"Seltsam san de Zeiten worn"

Miriam Obermaier verfasst Corona-Gedicht in Mundart – Auf Facebook gepostet und viel Zuspruch bekommen

31.10.2020 | Stand 31.10.2020, 4:00 Uhr

Mit ihrem Gedicht hat Miriam Obermaier offensichtlich einen Nerv getroffen, denn es wurde hundertfach geteilt und kommentiert. −Foto: Spielhofer

Halsbach. "Seltsam san de Zeiten worn", so beginnt das Corona-Gedicht von Miriam Obermaier aus Hofschalling in Halsbach. Die junge Frau hat es ihren Freunden auf Facebook gepostet und offensichtlich damit eine Nerv getroffen. Denn bis gestern hatte das Gedicht über 2000 Gefällt-mir-Angben, weit über 300 Kommentare und gut 1400 mal wurde es schon geteilt.

Miriam Obermaier (41) stammt aus Wechselberg in der Gemeinde Burgkirchen und wohnte einige Jahre in Asten. Sie ist gelernte Einzelhandelskauffrau und seit der Heirat mit Thomas Obermaier vom Weiler Hofschalling ist sie hier Bäuerin auf dem Milchviehbetrieb geworden. Das Paar hat zwei Söhne im Alter von 15 und zwölf Jahren.

In der Mundart-Poesie hat Miriam Obermaier ihre Leidenschaft gefunden. Wenn ihr Zeilen einfallen, setzt sie sich an ihren Laptop daheim in der Stube und schreibt alles in bairischer Mundart nieder. Wenn sie nicht gleich Zeit dazu hat, notiert sie Stichpunkte auf kleinen Zetteln. Manchmal hat sie am Abend gleich eine Handvoll solcher Gedankenstützen in ihrer Hosentasche.

So ging es auch bei diesem Gedicht. Corona ist allgegenwärtig. Bei den Menschen gibt es nur dieses Thema, jeder hat ein anderes Problem damit. Manche haben eine panische Angst vor Ansteckung, manche verharmlosen die Pandemie. Miriam Obermaier stellt immer wieder fest, dass sich die Stimmung der Menschen geändert hat. Manche sind genervt, grantig, ausfallend und manche sind sogar schon depressiv.

Mit ihrem Corona-Gedicht will Miriam Obermaier Mut machen und Hoffnung geben. Sie will die Menschen dazu ermuntern, positiv nach vorne zu schauen. "Doch a freundlichs Wort oda a liabs Lacha, des kenn ma doch trotzdem so leicht macha", heißt es im Reim. "Bairische Mundart ist gschriem wia denkt", erklärte die Verserl-Schmiedin.

Das Corona-Gedicht war schnell geschrieben an einem Abend nach ihrem Tagwerk auf dem Hof. Sie hatte es ja schon im Kopf. 31 Zeilen sind es geworden. "Ich habe es nicht einmal durchgelesen, bevor ich es auf Facebook gepostet habe", gesteht sie im Gespräch mit der Heimatzeitung. Über das Interesse an ihren Mutmacher-Zeilen freut sich Miriam Obermaier sehr. Für sie ist es ein Zeichen, dass die Menschen in der Corona-Zeit Hoffnung und Trost brauchen. Zum Dank für die vielen Likes und die Kommentare hat sie gleich noch ein weiteres Gedicht geschrieben und gepostet – spontan aus dem Kopf und ohne Durchlesen.

Gedichtet hat Miriam Obermaier schon immer gern. Im Jahr 2004 ist sogar unter ihrem Mädchennamen Miri Mayer ein Gedichtband erschienen mit dem Titel "De kloanen Sachan im Leben". Es sind Themen aus dem Alltag in Mundart gedichtet und mit passenden Farbfotos illustriert. Der Anzeiger hatte das Buch damals vorgestellt, es war schnell ausverkauft.

Miriam Obermaier hat eine positive Lebenseinstellung, sie ist sehr naturverbunden und erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens. "Doads a bisserl glücklich sein", steht in einer Textzeile im Gedicht und das ist auch ihre Botschaft in Zeiten von Corona.

− rs