"Mama, in Englisch hob i an Fünfa..."

"... aber i werd jetz Schauspieler" - Wie Klausi Steinbacher mit seiner lausbübischen Art die Herzen der Bayern erobert

01.04.2010 | Stand 01.04.2010, 15:20 Uhr

Als rotzfreches Bürscherl namens Toni gab Klausi Steinbacher mit erst zehn Jahren in Marcus H. Rosenmüllers "Wer früher stirbt ist länger tot" sein Filmdebut. Mit seinem lausbübischen Blick und seiner authentisch bayerischen Spielweise konnte er fortan weitere Filmemacher und sogar einen großen Joghurthersteller von sich überzeugen. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, hofft der heute 16-Jährige nun auch auf Rollen in hochdeutschen Filmen.

Auf dem Schulhof entdeckt

"Mama, in Englisch hob i an Fünfa - aber i werd jetz Schauspieler", waren die Worte, die Mama Steinbacher vor sechs Jahren von ihrem 10-jährigen Sohn hörte, als er von der Schule nach Hause kam. An diesem Tag wurde der kleine Klausi auf dem Schulhof von zwei Damen angesprochen, die zwei bayerisch sprechende Buben in seinem Alter für ein Filmcasting suchten. Wahrscheinlich erkannten die beiden Talentsucher sofort, dass der Bub mit den spitzbübischen Augen und dem verschmitzten Lächeln ein potentieller Kandidat für die Rolle des Rotzlöffels Toni in "Wer früher stirbt ist länger tot" (2005) ist. "Ich hab schon immer total gern Theater gespielt, schon als kleiner Bub", erinnert sich der Jungschauspieler aus Reichertsbeuern. "Und da hab ich mir gedacht, geh ich da halt mal hin. Wir mussten da ein Gedicht aufsagen und das war alles recht lustig. Drei Wochen später wurde ich dann angerufen und zum zweiten Casting eingeladen." Dort bekam er schließlich wirklich die Nebenrolle des großmäuligen Toni.

Auch Klausis Eltern sind passionierte Theaterschauspieler, Klaus Steinbacher senior ist sogar Regisseur der Theatergruppe des Reichertsbeurener Trachtenvereins. Sie unterstützten ihren Sohn bei seinem Vorhaben, Schauspieler zu werden und bald kam auch schon wieder ein neues Angebot. Klausi sollte bei Rosenmüllers zweiten Kinofilm "Schwere Jungs" (2006) wieder eine kleine Rolle übernehmen.

Als Lausbub in einem Joghurt-Werbespot

Nach weiteren kleinen Rollen in der Krimiserie "Siska" und in der Seifenoper "Marienhof" wurden die Werbemacher eines großen Joghurtherstellers auf den Lausbub mit dem unverfälschten bayerischen Dialekt aufmerksam. Auch im Joghurt-Werbespot mimte Steinbacher wieder den verstohlen dreinblickenden Lausbuben, der den Menschen im Gedächtnis blieb. "Viele Leute sprechen mich wegen der Werbung an, bei der ich mitgespielt habe", erzählt der Jungschauspieler. "Und es gibt auch durchaus Leute, die mich seitdem mit Joghurt verbinden. Vor kurzem habe ich ein Mädel kennengelernt, die meine Nummer nicht unter meinem Namen, sondern unter dem Namen des Joghurts in ihr Handy speicherte. Ich weiß nicht, ob mir das so gut gefällt, wenn mich die Mädchen mit Joghurt vergleichen. Aber ansonsten finde ich es schon toll, wenn sie wissen, dass ich da dabei war."

In der Schule ist Klausi Steinbacher heute besser. Die Fünf in Englisch, die er seiner Mama vor sechs Jahren zusammen mit seinem Vorhaben, Schauspieler zu werden, präsentierte, ist längst vergessen. Als Schüler des achtstufigen Gymnasiums ist die Schauspielerei für ihn ein Ansporn, gute Noten zu schreiben, denn: "Je besser ich in der Schule bin, umso mehr darf ich vom Direktor aus weg." Das Nachholen des Schulstoffs nach den Dreharbeiten sei für ihn auch kein Problem, schließlich habe er "gute Spezln", die alles für ihn mitschreiben. Deshalb konnte er im letzten Jahr auch beruhigt beim Komödienstadel in der Episode "Endstation Drachenloch" an der Seite des bekannten Volksschauspielers Hans Schuler mitspielen. "Ich musste einen Monat lang jeden Tag eine Schulstunde ausfallen lassen", erinnert sich Klausi. Dank seines Ehrgeizes und der Hilfe seiner Klassenkameraden hat aber auch das reibungslos funktioniert.

Auch in seiner Rolle im Komödienstadel gibt Steinbacher einen typisch bayerischen Lausbuben in Lederhosen und Sepperl-Hut und es scheint als seien gerade diese Rollen wie auf ihn zugeschnitten. Trotzdem wäre der Jungschauspieler durchaus auch anderen Rollen zugetan: "Ich denke, dass ich selbst auch ein bisschen spitzbübisch bin und von daher passen die Rollen schon gut zu mir. Aber ich glaube auch, dass ich andere Rollen spielen kann. Es wäre vielleicht schwieriger für mich, aber gerade diese Herausforderung macht ja die Schauspielerei aus." Außerdem habe auch er selbst zwei verschiedene Seiten an sich: "Einerseits bin ich urbayerisch, gehe gern in der Lederhose fort oder mit meinen Spezln zum Platteln", erklärt das langjährige Mitglied im heimatlichen Trachtenverein, "andererseits gehe ich auch gerne in Jeans in die Disco. Ich mag beide Seiten, das Moderne und damit auch die hochdeutschen Sachen und eben auch das Traditionelle." Um in Zukunft auch für hochdeutsche Produktionen Aufträge zu bekommen, nimmt er nun eigens Sprachunterricht in München.

"Mama will eben einen braven Buben"

Ob er jedoch nach dem Abitur einzig bei der Schauspielerei bleiben wird, weiß Klausi Steinbacher noch nicht so genau. "Ich denke, dass ich erst einmal was ,Gescheites' studieren möchte. Ich weiß aber noch nicht genau, was", so der 16-Jährige. "Es sagen zwar immer alle zu mir, ich solle Pfarrer werden, weil ich in Latein recht gut bin und meine Mama eben einen braven Buben haben will - aber das mag ich eigentlich nicht... Ich habe ja noch ein bisschen Zeit, um das zu entscheiden."

Zunächst einmal geht es für den jungen Urbayern mit den frechen Augen drei Wochen nach Amerika. Dort nimmt er in Kalifornien an einem Schüleraustausch teil. Wieder zurück in Reichertsbeuern will sich der Jungschauspieler dann wieder vermehrt seiner Karriere widmen und hofft nicht nur auf bayerische Lausbub-Rollen, sondern auch auf viele andere Herausforderungen. (Text: Simone Kainhuber)