Passau/ Schärding
Pilzvergiftung: Abwarten kann tödlich sein

03.10.2020 | Stand 20.09.2023, 23:27 Uhr

Giftig: der Knollenblätterpilz. Er wird des Öfteren für einen Champignon gehalten. −Foto: Jochen Lübke/dpa

Im Herbst zieht es wieder viele zum Pilzesammeln in die Wälder. Es landen die verschiedensten Pilze in den Körben, die im besten Fall genießbar sind, im schlechtesten Fall jedoch mit einer Pilzvergiftung enden. "Bei einer Vergiftung ist rasches und richtiges Handeln besonders wichtig", informiert Dr. Thomas Meindl, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Notfallmediziner und Ärztlicher Leiter des Klinikums Schärding in einer Pressemitteilung des Klinikums Schärding.

"Der Verzehr giftiger Pilze kann unter Umständen tödlich enden. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Pilzvergiftung rasch zu erkennen, denn eine Pilzvergiftung ist ein akuter Notfall", erklärt der erfahrene Notfallmediziner.

Jährlich werden zahlreiche Pilzvergiftungen in den Krankenhäusern behandelt, wie letztes Jahr etwa auch am Klinikum Schärding. Die meisten Pilzvergiftungen werden durch Verwechslungen verursacht. Ein Fliegenpilz etwa ist aus Kindheitstagen als giftig bekannt und wird durch sein Aussehen leicht identifiziert, jedoch gibt es eine Reihe von ungenießbaren und giftigen Pilzen, die oftmals mit ähnlich aussehenden Speisepilzen verwechselt werden. Einige Beispiele dafür sind etwa der Knollenblätterpilz, der schon so manches Mal für einen Champignon gehalten wurde, oder etwa der Pantherpilz, der dem Perlpilz ähnelt. "Um daher Vergiftungen zu vermeiden, nehmen Sie nur Pilze mit, die Sie absolut sicher kennen, und lassen Sie im Zweifelsfall das eine oder andere Exemplar lieber im Wald stehen", appelliert Meindl an Pilzesuchende.
Je nach Art und Menge des aufgenommenen Giftes können die Symptome unterschiedlich rasch auftreten. In manchen Fällen schon innerhalb weniger Minuten, in anderen auch erst mehrere Stunden oder sogar Tage nach dem Verzehr. Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche, Magen- und Bauchschmerzen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Halluzinationen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden zählen zu den häufigsten Symptomen. Fallweise kommt es auch zu Hautausschlag oder Atembeschwerden.

"Haben mehrere Personen das Pilzgericht gegessen, sollten sich vorsichtshalber alle ärztlich untersuchen lassen, auch wenn sie keine Symptome zeigen. Kleine Kinder sowie alte oder kranke Menschen sollten nur wenige Pilze essen. Der Verzehr verdorbener oder giftiger Pilze kann bei ihnen gefährlichere Folgen haben als bei gesunden Erwachsenen. Die ärztliche Behandlung einer Pilzvergiftung richtet sich nach der Art und Schwere der Vergiftung. Sie kann rein symptomatisch erfolgen, aber auch intensivmedizinische Maßnahmen erfordern, um so das Gift aus dem Körper des Patienten zu eliminieren", so Meindl.

Erste-Hilfe-Maßnahmen
bei einer Pilzvergiftung
• Der Giftnotruf München ist unter ✆089 19240 rund um die Uhr jeden Tag für Notfallberatungen erreichbar. Allgemeine Anfragen zu Vergiftungen werden beantwortet von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 9 und 15 Uhr.

• Bei Vergiftungsverdacht rufen Sie sicherheitshalber die Rettung. Warten Sie nicht, bis sich die Symptome steigern.

• Nichts mehr essen oder trinken!

• Finger weg von Milch! Das Trinken von Milch kann bei einer Pilzvergiftung die Giftaufnahme begünstigen.

• Fördern Sie auf keinen Fall den Brechreiz.

• Reagieren Sie rasch, aber bewahren Sie die Ruhe bzw. versuchen Sie auch, die Patienten zu beruhigen. In vielen Fällen lässt sich eine Pilzvergiftung rechtzeitig behandeln.

− red