Ministerium will mehr Moderna
Nach heftiger Kritik: Spahn verteidigt Biontech-Begrenzung

20.11.2021 | Stand 21.09.2023, 1:56 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). −Foto: Kay Nietfeld/dpa

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die viel kritisierte Begrenzung von Bestellmengen beim Corona-Impfstoff von Biontech verteidigt.



"Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet. Und das bedauere ich ausdrücklich", sagte der CDU-Politiker am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Nachfrage nach Biontech sei in den letzten zwei Wochen so stark gestiegen, dass sich das Lager sehr schnell leere. Allein in der neuen Woche würden fast sechs Millionen Dosen an die impfenden Stellen geliefert. Das sei mehr, als es bisher überhaupt an Booster-Impfungen in Deutschland gegeben habe.

Spahn: Wirkung bei Drittimpfung mit Moderna oft besser

Aus einer Übersicht des Gesundheitsministeriums zu Impfstofflieferungen geht zudem hervor, dass Deutschland in diesem Monat voraussichtlich fast 8,8 Millionen Dosen Biontech über die Initiative Covax an Drittstaaten spenden wird oder gespendet hat.

Mit Biontech und Moderna gebe es zwei exzellente und hoch wirksame Impfstoffe. Von beiden gebe es genug, um bis Jahresende 50 Millionen Menschen zu impfen, sagte Spahn. "Ich kann versprechen, dass jeder, der sich impfen lassen will, einen guten, sicheren und wirksamen Impfstoff bekommt." In manchen Studien zur Wirkung von Auffrischungsimpfungen schneide eine dritte Impfung mit Moderna sogar besser ab als eine mit Biontech.

Neben Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte unter anderem auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) die Biontech-Begrenzung scharf kritisiert. Sie wollen die geplante Mengenbegrenzung nicht hinnehmen. Bei den Haus- und Fachärzten werde damit ein heilloses Durcheinander erzeugt. Der Verband forderte Spahn in einer Resolution auf, die künstliche Verknappung der Impfdosen von Biontech/Pfizer umgehend rückgängig zu machen. Andernfalls gefährde er den notwendigen Fortschritt der Impfkampagne massiv.

KVB: Die meisten Patienten vertrauen Biontech

Die Mediziner begründen ihre Kritik mit dem Vertrauen der meisten Patienten in das Vakzin von Biontech. Mehr als 85 Prozent aller Impfungen in bayerischen Praxen seien bislang damit durchgeführt worden. Der Moderna-Impfstoff spiele mit einem Anteil von 0,2 Prozent bislang eine untergeordnete Rolle. "Der Erklärungsbedarf in den Praxen bei einer Umstellung des Impfstoffs wäre gewaltig und bei der sowieso bereits enormen Arbeitsbelastung für die Ärztinnen und Ärzte sowie die Praxisteams in keiner Form zu leisten", heißt es in der Erklärung.

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer erklärte: "Das muss ein schlechter Scherz sein." Es brauche massenhaft Impfungen, um kurzfristig die Boosterwirkung sicherzustellen und die Impfquote zu erhöhen. "Hier jetzt Höchstmengen zu definieren, ist absolut kontraproduktiv und setzt ein völlig falsches Signal. Alles was verimpft werden kann, muss verimpft werden."

− dpa