Augsburg
Publizist Meuser kritisiert Missbrauchsaufklärung in Kirche

01.10.2020 | Stand 19.09.2023, 5:42 Uhr

Der Verleger und Autor Bernhard Meuser kritisiert die mangelnde Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Der 66-Jährige erklärte in einem Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag), dass er selbst als Jugendlicher von einem Pfarrer in seiner rheinischen Heimat sexuell missbraucht worden sei. Obwohl der Fall bekannt gewesen sei, habe es keine Aufklärung seitens der Kirche gegeben.

"Mein Fall war schon Anfang der 80er Jahre nach Rom in den Vatikan gegangen. Von dort wurde er entweder nie an die zuständige Diözese weitergeleitet oder dort nicht weiter beachtet", sagte Meuser. "Als ich vor zwei Jahren in der Diözese Nachforschungen anstellte, war in den Akten jedenfalls nichts zu finden." Er habe damals eigentlich damit gerechnet, mit dem Täter konfrontiert zu werden - "aber es passierte nichts". Der mittlerweile verstorbene Priester habe dann später in Süddeutschland gearbeitet.

Meuser hat Bücher zu christlichen Themen veröffentlicht und auch für die Kirche in Augsburg als Verleger gearbeitet. "Ich liebe die Kirche vielleicht mehr denn je - aber es ist eine schmerzliche Liebe zu einer durch Missbrauch, Korruption und Feigheit entstellten Kirche geworden", sagte er. Obwohl die deutschen Bischöfe entschieden haben, dass Missbrauchsopfer bis zu 50 000 Euro erhalten können, werde er keinen Antrag auf eine finanzielle Entschädigung stellen, sagte der Publizist. Ihn interessieren eher "die Reinigung und die Erneuerung der Kirche".