Salzburger Festspiele
Mit Sex zur Kaiserin: Monteverdis "Poppea" in Salzburg

13.08.2018 | Stand 13.08.2018, 17:31 Uhr

Kein Mangel an lasziven Posen herrscht in der Monteverdi-Neuinszenierung der Salzburger Festspiele mit Sonya Yoncheva (links) als Poppea und Kate Lindsey als Kaiser Nero. − Foto: Barbara Gindl/APA/dpa

In seinem Todesjahr vollendete Claudio Monteverdi (1567–1643) seine schönste Oper: Eine vertrackte, aber großartig vertonte Lovestory aus der Hauptstadt des Römischen Reiches im Jahr 62 nach Christus. Eine Komposition, die in ihrer Entstehungszeit geradezu revolutionäre Kontraste aufwies und all die Liebschaften und Emotionen der handelnden Personen bestens in Musik umsetzte, aber mit fast vier Stunden Dauer bisweilen zur Monotonie neigt.

Doch mit Witz und Lebensweisheit gibt schon der Prolog zwischen Fortuna, Virtù und Amore die Richtung dieser Oper vor, die nicht nur Monteverdis Zeitgenossen den Spiegel vorhielt: Vernunft und Moral haben gegen die Macht der Erotik keine Chance, exemplifiziert im antiken Rom als überzeitliche Parabel über all die menschlichen Liebesfreuden und -macken rund um Kaiser Nero, der mit Ottavia verheiratet ist, aber Poppea liebt, die dank ihrer erotischen Ausstrahlung und ihrer Intrigenkunst von ihm zur Kaiserin erkoren wird.

Ein ebenso reizendes wie hochdramatisches Liebesscharmützel als Oper, das der Regisseur Jan Lauwers als netten Liederabend inszenierte, bei dem die Sängerschauspieler meist an der Bühnenrampe im Salzburger Haus für Mozart agieren. Da Lauwers in erster Linie jedoch Choreograf ist, ließ er die Handlung durch sein großartiges Tanzensemble Bodhi Projekt, verstärkt durch die Salzburger Experimental Academy of Dance, rasant begleiten.

Während Monteverdis Figuren von der Liebe schwärmen oder von Eifersucht schier zerfressen werden, wirbeln die Tänzerinnen und Tänzer voll Ekstase und Emphase über die Bühne und symbolisieren damit mit ihren hinreißend präsentierten Ausdruckstänzen all die Gefühlsregungen von Nero, Poppea und Co. Laszive Posen und zuckende Leiber bei all den angedeuteten Sexspielen, wütende Pantomimen beim Liebesbetrug und exzessive körperliche Demütigungen bei den Eifersuchtsszenen.

Vor allem jedoch zelebrierten William Christie und sein famoses Ensemble Les Arts Florissants Monteverdis Musik auf historischen Instrumenten mit größtem Einfühlungsvermögen und einzigartiger Hingabe. Und gesungen wurde meist auch wundervoll . . .

Die nächsten Aufführungen im Salzburger Haus für Mozart sind am 15., 18., 20., 22. und 28. August. Karten dafür gibt es unter 0043/662/8045500.

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