Senioren-WG feuert Pflegedienst

Bewohnergremium erhebt Vorwürfe gegen ProLivo – Dieser spricht von "linker Nummer"

31.05.2018 | Stand 25.10.2023, 11:12 Uhr

Die Isar-WG droht, auseinanderzureißen: Während die Mitarbeiter von ProLivo die WG 2 im Obergeschoss betreuen, haben sie im Erdgeschoss Hausverbot. − Foto: Birgmann

Mamming. Das Bewohnergremium der Isar-WG 1 hat zum 1. Mai dem bisherigen Pflegedienst ProLivo gekündigt und ist zum Pflegedienst Helmer gewechselt. Das haben Vertreter des Gremiums, die aus persönlichen Gründen anonym bleiben wollen, der LNP berichtet. Die Isar-WG 2 im Obergeschoss des Gebäudes wird aber weiterhin von ProLivo betreut.

Angefangen habe alles im März, erzählt Sabine Helmer, Geschäftsführerin des gleichnamigen Pflegedienstes. Da habe sich die erste Mitarbeiterin von ProLivo bei ihr beworben. "Danach ist fast jede Woche jemand neues gekommen. Insgesamt waren es sieben Pflegekräfte, alle aus der Isar-WG. Ich habe mir gedacht: Was machen die Bewohner, wenn alle Pfleger weggehen?"

Sie habe Kontakt mit dem Bewohnergremium der WG aufgenommen und die Situation besprochen. Dabei sei darüber geredet worden, dass Mitarbeiter gemobbt wurden. Zudem seien gesetzliche Voraussetzungen für eine Senioren-WG bisher ignoriert worden, informiert Thomas Atzberger. Er vertritt den Pflegedienst Helmer bei der Öffentlichkeitsarbeit. Ein Pflegedienst in einer ambulant betreuten Senioren-WG dürfe keine eigenen Räume haben. ProLivo habe allerdings das Gästezimmer intern als Schwesternzimmer genutzt und auch so genannt. Außerdem sei das Bewohner-Gremium bei wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen worden. "Das war von Anfang an so. Als ProLivo 2015 das Recht auf die Betreuung der WG von der Firma Kumpfbeck gekauft hat, wurde das Gremium vor vollendete Tatsachen gestellt. Dabei hätten sie ein Widerspruchsrecht gehabt", teilt Atzberger mit

"Wir haben das Gremium über die Rechte der Bewohner aufgeklärt. Sie wussten nicht, dass sie unter besonderen Umständen den Pflegedienst ohne Kündigungsfrist wechseln können", sagt Sabine Helmer.

In einer außerordentlichen Sitzung am 30. April hätten die Mitglieder des Bewohnergremiums einstimmig für den Wechsel gestimmt. "Wir wollten schnell handeln, weil es um das Wohl unserer Lieben geht und eine zukünftige Versorgung der Bewohner nicht mehr sichergestellt gewesen wäre", sagt eine Vertreterin des Bewohner-Gremiums. Per Fax habe das Gremium ProLivo zum 1. Mai gekündigt. Außerdem habe das Gremium dessen Mitarbeitern Hausverbot erteilt. Diese hätten sich aber nicht daran gehalten, weshalb die Polizei gerufen worden sei.

"Die Vorwürfe weise ich von mir, das ist eine ganz linke Nummer, die da gelaufen ist", sagt Christof Mahr, Geschäftsführer von ProLivo. Erst im Februar habe der Medizinische Dienst (MDK) acht zufällig ausgewählte Bewohner nach ihrer Zufriedenheit befragt. Alle hätten die Bestnote 1,0 gegeben.

"Wir sind regelrecht überfallen worden", sagt Mahr. Pflegedienstleiterin Silvia Unterholzner erzählt, ein Mitglied des Bewohnergremiums habe eine private Auseinandersetzung mit einer Pflegekraft gehabt. "Sie wollte den Wechsel und hat die Bewohner unter Druck gesetzt, damit sie zustimmen."

Als das Gremium den Wechsel beschloss, habe es nicht wie gewohnt im Speisesaal getagt. Zwei Mitgliedern sei der neue Tagungsort nicht mitgeteilt worden. "Die wollten sie gezielt ausschließen, weil sie gegen den Wechsel waren. Weil wir mit ihnen noch Pflegeverträge hatten und die Pflegeleistungen erbringen mussten, mussten unsere Mitarbeiter in die WG. Sie wurden dann wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Dabei war das Hausverbot nichtig, weil die beiden Gremiumsmitglieder dem nicht zugestimmt haben."

ProLivo will nun gegen einige der ehemaligen Mitarbeiter gerichtlich vorgehen. "Wir wollen die zu unseren Lasten in Umlauf gebrachten Verleumdungen und üblen Nachreden nicht auf sich beruhen lassen", teilt die Rechtsabteilung mit. Eine Schlammschlacht wolle man aber vermeiden, sagt Mahr. "Das würde auf Kosten der Bewohner gehen."

Für die Gemeinde Mamming kam der Wechsel völlig überraschend. Sowohl Bürgermeister Georg Eberl als auch der Seniorenbeauftragte Helmut Heller erfuhren erst im Nachhinein davon. Heller, der die Arbeit der ehrenamtlichen Seniorenbegleiter koordiniert, will nun verhindern, dass die Isar-WG auseinandergerissen wird. "Wir werden wie jedes Jahr mit den Senioren zur Kirta fahren. Es wird nur einen Bus geben und wir werden auch nur einen Tisch reservieren", sagt der Seniorenbeauftragte.