkeit des Drogenkonsums haben sie angegeben. Das Profil zeigt: Ein Schüler raucht täglich Cannabis, drei machen jeden Tag Glücksspiele, zwei rauchen regelmäßig Zigaretten und Shishas. Ein Schüler hat sein gelbes Post-It auf Essstörungen geklebt. Wöchentlich trinken viele Jugendliche außerdem Alkohol. Bei "einmal im Monat" dominieren Zigaretten und Medikamente. Ein dichtes Zettelchaos gibt es in der letzten Spalte. Hier haben die Schüler bei allen Suchtmitteln angegeben, jemanden zu kennen, der sie konsumiert.

In der 9./10. Klasse der Montessori-Schule Neuötting stehen an diesem Tag zweieinhalb besondere Stunden auf dem Plan. Die 39-jährige Sabine Hausner von der Organisation"Die Brücke – die Suchthilfe Burghausen" führt die Unterrichtsstunden zur Suchtprävention an fast allen Schulen im Landkreis durch. Ihre Erfahrungen zeigen: Ersten Kontakt, vor allem zu Alkohol und Zigaretten, gibt es schon ab der siebten Klasse. "Da wird es eher heimlich gemacht", sagt sie. Die Schüler wüssten, dass das nicht in Ordnung ist. "Anfangs war ich jedes Mal überrascht, wie normal das die Jugendlichen empfinden." Pornografische- und Gewaltvideos auf den Handys von Elf- und Zwölfjährigen seien alltäglich. Sabine Hausner will die Schüler mit ihrem Unterricht deshalb vor allem auch sensibilisieren. Will ihnen zeigen, dass Pornos auf dem Handy eben nicht okay sind, dass jeder süchtig werden kann und wie es so weit kommt.

Mehr dazu lesen Sie am Freitag, 7. April, im Alt-Neuöttinger/Burghauser Anzeiger.