Aldersbach
Mann aus dem Kreis Passau ist dem Rätsel der Erdställe auf der Spur

01.05.2019 | Stand 21.09.2023, 0:42 Uhr

Ein Blick in den Erdstall im oberösterreichischen Münzkirchen. Das 1899 erstmals beschriebene Gangsystem unter einem Gasthaus kann besichtigt werden. −Fotos: Rammer/Arndt

Das Rätsel der Erdställe will der Aldersbacher Nikolaus Arndt lösen. Bei der Begehung eines Gangs im oberösterreichischen Münzkirchen erklärt er PNP-Redakteur Stefan Rammer die Seelenkammer-Theorie.

Warum die Erdställe entstanden, ist bis heute ein Rätsel. Keiner gleicht dem anderen, und dennoch scheinen sie alle nach dem gleichen Prinzip erbaut worden zu sein, drei bis acht Meter unter der Erde. Es gibt kein überliefertes Schrifttum. Für Erdstallforscher ist klar: Erdställe waren weder Viehställe noch Vorratslager, auch keine Wohnhöhlen oder Verstecke.

Man fühlt sich "mutterseelenallein"

Es ist stockdunkel, man hört in der etwa zwölf Grad kühlen Höhle nur noch das eigene Atmen. Der Aldersbacher Nikolaus Arndt, Bauingenieur von Beruf, nennt sich Erdstallforscher. 2006 hat er begonnen, sich für die rätselhaften Labyrinthe unter der Erde zu interessieren. Mittlerweile ist der 70-Jährige schon durch 50 Systeme gekrabbelt und Mitglied in der Interessengemeinschaft Erdstallforschung (IGEF).

"Was fühlen Sie?" fragt Arndt nach etwa einer halben Stunde Fachsimpelei und schaltet das Stirnlicht wieder an. "Mutterseelenallein", lautet die spontane Antwort. "Seele. Das könnte ein Ansatzpunkt sein". Der Aldersbacher erzählt, dass er viel von der Theorie der Seelenkammer als Erklärungsansatz für Erdställe halte. "Das antike Christentum kannte noch kein Fegefeuer, es glaubte an einen Wartezustand der Seelen zwischen Tod und Jüngstem Gericht", erklärt Arndt.

Bieten Erdställe Plätze für die Seelen der Toten?

Ein Erdstall wäre demnach ein Aufenthaltsort für die Seelen Verstorbener, die sich bei der Auferstehung wieder mit ihren Körpern vereinigen und in den Himmel bzw. zur Hölle fahren. Demnach befinden sich in einem Berg vier ausgehöhlte Stellen, in denen Platz für die Seelen der Toten ist. Ein heller Raum mit Wasser ist für die gerechten Seelen vorgesehen, in den anderen Räumen befinden sich in gewissen Abstufungen die sündigen Seelen.

Die Erdhöhle in Münzkirchen kann nach Voranmeldung besucht werden. Tel. 0043-7716-7240.