Corona
Noch nicht genügend Dosen: Impfzentrum Passau ausgebremst

24.01.2021 | Stand 21.09.2023, 5:07 Uhr
Bernhard Brunner

Der kleine Piekser: Hermann Daffner (84) bekam am Samstag durch Rettungsassistent Felix Kuklinski die Corona-Zweitimpfung verabreicht. −Foto: B. Brunner

Das Passauer Impfzentrum wird ausgebremst - weil nicht genügend Impfstoff vor Ort ist.

Unerwartet ruhig ist es am Samstagvormittag in der X-Point-Halle in Passau-Kohlbruck gewesen, wo vor Ausbruch der Corona-Pandemie oft buchstäblich der Bär tanzte und jetzt – seit Anfang des Jahres 2021 – stattdessen Impfseren gegen das Covid-19-Virus verabreicht werden. Dass allerdings nur wenige der insgesamt zehn eingerichteten Impfplätze besetzt waren, lag nicht etwa an der mangelnden Einsatzbereitschaft des 13-köpfigen Teams einschließlich zwei Ärzten. Vielmehr war der Mangel an Vakzinen schuld am schleppenden Start der Zweitimpfungen. "Das Problem ist bekannt", erklärte Impfzentrum-Verwaltungsleiter Erik Linseisen achselzuckend.

"Wir könnten 24 Stunden an sieben Tagen die Woche impfen", unterstrich Linseisen, Chef des Amtes für öffentliche Ordnung bei der Stadt Passau, vor Ort. Ohne Schwierigkeiten ließe sich nach seinen Worten bei 3000 Bürgern innerhalb acht Tagen der Impfstoff in den Oberarmmuskel spritzen, wäre eine ausreichende Menge an Dosen vorhanden. Da dem aber nicht so ist, wie der leitende städtische Mitarbeiter bedauerte, sind am Samstag nur 224 Frauen und Männer im Alter ab 80 Jahren aufwärts in den "Genuss" der Zweitimpfung mit dem Vakzin des Hersteller-Duos BioNTech und Pfizer gekommen. Nach Abarbeitung aller vergebenen Termine gingen kurz nach 18 Uhr die Lichter aus im Impfzentrum X-Point-Halle.

Den sogar zeitweisen Leerlauf begründete Erik Linseisen jedoch auch mit der Tatsache, dass im zweiten Durchlauf die obligatorische Arztberatung nicht mehr so intensiv durchgeführt werden musste wie vor der Erstimpfung, die den am Samstag geladenen Personen am 2. Januar verpasst worden war. Die Zahl der Altersgruppe in Priorität eins – das Bevölkerungssegment 80 plus – bezifferte der Verwaltungsleiter für die Dreiflüssestadt auf insgesamt 3500. "Eine Impfbereitschaft von 70 Prozent angenommen, sind das 2000 Leute", rechnete Linseisen vor. Nach seinen Worten ist im Impfzentrum nach den letzten Erstimpfungen am Freitag ab den Mittagsstunden mit der Zweitimpfung begonnen worden.

Unter den ersten am Samstag waren Hermann Daffner und seine Ehefrau Gertrud, beide 84 Jahre alt. Der ehemalige Geschäftsführer einer Passauer Spedition und die Hausfrau, im Stadtteil Haidenhof daheim, hatten den ersten Termin problemlos hinter sich gebracht. "Es gab überhaupt keine Beschwerden bei uns beiden, nicht einmal Schwellungen an der Einstichstelle", erzählte der leidenschaftliche Hobby-Eisstocksportler bei den Faberhof-Schützen, der allerdings kein Hehl aus den Widrigkeiten bei den Bemühungen um den Impftermin machte. "Telefonisch sind wir nicht durchgekommen", erinnerte sich der Rentner, der hinzufügte, erst mit Unterstützung seiner Tochter über das Internet einen Termin ergattert zu haben.

Jetzt aber ist es geschafft, wenngleich sich Hermann Daffner und seine Frau im Klaren darüber sind, trotz des eine Woche nach dem zweiten Piekser gewährleisteten hohen Impfschutzes auch weiterhin alle AHA-Regeln befolgen und die sonstigen gesetzlichen Anordnungen zur Eindämmung der Covid-19-Infektionsgefahr beherzigen zu müssen. "Man gewöhnt sich allmählich dran", gestand der rüstige Ruheständler ein, der sich schon darauf freut, bald wieder in fröhlicher Runde seinen Eisstock zu schwingen und möglichst nah an der Daube zu platzieren. "Ja, die Zeit läuft uns davon", merkte Gertrud Daffner mit Blick auf die vielen Corona-Einschränkungen und das vorgerückte Alter an, signalisierte aber Verständnis für die Vorsichtsmaßnahmen: "Da müssen wir alle durch."

Abzufinden haben sich hingegen Erik Linseisen und Andrea Klement, Standortleiterin der IMS Rettungsdienst GmbH mit Sitz in St. Oswald-Riedlhütte für das Impfzentrum der Stadt Passau, mit dem Nachschub-Engpass bei der Impfstoff-Versorgung und ebenso mit den Schwierigkeiten bei der Terminvergabe – nach Aussage Linseisens ein bayernweites Problem. "Jeder versucht, schnell einen Termin zu bekommen", hob er hervor und machte auf die zusätzliche Möglichkeit aufmerksam, sich telefonisch direkt im Passauer Rathaus registrieren zu lassen.

Die Zweitimpfung war bereits Anfang vergangener Woche mit dem mobilen Team für die Seniorenheime im Stadtgebiet und für Einrichtungen wie zum Beispiel den Donauhof losgegangen, wie Erik Linseisen verlauten ließ, während Hermann Daffner durch IMS-Rettungsassistent Felix Kuklinski im Impfzentrum in der X-Point-Halle die zweite BioNTech/Pfizer-Dosis injiziert bekam. Zufrieden lächelnd verließen er und seine Frau danach – die Impfbücher mit den frischen Einträgen zum Covid-19-Schutz in der Tasche – den Schauplatz mit den vielen blaulackierten Containern. Sein Fazit kurz und bündig: "Das passt."