Kunstausstellung im Lenbachhaus
Lenbachhaus zeigt neue Ausstellung "Fokus Feminismus"

14.04.2021 | Stand 20.09.2023, 5:33 Uhr
Joachim Goetz

Westdeutsche Realität 1979: Barbara Klemm hat die drei Väter in Frankfurt fotografiert. −Foto: Lenbachhaus, Gänsheimer, VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Müssen (richtige) Männer draußen bleiben? Im Gegenteil. Das Münchner Lenbachhaus lockt sie geradezu hinein in seine neue Ausstellung zur Gegenwartskunst, Fokus Feminismus. Etwa mit dem Auftakt am Eingang: eine Sammlung von Pistolen, geschaffen von der Künstlerin Michaela Melián. Zwar könnte man auf den ersten Blick die unterschiedlich farbigen, aus verschiedenen Stoffen nachgebildeten Waffen auch für speziell geformte Nackenhörnchen halten. Aber die plüschig irritierenden, mit Watte ausgestopften Objekte aus Samt, Filz, Satin und anderen Textilien sind originalgroße Nachbauten eines Schnellfeuergewehrs: Mossberg Model Bullpup. Besondes beliebt, weil es aus Plastik, deshalb leicht und außerdem schnell und einfach zu bedienen war.

Melián wollte 1992 – zu Zeiten von Golfkrieg und Bürgerkrieg in Bosnien – dieses männlich konnotierte martialische Objekt der Machtdemonstration mit typisch weiblichen Assoziationen konfrontieren: Frauentätigkeit, Wohlfühl-Material, Weichheit. Und damit die klassische Rollenverteilung zum Thema machen, in Frage stellen.

Nicht ganz so eindeutig erscheint die Titel gebende Arbeit der Protagonistin feministischer Kunst Katharina Sieverding: "Die Sonne um Mitternacht schauen". Zu sehen sind fotografische Selbstporträts, in denen sie ihr mit Gold bestäubtes Gesicht mit einer Sonneneruption überblendet. Je nach Lichteinfall und Spiegelung wird das Antlitz der Künstlerin sichtbar – oder zur leblosen goldenen Maske, die viele Assoziationen hervorruft.

Die Ausstellung widmet sich aktuellen gesellschaftlichen Debattenthemen wie überkommenen Machtstrukturen, Identitätsbildung in Bezug auf soziale, ethnische oder geschlechtsspezifische Fragen, Normierung, Diskriminierung, etc.

Bereits früh zeigte (und erwarb) das Lenbachhaus wichtige Positionen zu feministischer Kunst. So sind auch unter den etwa 20 präsentierten lediglich drei männliche Künstler, die einst das kanadische Kollektiv "General Idea" (1967–1994) bildeten.

Auch die weiblichen Klassiker Valie Export, Friederike Pezold, Rosemarie Trockel und Maria Lassnig sind prominent vertreten.

Alles zusammen ist nicht nur schön zum Anschauen, sondern auch zum schön Nachdenken.

Joachim Goetz

•Lenbachhaus, bis 1. August. Infos auch zum umfassenden Online-Angebot unter www.lenbachhaus.de.