Windorf
Nein zum Funkmast – erstmal

03.09.2020 | Stand 20.09.2023, 23:42 Uhr

Nur 180 Meter weg von den nächsten Häusern: Die Anlieger vom Dentberg hoffen nach wie vor auf Alternativstandorte für den geplanten Funkmasten. −Fotomontage: G.S.

Sie haben thematisiert, argumentiert, gehofft – und können jetzt erst einmal durchschnaufen: Die Anwohner am Dentberg. Der Markt Windorf hat einem Bauantrag der Deutschen Funkturm, einer Telekom-Tochter, das gemeindliche Einvernehmen versagt.

Wie berichtet, will die Deutsche Funkturm GmbH am Dentberg einen 41 Meter hohen Stahlgittermasten errichten, samt Betonfundament unten und fünf Meter hohem Aufsatzrohr oben. Von der nächsten Wohnbebauung ist der Mast wenige Hundert Meter entfernt. Die Anwohner haben auf dem Wege der Bürgerbeteiligung ihre Bedenken geäußert, der Bauausschuss, der im Markt beschließende Wirkung hat, hat sich im Juli mit der Sache beschäftigt. Trotz Einladung war bei dem Ortstermin kein Vertreter der Deutschen Funkturm dabei. Weil dadurch auch Informationen fehlten, die der Bauausschuss gerne gehabt hätte, wurde einstimmig das gemeindliche Einvernehmen versagt. Das teilte Bürgermeister Franz Langer in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit.

Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die rechtlichen Möglichkeiten der Gemeinde bei solchen Bauanträgen sehr begrenzt seien. "Der Funkmast ist ein privilegiertes Vorhaben. Über Strahlungseinfluss oder Gesundheitsgefahr hat die Kommune nicht zu entscheiden", so Franz Langer. Als kurz darauf Verkehrsminister Andreas Scheuer zu einem Spatenstich in Windorf war und auch Vertreter der Telekom, haben Bürgermeister und 3. Bürgermeister Günther Neumeier das Thema Funkmast angesprochen. "Dabei wurde verbindlich zugesagt, dass weitere Alternativstandorte geprüft werden", informierte Franz Langer. Vier Standorte, die im Vorfeld bereits angeboten worden waren, wurden abgelehnt. Und der Bürgermeister bleibt skeptisch: "Sollte der Betreiber bei der aktuellen Lösung bleiben, ist die rechtliche Handhabe der Gemeinde gering."

Dass das Mobilfunknetz in Rathsmannsdorf teils schlecht bis nicht vorhanden ist, war immer wieder Thema auch bei Bürgerversammlungen. Dass die Bürger auch auf dem Land keine weißen Flecken in der Mobilfunkabdeckung akzeptieren, ist in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling noch deutlicher geworden.

"Wir stemmen uns nicht gegen den Ausbau. Wir wollen nur eine optimale Lösung und sind bereit, daran mitzuarbeiten", sagt Josef Hirsch, einer der Anwohner am Dentberg. Er weiß, dass das Landratsamt das gemeindliche Einvernehmen ersetzen kann, hofft aber, dass davor Entscheidungsträger, eventuell auch Landrat Raimund Kneidinger zu einem Ortstermin nach Rathsmannsdorf kommen.

Dass andere Gemeinden im Landkreis ganz ähnliche Probleme haben, ist Altbürgermeister Gerhard Bernkopf, der ebenfalls zu den unmittelbaren Anliegern am Dentberg gehört, bekannt. "In Nammering bei Fürstenstein will die Deutsche Funkturm in einem Biotop einen rund 40 Meter hohen Schleuderbetonmasten bauen", erzählt er. Der dortige Bürgermeister Stephan Gawlik (CSU) und der Gemeinderat haben ebenfalls das gemeindliche Einvernehmen verweigert – vor allem, um den sensiblen Lebensraum und die Kulturlandschaft dort nicht unwiderruflich zu zerstören. Dennoch verkenne auch hier die Gemeinde nicht die zunehmende Unverzichtbarkeit auf Handyempfang – flächendeckend und zeitnah. Deshalb will Stephan Gawlik – gegebenenfalls unter Zuziehen eines unabhängigen Sachverständigen – mit dem Netzbetreiber gemeinsam Lösungsvorschläge zur Abdeckung der weißen Flecken im Mobilfunk-Versorgungsnetz erarbeiten.