Landestheater Niederbayern
Live und vor vollem Haus: "Zauberflöte" in Passau

26.09.2021 | Stand 25.10.2023, 10:54 Uhr

Vom Publikum gefeiert: Henrike Henoch als Pamina und Stefan Sbonnik als Tamino. −F.: Litvai

"Welch Glück, wenn wir uns wiedersehen!" – singt Pamino gegen Ende von Mozarts "Die Zauberflöte". Das war auch das Gefühl der Zuschauer im voll besetzten Fürstbischöflichen Opernhaus bei der Eröffnung der Theatersaison 2021/ 2022 am Samstagabend in Passau. Herrschte vor einem Jahr noch ein mulmiges Gefühl bei der "Wuhan-Fledermaus" vor einem – gemäß den Corona-Regeln – spärlich besetzten Haus, herrschte nun Freude, mit den Künstlern und Theaterfreunden wieder einen Raum zu teilen.

Ihre erste Premiere hatte die Mozart-Oper bereits als Video in "Landestheater digital", wie die PNP berichtete. Auch wenn die Theaterfreunde diese Plattform des Landestheaters Niederbayern fleißig nutzen, es geht doch nichts über das Live-Erlebnis. Erst da springen die Emotionen über. Erst da hat man ständig die Totale im Blick. Theater ist eben eine Kunstform, die direkt von Mensch zu Mensch geht. In der Kammerspielfassung von Generalmusikdirektor Basil Coleman wurde "Die Zauberflöte" gegeben, was erstaunlich gut funktionierte, auch wenn man den großen Streicherapparat vermisste.

Das ernste Liebespaar Pamina (Henrike Henoch – in Mädels-Rosa) und Tamino (Stefan Sbonnik – in Buben-Bleu) sang sich sofort in die Herzen der Zuschauer. Absoluter Zuschauerliebling war Heeyun Choi als Sarastro, in dieser Fassung von Regisseurin Christina Piegger nicht väterlich, sondern statuarisch und streng. Originell ihr Regieeinfall, Tänzerin Choreografin Sunny Prasch als androgyne Figur Amor einzusetzen, der gleichzeitig als eine Art Spielleiter fungierte. Ebenfalls originell und Corona geschuldet: Die drei Damen wurde zu einer mit drei Köpfen verschmolzen. Das war für Reinhild Buchmayer, sängerisch stark wie immer, auch körperlich ein Kraftakt – während ihre Kolleginnen Kathryn Brown und Sabine Noack aus dem Off sangen. Ewelina Osowska (tolles Kostüm von Iris Jedamski) debütierte als Königin der Nacht und ging an ihre Grenzen. Das gut disponierte Ensemble wurde dominiert von einem spielfreudigen und in jeder Sekunde stimmlich präsenten Peter Tilch, der als Papageno zusammen mit Claudia Bauer als Papagena das "lustige Liebespaar" dieser Oper bildete.

Die Bühne stellt zugleich "Zauberwald" und Sarastro-Palast dar. Hier setzte die Salzburger Regisseurin auf die Freimaurer-Symbole: unter anderem strenge geometrisch-kubische Aufteilung der Bühne, überall das "Auge der Vorsehung", Zirkelbewegungen und der Freimaurer-Schurz. Die Leitwörtern Weisheit, Vernunft, Gehorsam werden plakativ ausgestellt; der Lichtregie kommt eine besondere Bedeutung zu.

Zauberflöten-Librettist Emanuel Schikaneder gehörte übrigens 1791/92 der Wandergesellschaft von Karl von Morocz an und kam so an das Passauer Theater. Er soll angeblich hier die freimaurerischen Ideen der 1775 gegründeten Loge kennengelernt haben.

Edith Rabenstein



Wieder am 29./30.10; 12./28.11., 31.12, 22./23.1., 2./3.4. Karten unter 0851/9291913