"Sauriassl" in irdener Form

14.04.2020 | Stand 14.04.2020, 4:00 Uhr


Burghausen. Den "Sauriassl" kennt man im Landkreis und darüber hinaus als jene Region, die von Gewittern verschont bleibt. Mundartlich bezeichnet er vor allem den Niedergern, das Mündungsgebiet zwischen Inn und Salzach. Nicht allzu weit entfernt spricht man auch von einer Wetterscheide, die Gewitter teilt. Demnach bleibt auch der Rottaler Saurüssel, das Gebiet am Zusammenfluss von Rott und Inn, von Unwettern verschont.

Sucht man im Inventarbuch des Burghauser Stadtmuseums den Begriff "Saurüssel", findet man allerdings ein Kochgeschirr. Namensgebend ist die besondere Form mit Ausguss, die an eine Schweineschnauze erinnert. Schon im 16. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde dieses Geschirr verwendet, das aus Irdenware (Keramik) besteht. Vorteile des Materials sind, dass die Speisen darin warm bleiben und deswegen ein langes Garen ermöglichen. Auch der Geschmack der Speise verändert sich nicht.

Die Reine konnte für Braten verwendet und über die Schnauze die Bratenflüssigkeit abgelassen werden. Vor allem Geflügel wurde darin gebraten. 1907 erwarb der Stadtmuseums- und Altertumsverein den abgebildeten "Saurüssel" für das Stadtmuseum. Er war zu dem Zeitpunkt wohl schon ein Relikt vergangener Zeit, denn das robustere Emaille hatte die Keramik bei Küchengeräten und Geschirr abgelöst.

− red

Das Stadtmuseum ist aktuell geschlossen. Unter dem Motto "Ins Licht gerückt" präsentieren Eva Gilch und Corinna Ulbert-Wild in loser Folge in der Heimatzeitung sowie auf der Facebook-Seite des Museums Objekte mit Hintergrundinfos und kleinen Geschichten.