Teardrop-Wohnwagen
Lifestyle-Caravans im Mini-Format

28.08.2018 | Stand 28.08.2018, 7:17 Uhr
Die Idee der Teardrop-Caravans feierte vor wenigen Jahren ihre Wiedergeburt. Mittlerweile ist daraus ein echter Trend geworden, wie hier der Caretta −Foto: Basoglu

SP-X/Düsseldorf. Es ist kaum zu glauben: Ausgerechnet aus den USA, dem Land des „Think Big“ mit seinen gigantischen Wohn-Trailern, soll die Idee der Teardrop-Caravans kommen. Tatsächlich wurden die Mini-Wohnwagen, deren Name auf die ursprüngliche Tropfenform zurückzuführen ist, dort in den 1930er-Jahren populär, weil sie vor allem auch in Do-it-Yourself-Manier gebaut werden konnten.
 
In Nordamerika waren sie bis in die 60er sehr beliebt, ehe sie nach und nach von den Campingplätzen verschwanden. Ende der 90er feierte das Konzept dann eine Renaissance, und seit der Jahrtausendwende bieten vermehrt wieder kommerzielle Anbieter fertige Teardrop-Anhänger an. Auch in Europa. Dabei handelt es sich aber nicht um US-Importe. Die Hersteller produzieren überwiegend in Osteuropa und der Türkei, verkaufen aber hauptsächlich in Deutschland, wo die Fangemeinde der Kleinstwohnwagen wächst und wächst. Auch auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon registriert man auf den Ständen von Caretta, Kulba oder LSC steigendes Interesse.
 
Im Prinzip sind diese Anhänger lediglich rollende Doppelbetten mit einer Freiküche. Der Aufbau ist zwischen 2,50 und 4,50 Meter lang und zwischen 1,30 und zwei Meter breit. Bei einem Maß von 1,10 bis 1,50 Meter zwischen Boden und Decke bietet er im Innenraum keine Stehhöhe, sondern ausschließlich Schlafplätze für zwei Erwachsene. Durchaus kommod, aber mehr eben auch nicht. Der Platz über den Füßen wird als Stauraum für Kleidung und die Campingausrüstung genutzt. 230-Volt- und USB-Anschlüsse lassen ebenso wie Radio oder Mini-TV hier auch noch unterbringen. Unter der Heckklappe befindet sich meist noch eine einfache Außenküche mit Ein-Flammen-Kocher, Kühlbox und kleiner Spüle samt Wasseranschluss. Weil die Teardrops nur bis zu 500 Kilogramm wiegen, können sie fast von jedem Pkw gezogen werden und bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 750 kg dennoch ordentlich zuladen.
 
„Das hat mit Billig-Caravan nichts zu tun“, erklärt Ingo Host, einer der beiden Geschäftsführer der seit 2011 existierende Marke Kulba aus Riga in Lettland. „Teardrops müssen vor allem cool sein und Spaß machen. Sie werden von aktiven Menschen gekauft, die ihren Hobbys in der freien Natur nachgehen wollen.“ Und er zieht einen Vergleich zur Pkw-Branche. „Viele Menschen sind ja auch mit einem Kleinwagen zufrieden. Dann muss aber ein Mini sein. Genauso ist das bei uns.“ So wird der kuschelige Kulba-Teardrop mit einer Innenraumhöhe von nur 1,13 Metern bei gleicher Form in drei Ausführungen angeboten: als Woody mit Seitenwänden aus Birkensperrholz mit UV-resistentem Epoxyharz, als Rebel mit Polyurethan-Schutzbeschichtung oder als Silversurf mit Aluminium. Die Grundpreise liegen zwischen 8.000 und 11.800 Euro.
 
Noch mehr streicht Carsten Papendick, der über seine Firma Camping Adventure in Mömbris bei Aschaffenburg die Mini-Caravans der ukrainischen Marke LSC (Lifestyle-Camper) vertreibt, den Lifestyle-Charakter heraus. „Ob Angler, Kite-Surfer, Kletterer oder Bergsteiger – unsere Kunden sind extrem freizeitaktiv“, erklärt Papendick. „Sie wollen Outdoor- und Erlebniscamping pur erleben. Mit Stil und Komfort.“ Das sei ähnlich wie mit dem VW California bei den Reisemobilen – alles Notwendige dabeihaben, aber möglichst in Premium-Qualität.
 
Deshalb hat die seit knapp einem Jahr existierende Marke aus Kiew mit dem X-Line auch einen Hardcore-Offroad-Caravan im Programm, der in Vollausstattung mit einem kleinen Fernseher an Bord für rund 18.000 Euro das obere Ende der Teardrop-Caravans markiert. Ebenfalls in einem außergewöhnlichen Look präsentiert sich der Steeldrop mit einer Außenhaut aus rostfreiem Edelstahl zu Preisen ab rund 12.000 Euro, der von Lifestyle-Camper als eleganter Citytourer angepriesen wird.
 
Immerhin auf fast 100 Fahrzeuge ist die Produktion im ersten Jahr angestiegen. Tendenz weiter steigend. Papendick gibt allerdings auch zu, dass er sich in der Zielgruppe total verschätzt habe. „Erwartet haben wir eigentlich eine Kundschaft im Alter zwischen 35 und 50 Jahren“, erzählt er, „doch der jüngste Kunde war bisher 55 Jahre alt, der älteste 78.“ Und der habe als Alleinfahrer ein hoch erfreutes Feedback gegeben, denn mit seinem Mini-Caravan bekäme er auf jedem Campingplatz sofort Kontakt.
 
Der erfahrenste und größte Hersteller unter den Düsseldorfer Teardrop-Ausstellern kommt aus der Türkei. Firmenchef Engin Basoglu hat den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen, der 1976 mit dem Bau von Caravans begonnen hatte. Nachdem in Sakarya, 120 Kilometer entfernt von Istanbul, lange Zeit Wohnwagen in allen Größenordnungen entstanden, konzentriert Engin Basoglu sich heute ganz auf die Teardrop-Camper, die er unter anderem nach USA, Australien und Neuseeland in 26 Länder dieser Erde exportiert.
 
Mit zwei Modellen ist die türkische Marke in diesem Jahr an den Rhein gekommen. Der Caretta 1500 ist die einfachste Ausführung mit einem 1,50 Meter breiten Bett und 1,10 Meter hohen Innenraum, der ab 8.790 Euro zu haben. Aber auch der Caretta wird für Outdoor-Fans in einer Offroad-Variante angeboten, die dann schon mindestens 14.450 Euro kostet.
 
Basoglu zeigt in der Türkei, dass das Format der Mini-Camper aber auch noch mehr Potenzial hat, und offeriert dort auch Cabrio-Varianten im Kutschen-Outfit. Aber das hat mit Camping und Caravaning nun wirklich nichts zu tun.