Altötting
Nein zum Impfen in der Praxis: Ärzte befürchten "Zerrüttungen"

Stellungnahme der Hausärzte im Landkreis Altötting zum jüngsten Vorstoß von Ministerpräsident Söder

05.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:32 Uhr

Aufs Impfzentrum setzen die Hausärzte im Landkreis bei der Immunisierungskampagne. Diese in ihren eigenen Praxen durchzuziehen, sehen sie im Moment als problematisch an. −Foto: Schwarz

Die Hausärzte im Kreis Altötting haben sich per Videokonferenz auf ein gemeinsames Vorgehen bei den Impfungen geeinigt und positionieren sich gegen die Vorschläge von Ministerpräsident Söder.

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Der Heimatzeitung haben sie über ihren Sprecher Dr. Jan Döllein eine Erklärung zukommen lassen. Probleme sehen die Ärzte unter anderem darin, dass die Praxen keinen Einfluss auf die Auswahl der zu Impfenden und den Registrations-Mechanismen haben. Die Impfungen müssen von den Praxen vielmehr streng nach dem aktuellen Priorisierungsstand durchgeführt werden. Diesbezüglich befürchten sie zahllose Diskussionen und auch Zerrüttungen mit den Patienten.

Die Hausärzte haben deshalb zwei Forderungen: eine komplette Aufhebung der Priorisierungsregelungen sowie eine erheblich verschlankte Registrationslösung. Der Landkreis Altötting sei kein Flächenlandkreis und der Weg zum Impfzentrum für die allermeisten Patienten gut zumutbar. "In diesem Sinne warten wir Hausärzte im Landkreis Altötting auf eine leicht durchführbare Registrationslösung sowie auf eine Aufhebung der Priorisierung und werden dann mit aller Kraft in unseren Arztpraxen alle Patienten gegen Covid-19 impfen."

Die Erklärung im Wortlaut:
"Im Zuge der medialen Berichterstattung dreht sich derzeit vieles um die Thematik Corona-Impfung in der Hausarztpraxis. Die Hausärzte des Landkreises Altötting bekennen sich grundsätzlich hochmotiviert dazu, in ihren Praxen durch Impfungen an der Pandemie-Bekämpfung mitzuwirken. Die derzeitige Problematik besteht darin, dass die Hausarztpraxen vorerst nur als Satelliten des Impfzentrums wirken können, das heißt, weder auf die genaue Auswahl der zu Impfenden noch auf die sehr umfassenden Registrations-Mechanismen Einfluss zu haben.

Des Weiteren würde von den Praxen verlangt, die Impfungen streng nach dem aktuellen Priorisierungsstand durchzuführen. Dies würde zu zahllosen Diskussionen und Zerrüttungen im Verhältnis der Hausärzte mit ihren vertrauten Patienten führen. Bereits jetzt belasten viele regelmäßige Anfragen die tägliche Arbeit in den Hausarztpraxen. Unser Ziel als Hausärzte im Landkreis Altötting ist zum derzeitigen Zeitpunkt die rege Mitarbeit im Impfzentrum, gegebenenfalls auch die Entlastung dieser zentralen Einheit bei zu hohen Impfstoffmengen.

Zwei Forderungen

Das regelmäßige Impfen in allen Hausarztpraxen des Landkreises binden wir jedoch an zwei Forderungen: zum Einen eine komplette Aufhebung der Priorisierungsregelungen, sodass wir jeden unserer impfwilligen Patienten, ähnlich wie bei der Grippe-Impfung, impfen dürfen und zum Anderen eine erheblich verschlankte Registrationslösung, z.B. wie bereits von der KBV vorgeschlagen, eine digitale Strichliste, in der nur die Anzahl der Erst- und Zweitimpfungen am Ende der Sprechstunde gemeldet werden müssen.

Seit März 2020 stehen die Hausärzte des Landkreises Altötting an vorderster Front in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie und auch die Durchführung von Impfungen zu praxisverträglichen Bedingungen werden wir in großer Zahl selbstverständlich durchführen. In der Zeit bis diese Strukturen wirkungsvoll an die Bedürfnisse der Patienten einer Hausarztpraxis angepasst sind, werden wir unsere Arbeitskraft in die Leistungsfähigkeit unseres hervorragend installierten Impfzentrums investieren. Im bayernweiten Vergleich sind wir Hausärzte des Landkreises Altötting sehr stolz auf diese und hochzufrieden mit der Arbeit, die dort geleistet wird.

Regelversorgung solle nicht leiden

Wir wollen nicht, dass in unseren Arztpraxen die Regelversorgung darunter massiv zu leiden hätte, indem wir den Fokus nur noch auf umfassende bürokratische Belastungen im Rahmen der Impfung gegen Covid-19 fokussieren. Der Landkreis Altötting ist kein Flächenlandkreis und der Weg zum Impfzentrum für die allermeisten Patienten gut zumutbar. In diesem Sinne warten wir Hausärzte im Landkreis Altötting auf eine leicht durchführbare Registrationslösung sowie auf eine Aufhebung der Priorisierung und werden dann mit aller Kraft in unseren Arztpraxen alle Patienten gegen Covid-19 impfen."

− vr