Leserbriefe
Priester droht Kindern mit Apokalypse: Das sagen PNP-Leser

19.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:00 Uhr

Der Holzschnitt "Die apokalyptischen Reiter" von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1498 wurde u.a. im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zugänglich gemacht. Vier Reiter jagen eine entsetzte Menschenschar, Engel schlagen mit riesigen Schwertern um sich und der Heilige Michael zieht in den Kampf gegen den Drachen. In seiner Predigt hatte Kaplan Michael Klug Bezug genommen auf die Offenbarung des Johannes. −Foto: dpa

Dass ein katholischer Kaplan aus Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) in seinen "Gedanken zum Sonntag" Kindern mit der Apokalypse drohte, sorgte für Diskussionen unter den PNP-Lesern.

Der Beitrag war in gedruckter Form, aber auch als Predigttext veröffentlicht worden. Zum Bericht "Um Gottes willen" vom 17. März, in dem über die Empörung über den Vorfall berichtet wurde, erreichte uns eine Vielzahl an Leserzuschriften. Hier eine Auswahl davon:

Schauderlich
"Gott sei Dank ist die Privatmeinung von Herrn Michael Klug nicht das Evangelium, die Frohbotschaft, die Jesu Jüngerinnen und Jünger, die die Kirche zu verkünden hat. Schade nur, dass mit solch schauderlichen apokalyptischen Endzeitgedanken, wie sie Herr Klug ausführt, Menschen – ganz schlimm: ,Kinder‘ – verunsichert werden, ja als Verlorene, zur Hölle Verdammten verurteilt werden. Ganz und gar daneben liegt Herr Klug, wenn er solche Worte Jesus in den Mund legt. Die Aufgabe der Jesus-Nachfolger/innen ist es, Menschen von dem gütigen, liebenden, barmherzigen Gott zu erzählen, wie es Jesus immer wieder getan hat, sie aufzurichten und sie auf dem Weg in die Ewigkeit mit Liebe und Güte zu begleiten. Denn Gottes größtes Anliegen ist es, dass ER das Heil für seine Schöpfung will, dass wir Menschen ein ,Leben in Fülle haben‘. Als Lektüre empfehle ich Herrn Klug Mt 7,1-5. ,Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet ... Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?‘ Man kann nur hoffen, dass Christinnen und Christen sich durch solche Klugschen Gedanken von ihrem Weg nicht abbringen lassen und weiterhin den gütigen, liebenden Gott verkünden. Und hier ist jeder Christenmensch aufgefordert, dies täglich neu durch seine Lebensweise, aber auch durch seine Worte authentisch erlebbar zu machen."
Martin GöthOrtenburg



Anmaßend
"Klug ist das nun wirklich nicht, was Kaplan Michael Klug aus Waldkirchen da von sich gegeben hat. Im Gegenteil: Es ist in höchster Weise anmaßend. Denn er selbst legt Jesus Worte in den Mund, die so gar nicht zu diesem passen. Mir ist zumindest keine biblische Erzählung bekannt, in der Jesus mitten in der Nacht bei schutzbedürftigen Menschen auftaucht und auf grausame Art mit deren Ängsten spielt. Keine biblische Erzählung, in der er Kindern eine derart schwere Bürde auferlegt und ihnen die Verantwortung für die Rettung der ganzen Menschheit aufdrückt. Sehr wohl bekannt ist mir aber das zweite Gebot, und das heißt: ,Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!‘ Der Religionsphilosoph Martin Buber stellte fest, dass kaum ein Wort in der Menschensprache so oft missbraucht, befleckt und geschändet worden ist wie das Wort ,Gott‘: Inquisition, Hexenverfolgung, Ablasshandel, Kriege, Missbrauch … Über die Jahrhunderte haben Kirchenvertreter immer wieder ein gutes Geschäft mit der Angst gemacht und entgegen eigener Predigten massiv gegen dieses zweite Gebot verstoßen. Es ist endlich an der Zeit, damit aufzuhören! Wer sich als Nachfolger Jesu bezeichnet, kommt nicht daran vorbei, sich auch an ihm ein Beispiel zu nehmen, um glaubwürdig zu sein. Und es gibt glücklicherweise viele Menschen, die genau das – bewusst oder unbewusst – tun: Da sind Christen und Nicht-Christen, Kirchgänger und Kirchferne, Männer und Frauen, Eltern, Partner, Nachbarn, Freunde, Passanten, die die wichtigste christliche Botschaft längst verinnerlicht haben: ,Liebt einander!‘. Mit einem ,Kuschelgott‘, wie Kaplan Klug das nennt, hat das wenig zu tun. Dafür aber viel mit persönlicher Lebenserfahrung. Und mit liebender Aufmerksamkeit, die Mut macht, damit friedliches und gelingendes Leben möglich werden kann."
Agnes Stefenelli Passau

Über den Tellerrand
"Liest man solche Gedanken, dann stellen sich bei mir sofort folgende Fragen ein: Welches Menschenbild hat Kaplan Klug? Welches Gottesbild steht in meiner Verkündigung im Mittelpunkt? Und wie gereift ist die eigene Auseinandersetzung mit dem eigenen Gottesbild? ... Es mag sein, dass es Menschen gibt, die die Finsternis lieben, aber aus eigener Erfahrung in Schule und Seelsorge kann ich nur betonen: Menschen haben grundsätzlich das Bedürfnis, im Licht zu sein. Aber sie brauchen manchmal eine Hand, die sie da mitnimmt und nicht mit Drohungen im Regen stehen lässt und abstempelt. Als Religionslehrer und Theologe will ich keinen Kuschelgott verkünden, sondern einen Gott, der bedingungslos liebt und gleichzeitig auch eine Herausforderung ist. Den ,Schatten‘ Gottes auch aushalten zu lernen, ist für Kinder und Jugendliche wichtig, aber im Vordergrund muss die Liebe Gottes zu uns Menschen sein. Ein Gott, der seinen Sohn für die Menschen töten lässt, glaubt an das grundsätzlich Gute im Menschen und nicht an eine grundsätzliche Schlechtigkeit der Menschen. Die Zehn Gebote sind Weisungen zu einem gelingenden Leben, die in die Freiheit führen und nicht mit Drohungen und Angst vermittelt werden müssen. Oder glauben wir in der Kirche nicht mehr daran, dass Menschen eigentlich das Richtige tun wollen? Das wäre dann ein Rückschlag für den großen Einsatz, den so viele Seelsorgerinnen und Seelsorger in diesen herausfordernden Zeiten tagtäglich in Pfarrei und Schule leisten. Grundsätzlich würde ich von Menschen, die in der Verkündigung stehen, erwarten, dass sie sich intensiv mit exegetischen Fragen und der eigenen Spiritualität auseinandersetzen. Dass sie sich fragen, lebe ich in Angst vor einem Gott, der mich in die Hölle stürzen will, wenn ich einmal einen Fehler mache, oder der mich wie der barmherzige Vater immer wieder neu aufnimmt, selbst dann wenn ich ganz vom Weg abgekommen bin. Hier braucht es auch das Ausbrechen und den Blick über den eigenen Tellerrand meines mir gemütlich eingerichteten eigenen Gottesbildes, das mir augenscheinlich einfache Antworten gibt. Aber Gott ist kein einfacher Antwortengeber, sondern eine Herausforderung im positiven Sinn. Haben wir doch in unserer Kirche Vertrauen darauf, dass Gottes Geist bei den Menschen wirkt, dass er es gut mit uns meint und uns niemals fallen lässt. Unser Gott ist ein Menschenliebhaber aus tiefstem Herzen. Ich will, dass wir Menschen mit diesem Jesus Christus in den Herzen anrühren und berühren und nicht abschrecken und Bilder von einer Kirche verfestigen, die Menschen schnell in Schubladen schiebt. Ich würde mich über gewichtige Gegenstimmen freuen, die jetzt laut einen fürsorgenden Gott in den Mittelpunkt stellen, zum Wohl aller Menschen, die wahrhaft die Liebe suchen."
Stefan Zauner, DiakonNeukirchen am Inn

Frohbotschaft
"Es wäre wohl angebracht, wenn Bischof Oster als oberster Glaubenswächter seiner Diözese oder zumindest das Religionspädagogische Seminar in Passau, das für die Ausbildung der Kapläne zuständig ist, Kaplan Klug nahebringen würden, das Evangelium Jesu Christi als Frohbotschaft und nicht als Drohbotschaft zu verkünden. Es würde mich nicht wundern, wenn besorgte Eltern Kinder vom Religionsunterricht mit dem Kaplan abmelden würden."

Josef Smola Bernried

Fassungslos
"So viele Verbal-Injurien lassen sich gar nicht zu Papier bringen, wie mir da durch den Kopf gegangen sind, als ich diese sogenannte ‚Predigt‘ gelesen habe! Wie kann jemand heute – angesichts der konkreten Situation dieser katholischen Kirche – nur derartig Hanebüchenes verfassen und veröffentlichen lassen – dass das dann auch noch gepredigt wird, überschreitet die Grenze zur ‚verbalen Christenverfolgung‘ sowieso. Mein Entsetzen rührt auch daher, dass es offenbar niemand gab, der sich diesen Auswuchs von Unsinn genauer angesehen und der Veröffentlichung Einhalt geboten hat – aber gut, vielleicht wagt man sich auch heute noch nicht an die ‚Herren in den schwarzen Talaren‘! Als Theologe kann ich nur feststellen, dass es einen Jesus, der da mitten in der Nacht in das Schlafzimmer eines Kindes eindringt, nicht gegeben hat und nie geben wird. Ich möchte mir ja gar nicht ausmalen, welche Phantasien dem Verfasser bei der Erstellung vor Augen gestanden haben: 1:00 Uhr in der Nacht – tanzende arme Seelen – sieht sie so besonders liebevoll an …. Allein die Wortwahl spricht Bände! Und der weitere Duktus ist ja auch nichts Neues; hier kommt eine besonders gestrige Glaubensauffassung zu Wort, und ich wäre gerne bereit, mit dem Herrn Kaplan in eine theologische Diskussion einzusteigen. Denn Theologie könnte da nicht schaden. Immer noch fassungslos."

Walter EberSalzweg

Weckruf
"Eine Mutter kritisiert die ,fürchterliche Drohkulisse‘ von Kaplan Klug in den ,Gedanken zum Sonntag‘. Dann müssten wir aber auch gegen die ,fürchterliche Drohkulisse‘ der Regierung, gegen Selbstzerstörung und Verarmung protestieren, die sie über ein Jahr lang betreibt. Auch Kinder bekommen da handfest mit, dass die Politiker Corona und Angst als Mittel nutzen, um uns und unsere Kinder ,auf Linie‘ zu bringen. Das ist bekanntlich seit Jahrtausenden die Vorgehensweise der Mächtigen in Kirche und Staat, um Geld und Gehorsam zu bekommen. Weshalb unsere Regierung diese Ängstigung, Dauer-Lockdown und Kultursabotage ausübt ... muss diese beantworten. Das Virus ist erst die Vorstufe der Folgen der exponentiellen Überbevölkerung. Diese hätte längst durch massiv geförderte, weltweite Mädchenbildung und Frauenrechte unblutig gestoppt werden müssen. Leider hat dies unsere weltweit patriarchale, männerdominierte ,Kultur‘ verhindert. Wir dürfen daher uns und unsere Kinder nicht mehr einpacken. Diese Erkenntnis hat den Kaplan vermutlich zur Predigt veranlasst. .... Es stimmt doch, dass die Welt in großer Not ist, auch wenn das die reiche ,Elite‘ nicht am eigenen Leib spürt. Sittenverfall und menschlicher Wahn steigen. Das merkt man am herrschenden Mobbing, Internet-Hass, Terror, Mord, Korruption und an den unsäglichen Pädophilen-Skandalen. ... Insofern sehe ich eher einen Weckruf und Warnung in der Predigt, doch die meisten Menschen hören erfahrungsgemäß nicht gerne auf Warnungen, sondern lieber auf fromme Lügen. Aber auch die müssen mit entsprechendem Obolus bezahlt werden. Nur Wahrhaftigkeit und Menschenrechte machen uns frei. Doch kein Mächtiger will, dass wir frei sind oder Rechte haben oder die Wahrheit erfahren, zu viele Leute wollen nicht das Risiko und die Verantwortung, die Freiheit mit sich bringt, und unterwerfen sich gerne. Unfreiheit und Verlust ist der Preis."Josefine KlosaPfarrkirchen
Beauftragter Christi
"Jesus spricht in der Bibel mehr als 30 Mal von der Hölle, darunter im eindringlichen Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lk 16,19-31). Der mitleidlose Reiche landet in der Hölle und bittet Abraham, Lazarus, der im Himmel war, zu seinen Brüdern zu schicken, um sie wegen ihrer falschen Lebensweise vor der Hölle zu warnen. Aber er bekommt die Antwort, dass die Menschen auch dann nicht an eine Hölle glauben würden, wenn ein Verstorbener zurückkäme. Das ist in der Tat so, da Millionen Menschen, die eine Zeitlang außerhalb ihres Körpers waren (klinisch tot), nicht nur über lichtvolle Erlebnisse, sondern teils auch über eine schreckliche Finsternis berichteten, ohne bei ihren Mitmenschen Glauben zu finden. Der Kaplan sagt also nur, was er als Beauftragter Christi sagen muss. Da mutet es schon etwas merkwürdig an, wenn Kritikerinnen wissen, was Jesus einem Kind zeigen darf und was nicht. Auch den Seherkindern von Fatima wurde die Hölle gezeigt mit der Aufforderung, für die Gefährdeten zu beten und Opfer zu bringen. Was ist, wenn jemand in die Hölle kommt, weil er von seinen Religionslehrern nichts von ihr gehört hat?"
Mali GrubwinklerAicha vorm Wald

Sprachlosigkeit
"Sehr selten stellt sich bei mir das Gefühl der Sprachlosigkeit ein, aber hier war es der Fall. Nachdem ich ihn ein zweites Mal und dazu die Originalfassung gelesen hatte, stellte sich auch bei mir ein Gefühl der Drangsal ein. Den Aussagen der beiden Damen im Bericht stimme ich absolut zu, wobei ich mich nicht in meinen Sinnen verblendet fühle, obwohl ich ein Vertreter der katholischen Kirche bin. Das mag der Tatsache geschuldet sein, eine gänzlich andere Gottesvorstellung zu haben und zu vertreten. Ich zitiere aus einer meiner Predigten: Wie beginnen die Zehn Gebote? … Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! So lautet schließlich das erste Gebot, wie man es in der Schule gelernt hat. ... Gott erzählt zuallererst von sich: Ich bin Jahwe! Ich bin der, – und nichts anderes bedeutet dieser Name – der immer für dich da ist, wann, wo und wie es auch sei. Ich bin dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Der Gott, der dich in Freiheit gesetzt, dir dieses Leben geschenkt hat, das du kennen und lieben gelernt hast, der dich immer begleitet, dich hört, dir alles gegeben hat und dir gibt, was du zum Leben brauchst. Nichts hast du aus dir selbst heraus, alles hast du von mir. Ich bin dein Gott! ... Es handelt sich um die Charta des Gottesbundes, jenes Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen hat. Mit Ihnen genauso wie mit mir. ... Um nichts anderes geht es Gott als darum, dass unser Leben zum erfüllten Leben wird, dass wir mit allen seinen Geschöpfen in Frieden und Zufriedenheit leben können – an seiner Hand! Das sind keine Gebote, erst recht keine Verbote, es sind keine Anforderungen, die man erfüllt haben muss, um seinen Lohn zu erhalten. Wir haben hier nicht die Aufnahmebedingung für den Himmel vor uns. Es ist die reine Konsequenz aus der Einsicht, dass dieser Gott es gut mit uns meint. Es ist die Konsequenz, die jeder ganz automatisch ziehen muss, der diesem Gott glaubt. ... Glaube ist immer die freie Entscheidung eines jeden Einzelnen, Jesus lädt uns ein, ihm nachzufolgen, wie die Apostel damals. Mir ist nicht bekannt, dass sie den Auftrag erhalten hätten, täglich das Ave Maria oder den Rosenkranz zu beten. Besagte ,Erzählung‘ ist sprachlich und inhaltlich eine Beleidigung für jede und jeden, der sich mit seinem Glauben auseinandersetzt und versucht, ihn in der heutigen Zeit zu leben. Darüber hinaus hat sie den gleichen theologischen Gehalt wie Asterix und Obelix."

Thomas Richthammer, PfarrerFalkenberg

Gefasel
"Bemerkenswert die Worte des Michael Klug: Ein neuerlicher Aufruf einer schon ohnehin gescholtenen Minderheit zum Austritt aus der Kirche. Wer hat denn die Testamente verfasst? Genau diese Unterdrücker, die Ewiggestrigen, bei denen eine Frau bis heute ein Mensch zweiter Klasse ist. Frauen, die man auf dem Scheiterhaufen verbrannte, nach Folter und Schändung. Das ganze Gefasel von Apokalypse, Fegefeuer und Strafe Gottes wurde seit jeher von der Kirche erfunden und verbreitet, nicht von Dienern Gottes. Wenn sie behaupten, ,dass Leute auf die Barrikaden gehen, ist ihnen nicht bekannt‘, dann sind sie auf beiden Ohren taub, was man nicht hören will, gibt es nicht. Ohnehin finde ich den Schmarrn nicht mal so schlecht. Damit haben sie wieder Menschen die Augen geöffnet über das mittelalterliche Gehabe vieler ,Geistlicher‘. Wäre nur noch zu klären, was ist ein ,Geistlicher‘? Dazu passt wunderbar auch noch die kürzliche Äußerung aus dem Vatikan, Gleichgeschlechtliche auszustoßen, von Kirche und Sakramenten. Na, bravo. Sie, Herr Klug, sind ein würdiger Vertreter ihrer Sippe."
Sepp SchwarzmaierWurmannsquick