München/Seefeld
Reiter kritisiert späte Fan-Entscheidung: EM als Signal?

06.06.2021 | Stand 19.09.2023, 20:54 Uhr
Dieter Reiter (SPD) nimmt an einer Pressekonferenz teil. −Foto: Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild

Die Entscheidung über die Zulassung von Fans für die Münchner Spiele bei der Fußball-EM ist nur eine Woche vor dem Turnierstart gefallen. Die bayerische Staatsregierung hat sich nach Meinung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sehr viel Zeit gelassen. Dass jeweils 14.000 Zuschauer in die Allianz Arena dürfen, sei vertretbar. "Was mich etwas irritiert hat ist, dass die Entscheidung so spät gefallen ist", sagte Reiter am Samstag in der Bayern-2-"Radiowelt".

Für die Veranstalter sei es jetzt "eine echte Herausforderung noch Karten zu drucken, zu vertreiben und so weiter. Denn die Inzidenz ist seit Wochen stabil unter 50 gewesen. Man hätte glaub ich schon etwas früher entscheiden können", sagte Reiter.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Freitag angekündigt, dass das Stadion "bis zu 20 Prozent" ausgelastet werden dürfe. Söder hatte von der Fußball-EM als "Sondersituation" gesprochen und die Partien dort als "Pilot- und Probelauf" für den weiteren Profisport in Deutschland bezeichnet.

Die Stadt München müsse jetzt dafür sorgen, dass "relativ breit ein öffentliches Public Viewing möglich ist, wodurch sich die Gäste über die Stadt verteilen", sagte der Oberbürgermeister. Das habe bei den letzten Europa- und Weltmeisterschaften ganz gut funktioniert. "Ich gehe aber davon aus, dass die Dimension ungleich geringer ist."

Eine ähnliche 20-Prozent-Kapazitäts-Regelung für Zuschauer hätte sich Reiter auch bei anderen Veranstaltungen gewünscht: "Ob da eine Band auftritt oder ob Kabarett stattfindet, man einfach sagt: 20 Prozent der Kapazität darf auch Open Air benutzt werden, wenn bestuhlt wird und die Abstände eingehalten werden können. Also das wäre etwas, was man pauschaler regeln könnte und uns als Kommunen nicht jedes Mal vor die Frage stellen würde, was dürfen wir tun und was nicht", kritisierte er.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hofft indes, dass in der Corona-Pandemie von dem Turnier mit Fans ein positives Signal an die Menschen in Europa ausgeht. "Das Ganze kann uns vielleicht wieder ein bisschen zurück zur Normalität führen. Hoffentlich läuft alles erfolgreich", sagte der 53-Jährige im Trainingslager des DFB-Teams in Seefeld.

Die EM-Endrunde wird erstmals verteilt über ganz Europa in elf Spielorten ausgetragen. "Das gibt den Menschen wieder Mut und Hoffnung, unabhängig davon, dass sich jeder freut, Fußballspiele wieder mit Zuschauern zu sehen - und das nicht nur in München. Es wäre schon klasse, wenn in ganz Europa solch eine EM funktionieren würde, man mit einer positiven Rückmeldung kommt und wir alle wieder das Gefühl haben, dass es bergauf geht", sagte Bierhoff.

Im DFB-Quartier hätten sich am Freitag alle über die Nachricht gefreut, dass die Nationalmannschaft ihre drei Gruppenspiele gegen Frankreich, Portugal und Ungarn in München vor rund 14.000 Zuschauern austragen kann. Auch wenn die bei internationalen Spielen 70.000 Fans fassende Allianz Arena nicht voll sein werde, "haben wir schon bei anderen Spielen gesehen, dass 5000 oder 10.000 Zuschauer wirklich schon für Stimmung sorgen", bemerkte Bierhoff: "Das gehört auch bei einem großen Turnier dazu. Wir sind sehr dankbar."

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