Beutelsbach
Sturmschäden und Preisverfall belasten Waldbesitzer

Getrübte Stimmung bei Jahreshauptversammlung – Für 2020 Minus in der Bilanz – Von Vermarktungspartnern enttäuscht

11.10.2021 | Stand 22.09.2023, 0:58 Uhr
Bernhard Brunner

Die Hoffnung auf bessere Zeiten eint die Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigung Vilshofen-Griesbach und ihre Gäste bei der Jahreshauptversammlung beim Straubinger-Wirt in Atzing. −Foto: Brunner

Vermehrte Sturm-Katastrophen mit entsprechenden Schäden in den Beständen, gleichzeitig enorm verminderte Holzpreise, dazu die anhaltende Borkenkäferplage – dies alles trübt die Stimmung in der Waldbesitzervereinigung (WBV) Vilshofen-Griesbach. Bei der ersten Jahreshauptversammlung nach Ausbruch der Corona-Pandemie stand denn auch für 2020 ein Minus in der Bilanz – nach einem Plus von rund 180000 Euro im Vorjahr. Trotzdem konstatierte Schatzmeister Markus Zwicklbauer: "Wir stehen finanziell gut da." Ein düsteres Bild zeichnete Forstdirektor Josef Kiefl: "Es gibt nicht die Baumart, die gegen alle Kalamitäten gewappnet ist."

Einleitend verwies der WBV-Vorsitzende August Hasreiter auf den Bericht im jüngsten Rundbrief, sprach von heftigen Naturereignissen wie Stürme und bezeichnete es als erschütternd, in welcher Dimension Generationenwerte verlorengegangen seien. Verschärft hat sich laut Hasreiter die Situation durch die Borkenkäfer-Problematik und die für die Waldbesitzer nachteilige Preispolitik der Marktpartner. Zwischendurch habe es für kurze Zeit eine Hochpreis-Phase gegeben, "aber es geht schon wieder abwärts", bedauerte der Vereinssprecher. Als erfreulich bezeichnete er die fortgeschrittene Renovierung am WBV-Gebäude in Holzkirchen in Verbindung mit der dortigen Dorferneuerung. Dank des Zugangs zu Fördertöpfen über den Ortenburger Bürgermeister Stefan Lang seien die kostspieligen Maßnahmen aus Eigenmitteln erschwinglich gewesen.

Lang bedankte sich in seinem Grußwort seinerseits für die sehr gute Zusammenarbeit mit der WBV. Er rühmte vor allem die Pelletsheizung zur Nahwärmeversorgung auch des Dorfgemeinschaftshauses. "So stellt man sich eine Partnerschaft vor", bekundete der Bürgermeister und vertrat die Auffassung, dass auf diese Weise die Energiewende zum Teil selbst geschafft werden könne. Beutelsbachs Bürgermeister Michael Diewald rief alle auf, dafür zu sorgen, dass der Wald weiterhin Wirtschafts-, Natur- und Erholungsraum bleibe. Vize-Landrat und Bauernverbands-Kreisobmann Hans Koller schrieb dem Wald in der Diskussion um den Klimawandel eine Schlüsselfunktion zu. Er müsse gesund und vital bleiben – und dazu sei die WBV ein wichtiger Partner, so der Verbandsfunktionär.

WBV-Geschäftsführer Gerhard Benra skizzierte das anhaltende Drama für die Waldbesitzer, das nach seinen Worten bereits im März 2015 mit Orkan "Niklas" losgegangen ist. Nicht unerwähnt ließ er die deutliche Senkung der Preise durch die Säge-Industrie, die sich über die ganzen Jahre hindurchgezogen habe. Anhand eines Diagramms verdeutlichte Benra die weit auseinanderklaffende Schere zwischen der vermarkteten Holzmenge und der Preisentwicklung. Es seien ungeheuere Mengen zu vermarkten gewesen, fügte er hinzu und verwies neben dem Preisverfall auf die zusätzlichen Schwierigkeiten durch Verzögerungen bei der Holzabfuhr. Wegen des anhaltenden Topthemas Borkenkäfer habe man mehrere Lagerplätze angepachtet, so der Geschäftsführer.

Eine unerwartete Wende gab es nach Benras Worten durch das Nachlassen dieses Schädlings. Dafür sei im Februar 2020 Orkan "Sabine" mit weiteren riesigen Schadholzmengen in der Folge gekommen. Die WBV habe zur Vermarktung auch neue Handelspartner eingeschaltet, um die ganz schwierige Lage zu bewältigen. Zusätzlich habe die Papier-Industrie laufende Verträge ausgesetzt. Nach dem Sturm seien die Preise "ins Bodenlose gefallen", merkte der Geschäftsführer an, dessen Fazit wie folgt klang: "Es liegen Extrem-Jahre hinter uns." Die WBV habe wirklich versucht, das Bestmögliche für die Mitglieder herauszuholen, "aber wir sind an unsere Grenzen gestoßen."

Als durchaus erfolgreich wertete Benra die Laubholz-Versteigerungen mit Spitzenpreisen bei Eiche – vor allem dank des großen Interesses von Furnierern. Allerdings: "Die Säger sind komplett überfüllt, die Schnittholzlager übervoll", teilte der Geschäftsführer mit und machte auf zugewiesene Kontingente in sehr bescheidenem Umfang aufmerksam. Den Waldbesitzern riet Benra, Holzeinschläge absolut rechtzeitig zu melden, zumal man keine Zusatzmengen zugewiesen bekomme und die Preise vor Weihnachten wahrscheinlich nochmals fallen würden. Er äußerte die Hoffnung, dass zumindest beim Papierholz eine Preiserhöhung zu erwarten ist. Verhandlungsergebnisse lägen noch nicht vor.

Auch dank der Beantragung der Bundes-Waldprämie hat die WBV eine steigende Mitgliederzahl auf 2516 im Jahr 2020 mit einer Fläche von 11.600 Hektar verbucht. "Die Telefone sind heißgelaufen", ließ Benra die 90 Stimmberechtigten wissen, die er ebenso über den Kauf einer neuen Hackmaschine – sie werde extrem in Anspruch genommen – und weitere Investitionen in die Technik informierte. Über die WBV seien rund 200.000 Forstpflanzen vermittelt worden, davon über zwei Drittel Nadelholz. Bei Problemen mit dem sogenannten Rüsselkäfer empfahl der Geschäftsführer die Anforderung der Experten aus dem Forstamt zur Begutachtung.

Massiv enttäuscht von den Vermarktungspartnern zeigte sich der zweite Vorsitzende Markus Zwicklbauer während seines Kassenberichts. Die Verringerung des Umsatzes wegen des Preisverfalls bezifferte er auf knapp zwei Millionen Euro. Den Jahresfehlbetrag in der Bilanz für 2020 gab Zwicklbauer mit 11.061,37 Euro an (2019: 180.756,84 Euro). "Ich glaube, das können wir uns leisten", sagte der WBV-Vize. Die Vorstandschaft wurde einstimmig entlastet. Angesichts der präsentierten Zahlen brachte August Hasreiter vor den anstehenden Neuwahlen seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die WBV längst nicht mehr eine "Kracherl-Fabrik" sei.

Die Vorstandswahl brachte folgende jeweils einstimmige Ergebnisse: 1. Vorsitzender August Hasreiter (Hösam); 2. Vorsitzender Markus Zwicklbauer (Fürstenzell); 3. Vorsitzender Josef Wasmeier (Unterholzen): Beiräte: Konradine Weinholzer (Riedertsham), Stefan Heringlehner (Weg), Josef Fischl (Lindach), Michael Kapfhammer (Stampfing), Florian Buchbauer (Windorf) und Florian Knabl (Jetzenau). Hasreiter ermutigte seine Mitstreiter, "unverbesserliche Optimisten" zu bleiben.

Gute Nachrichten steuerte in seinem Vortrag Forstdirektor Kiefl bei, der dankbar von der Aufstockung der Fördermöglichkeiten für Waldbesitzer berichtete. Damit verbunden sei aber die entsprechende Bearbeitung. "Wir sind nach wie vor am Limit", warb der Behördenvertreter um Verständnis bei Verzögerungen. Kiefl versprach, dass die Forstverwaltung ihr Bestes geben werde. Seiner Ankündigung nach soll das Bildungsprogramm Wald im Winter wieder gestartet werden. Zuletzt äußerte Kiefl die Hoffnung, "dass Holz wieder eine vernünftige Wertschätzung bekommt".