Regen
Pläne fürs Rodenstock-Gelände werden konkreter

30.10.2019 | Stand 20.09.2023, 22:31 Uhr

Das Kaufhaus Bauer bleibt, die alten Rodenstock-Gebäude an der Zwieseler Straße sollen verschwinden – darauf kann man sich im Stadtrat einigen. Offen bleibt, ob es für die am Dienstag vorgestellten Pläne des Bauträgers Küblböck grünes Licht gibt. Küblböck plant ein Fachmarktzentrum rund um einen großen Lebensmittelmarkt. Die Gegner fürchten, dass damit dem Einkaufspark die Basis wegbricht. −Foto: Fuchs

Wie geht es weiter mit dem westlichen, brachliegenden Teil des Rodenstock-Geländes? Das ist auch nach der mit Spannung erwarteten Bauausschuss-Sitzung vom Dienstag nicht entschieden. Immerhin waren schon die Positionen erkennbar, die in der Stadtratssitzung am kommenden Dienstag aufeinandertreffen werden.

Dann steht der Vorhabens- und Erschließungsplan des Bauträgers Küblböck auf der Tagesordnung. Gibt es grünes Licht, dann könnte drei bis sechs Monate später der Erschließungsplan als Satzung beschlossen werden.

Das Küblböck-Konzept sieht ein Fachmarktzentrum rund um einen großen Lebensmittelmarkt vor. Die Kritiker fürchten, dass dort Edeka einziehen wird – und damit der Einkaufspark sein E-Center als wesentlichen Frequenzbringer und Ankermieter verliert.

Was das Regensburger Unternehmen Küblböck zusammen mit den Investoren Elmar Klingseis und Alexander Penzkofer und der Architektin Kathrin Bollwein für das Areal zwischen Zwieseler Straße und Bahnhofstraße plant, das stellte Dr. Herbert Küblböck den Bauausschussmitgliedern am Dienstag vor. Nämlich für rund 20 Millionen Euro drei Baukörper rund um einen Parkplatz mit 350 Stellplätzen mit Zufahrten von der Bahnhofstraße auf Höhe Metzgerei Perl und von der Zwieseler Straße gegenüber der ehemaligen Post.

Ein dreistöckiges Geschäftshaus ist gegenüber dem Kaufhaus Bauer geplant, dessen Bauformen Planerin Bollwein mit zwei Satteldächern quasi spiegeln will. Auf Höhe des Post-Gebäudes hat sie den eingeschossigen Bau für einen Lebensmittel-Vollsortimenter mit 2200 Quadratmetern platziert, dem ein Bäckerei-Café mit Freisitzflächen vorgelagert ist. Der langgestreckte dritte, ebenfalls einstöckige Baukörper steht rechtwinklig an der Bahnhofstraße, er ist für mehrere Geschäfte im Bereich Drogerie, Schuhe und Textil gedacht. Ein früher eingeplanter Bau-Gartenmarkt mit 6000 Quadratmetern wurde zugunsten des Lebensmittlers gestrichen, wie Küblböck anmerkte. "Wir haben keine Mall-Situation geplant", betonte er, "wir haben auf alles Kleinteilige und auf Flächen für Dienstleistung und Praxen verzichtet."

Alle Geschäfte sind barrierefrei zu erreichen, sagte Küblböck auf die Frage von Stadträtin Ute Senninger (Grüne). Heinz Pfeffer (CSU) ließ sich betätigen, dass die Parkplätze auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten nutzbar sein sollen. Zu Bedenken von Werner Rankl (FW) bezüglich der Zufahrten verwies Küblböck auf ein eigens erstelltes Verkehrsgutachten: "Die Knoten sind leistungsfähig genug". Zudem sei noch ein Lärmgutachten in Arbeit. Bei der Ableitung des Regenwassers vom Parkplatz, die Sepp Ernst (FW) ansprach, sah Stadtbaumeister Jürgen Schreiner kein Problem, es gebe eine ausreichend große Leitung zum Regen hinunter. Die beiden Flachbauten sollen zudem begrünte Dächer bekommen, erklärte Küblböck, damit ließen sich 80 Prozent der Niederschläge abpuffern.

Günther Arend (CSU) sprach Küblböck auf den strittigen Punkt an: "Wo kommt der Lebensmittler her? Geht es um eine Verlagerung? Und wären Ihre Pläne auch ohne einen Lebensmittelmarkt machbar?" Küblböck hielt sich mit Namen und Details bedeckt, zu Arends letzter Frage war seine Haltung klar: "Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben alle unsere bisherigen Fachmarktzentren immer mit einem Lebensmittelmarkt als Frequenzbringer gebaut."

Die gleichen Bedenken äußerte Heinz Pfeffer angesichts des geplanten Drogeriemarktes: "Wir haben schon zwei in der Stadt, da kann es doch nur um eine Verlagerung gehen", meinte er. Da stimmte ihm auch Stadtratskollege Rankl zu.

Dass sich unlängst mit Cuma Findik aus Baden-Württemberg ein zweiter Interessent zu Wort gemeldet hatte, dazu nahmen Bürgermeisterin Ilse Oswald und Projektentwickler Küblböck nur indirekt Stellung. Man habe mit der Firma Rodenstock einen notariellen Vertrag über den Verkauf des Grundstücks, sagte Küblböck, dieser greife, sobald Baurecht da sei. Und Oswald gab eine Aussage von Rodenstock-Vorstand Dr. Michael Kleer weiter: Die Entscheidung für Küblböck sei fix, es gebe keine andere Option.

Findik hatte zuletzt mit einem Entwicklungskonzept fürs Rodenstock-Gelände aufhorchen lassen, in dem kein Lebensmittelmarkt vorgesehen ist. Dafür aber unter anderem eine Veranstaltungshalle als Ersatz für den Faltersaal. Und so fragte Heinz Pfeffer jetzt auch den Konkurrenten Küblböck, ob es denn bei ihm machbar sei, auf eines der einstöckigen Gebäude eine solche Halle draufzusetzen. Küblböck gab sich unbeeindruckt: "Wäre denkbar, ist nur eine Frage der Statik."

Der Vortrag von Herbert Küblböck bot für die Stadträte wenig Überraschendes – ganz anders als Stadtplaner Dr. Robert Leiner von der iq-Projektgesellschaft. Er hatte 2017 ein Einzelhandelsentwicklungskonzept für Regen abgeschlossen, nun gibt es eine ergänzende Stellungnahme. Denn es gebe, so Leiner in seinem Vortrag, neue Entwicklungen, die auch auf das Rodenstock-Gelände Auswirkungen hätten.

Das von der Stadt akzeptierte Konzept sieht einen großen Teil der Innenstadt als zentralen Versorgungsbereich. Vom Discounter Lidl im Osten über den Stadtplatz bis zum Falterparkplatz soll überall gleichermaßen die Wirtschaft entwickelt und der Wettbewerb ermöglicht werden. Ausnahme 1: Dienstleistung und Gastronomie sollen überwiegend dem innersten Stadtkern vorbehalten bleiben, in Neubauten außerhalb sind maximal sechs Prozent der Flächen dafür freigegeben. Ausnahme 2 lautete vor zwei Jahren: Es soll keine zusätzliche Fläche mehr für Lebensmitteleinzelhandel zugelassen werden, weil der schwächste Wettbewerber in diesem Segment, zugleich letzter Vollsortimenter in der Innenstadt, das nicht verkraften könnte. Genau diese Begründung sei im Jahr 2019 weggefallen, erklärte Leiner: Der Edeka-Markt am Stadtplatz hat zugemacht.

"Wir haben also keinen städtebaulichen Grund mehr, die Flächen zu begrenzen", erklärte Leiner. Im Fall Rodenstock-Areal hatte bisher die Empfehlung gelautet: Zieht der Lebensmittel-Vollsortimenter vom Einkaufspark hinüber auf die andere Straßenseite, dann darf die Fläche im Einkaufspark nicht mit einem Lebensmittler nachbelegt werden. Diese Einschränkung falle jetzt weg, sagte Leiner.

Er nahm damit auch Stellung zu einem geharnischten Schreiben von Center-Manager Werner Stahl, der Leiner eine Positionierung zuungunsten des Einkaufsparks vorgeworfen hatte. Empört reagierte Leiner auf die Frage von Stadtrat Heinz Pfeffer, wer denn die ergänzende Stellungnahme der iq-Projektgesellschaft bezahlt habe. Man arbeite selbstständlich stets im Auftrag der Stadt.

Leiner stellte erneut klar, dass sein Einzelhandelskonzept und überhaupt die Bauleitplanung nicht in den unternehmerischen Wettbewerb eingreifen solle. Auch Verdrängung und Verlagerung von Nutzungen müsse man akzeptieren, meinte er auf den Einwand, die Stadt müsse doch verhindern, dass der Einkaufspark zur Ruine werde. "Ein Nutzungswandel ist denkbar", stellte er klar, "wo heute der Einkaufspark ist, könnte auch einmal Wohnnutzung entstehen."

Kritiker wie Sepp Ernst konnte er damit nicht überzeugen: "400 Quadratmeter Edeka am Stadtplatz sind weg, jetzt kommen 2200 Quadratmeter auf dem Rodenstockgelände dazu." Deshalb forderte er auch, das Verfahren zu stoppen – und erst einmal die beiden Konkurrenten Küblböck und Findiq mit ihren Konzepten in eine Stadtratssitzung einzuladen.

Bürgermeisterin Ilse Oswald warnte, die Lage sei ernst. Derartige Vorschläge müssten beim Team Klingseis/Penzkofer/Küblböck als Ausdruck des Misstrauens im Stadtrat ankommen, man riskiere, dass es sich komplett von dem Regener Projekt verabschiede. Sepp Ernst blieb standhaft: Man dürfe sich nicht erpressen lassen.

− jf