Freyung-Grafenau
Mangelware Biontech: Ärger bei Ärzten

Mediziner erhalten weit weniger Dosen als bestellt – Impfwillige sagen deshalb Termine ab

01.12.2021 | Stand 21.09.2023, 23:41 Uhr

"Eine Impfpflicht durchzusetzen, ist sehr kompliziert. Es wäre viel einfacher, wenn man den Leuten die Wunschimpfung anbieten würde", sagt Dr. Behzat Ünel. −Foto: Meirandres/Archiv

Endlich steigt die Impfbereitschaft im Landkreis Freyung-Grafenau – doch nun mangelt es an Impfstoff. Vor allem: am Vakzin von Biontech, das die Impfwilligen in der Region bevorzugen. Ärzte haben sich an die PNP gewandt, weil sie in dieser Woche deutlich weniger Dosen erhalten haben als bestellt. Wie Hohn empfinden die Mediziner daher Aussagen wie die von Ministerpräsident Markus Söder, der ein Impfrecht für Apotheker und Pflegekräfte fordert.

"Söder-Vorstoß gehtan Problem vorbei"

Für den Frauenarzt Dr. Bernhard Rabenbauer aus Grafenau zum Beispiel geht dieser Vorstoß am Problem vorbei. "Ich muss vielen Impfwilligen diese Woche absagen, da ich zu wenig Impfstoff habe. Zugesagt waren 30 Biontech-Dosen und Moderna unbegrenzt. Bekommen habe ich nur zwölf. Auch kurfristige Nachlieferungen sind nicht möglich."

Der Waldkirchner Chirurg Dr. Behzat Ünel bestätigt den Mangel. "Wir haben 48 Dosen Biontech bestellt, dann hat es geheißen, wir bekommen 30, geliefert wurden 24." Ein Rundruf bei Kollegen habe seine Einschätzung bestätigt, dass maximal die Hälfte des Bedarfs zur Verfügung gestellt werde.

Aus der Praxis weiß Ünel, dass es sehr schwer sei, die Zweifel von Menschen zu zerstreuen, die sie gegenüber dem Moderna-Wirkstoff haben. Das Misstrauen sei groß und kaum zu erschüttern. "Eine Impfpflicht durchzusetzen, ist sehr kompliziert. Es wäre viel einfacher, wenn man den Leuten die Wunschimpfung anbieten würde", glaubt der Waldkirchner. Zumal die Bereitschaft, sich piksen zu lassen, in der Region endlich deutlich gestiegen sei. "Wir haben über 150 Leute auf der Liste, gerade jetzt sind viele Willige da, die sich endlich zur ersten Impfung entschlossen haben."

Die wichtige Zielgruppe muss Ünel vertrösten, weil er die Dosen, die ihm zur Verfügung stehen, Personen spritzt, die ihren zweiten Impftermin haben – um sie vollständig zu immunisieren. Erst- und Drittimpflinge müssten warten. "Bis zu 40 Leuten musste ich absagen."

Von dem Umstand, dass nicht ausreichend Dosen zur Verfügung stehen, sind nach Ansicht des Waldkirchner Allgemeinmediziners Dr. Markus Czornik alle niedergelassenen Ärzte betroffen, vor allem die Hausärzte.

"Moderna-Vorbehaltesind bald ausgeräumt"

"Das ist wirklich ein riesiges Problem. Wir haben die Leute, die wir impfen könnten. Aber wir haben aktuell nicht genügend Impfstoff." Das sei beim Biontech-Vakzin besonders auffällig, doch auch der Moderna-Wirkstoff sei nur begrenzt verfügbar. "Mehr als die Hälfte will Biontech und ist verärgert, wenn man ihnen Moderna anbietet", weiß auch Czornik aus der Praxis zu berichten. "Ich bin mir aber sicher, dass die Vorbehalte in zwei, drei Wochen ausgeräumt sind."

Denn je mehr Moderna-Dosen verimpft würden, desto früher werde die Akzeptanz steigen, weil die Menschen sehen könnten, dass ihre Sorgen gegenüber dem Wirkstoff unbegründet seien. "Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass dieses Vakzin keinen Deut schlechter ist, ganz im Gegenteil", so Czornik.

Und weiter: "Täglich gibt es neue Informationen zu der neuen Omikron-Variante. Ob Biontech oder Moderna überhaupt dagegen helfen und wenn ja, welcher besser oder schlechter wirke, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Viele Ungeimpfte und Geimpfte mit nachlassendem Impfschutz begünstigen die Ausbildung immer neuerer und schlecht zu bekämpfender Virusvarianten. Deswegen ist es auch so wichtig, sich schnell impfen und boostern zu lassen", lautet die eindringliche Bitte von Dr. Czornik.