Folge des Ukraine-Krieges
Sonnenblumenöl reicht nur noch "wenige Wochen" - Appell gegen Hamsterkäufe

15.03.2022 | Stand 15.03.2022, 15:05 Uhr

−Symbolbild: Matthias Balk/dpa

Sonnenblumenöl könnte in Deutschland wegen des Ukraine-Krieges schon in einigen Wochen Mangelware werden. Davon geht der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. Trotzdem wird von Hamsterkäufen abgeraten.



"Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", sagte der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk der Deutschen Presse-Agentur. Nachschub aus der Ukraine - dem wichtigsten Lieferland für Sonnenblumenöl - gebe es derzeit nicht. Allerdings könnten Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen. Hier seien keine Engpässe zu erwarten.

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"Da kommt jetzt nichts mehr"

Der Hintergrund: Laut Ovid sind die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent die weltweit wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur 6 Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion. "Da kommt jetzt nichts mehr", betonte der Verband. Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise stiegen deshalb schon vor dem Ukraine-Krieg spürbar.

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Der Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) hat die Deutschen aufgerufen, trotz Meldungen über Engpässe bei einzelnen Nahrungsmitteln wie Sonnenblumenöl und Mehl keine Hamsterkäufe zu tätigen. "Wie bereits zu Beginn der Corona-Krise" sollten sich die Kunden "untereinander solidarisch verhalten und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einkaufen", sagte Verbandssprecher Christian Böttcher den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Dienstagsausgaben). Noch lägen dem Handelsverband keine Informationen über eine flächendeckende Unterversorgung mit Sonnenblumenöl im deutschen Einzelhandel vor, betonte Böttcher.

Ökonomen: Allgemeine Teuerung wird sich fortsetzen

"Wenn durch den russischen Überfall auf die Ukraine ein so wichtiger Rohstofflieferant ausfällt, kann das sicher nicht lange ohne Auswirkungen auf die Märkte bleiben", sagte Böttcher aber auch. Offen sei außerdem, "inwiefern steigende Kosten auf den Vorstufen in Folge des Russland-Ukraine-Krieges durch die Kette weitergegeben werden".

"Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass sich die allgemeine Teuerung bei Nahrungsmitteln erst einmal fortsetzt", sagte Böttcher weiter. Längerfristige Prognosen seien aber wegen der Turbulenzen auf den Märkten derzeit nicht möglich.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte zuletzt erklärt, dass er nicht mit Versorgungsengpässen wegen des Ukraine-Kriegs rechne. Deutschland ist demnach wie die Ukraine Lebensmittelexporteur bei Fleisch, Weizen und Milchprodukten. Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sah die Versorgung als "gesichert" an, warnte jedoch vor Preissteigerungen.

UN-Generalsekretär warnt vor "Wirbelsturm des Hungers"

Während die Auswirkungen auf Deutschland demnach begrenzt sind, hatte UN-Generalsekretär António Guterres zuletzt vor einem "Wirbelsturm des Hungers" weltweit gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um einen "Zusammenbruch des globalen Nahrungssystems" zu verhindern. Mehr als die Hälfte der Weizenlieferungen des Welternährungsprogramms (WFP) kämen aus der Ukraine. Die meisten Entwicklungsländer seien auf Weizenlieferungen aus Russland und der Ukraine angewiesen.

− dpa/afp