Kultur in Zeiten des Virus
Künstler und Kreative brauchen jetzt Hilfe, schnell

13.03.2020 | Stand 19.09.2023, 5:34 Uhr

Livekultur in Zeiten des Coronavirus: Der britische Sänger James Blunt (er soll am 20. Juli auch im Regensburger Schloss gastieren) spielt am 11. März 2020 in der leeren Hamburger Elbphilharmonie, ein Streamingdienst überträgt zu den Fans nach Hause. −Foto: Magenta TV/Telekom

Was ist verzichtbarer: ein Konzert oder der Weg in die Arbeit? – So fragte dieser Tage ein Politiker und war sich der Antwort gewiss. "Fragen Sie das die Leute, die auf Konzerten arbeiten", konterte ein professioneller Gitarrist, der sein Geld auf der Bühne verdient. So vernünftig die massenweisen Absagen von Veranstaltungen zur Corona-Eindämmung sind, so bedrohlich sind diese für selbstständige Künstler, kreative Ein-Personen-Unternehmen, private Clubbetreiber, Techniker und viele andere Berufsgruppen. Nicht nur in der Kulturwelt gibt es zigtausend Menschen, die ihr Einkommen Monat für Monat mit diversen Einzelaufträgen mühsam zusammenklauben müssen. Womit vier Wochen ohne Veranstaltungen bei vielen unmittelbar in existenzielle Not münden.

Der freiberufliche Sänger David Erler aus Leipzig hat am 11. März daher die Petition "Hilfen für Freiberufler und Künstler während des ,Corona-Shutdowns‘" auf der Plattform openpetition.de gestartet und hatte gestern schon 65000 von 75000 erhofften Unterschriften zusammen. "Für viele Kulturschaffende steht die Existenz auf dem Spiel", sagte der Generalsekretär des Musikrates, Christian Höppner. Auch die Kulturminister der Länder forderten staatliche Hilfen.

Nett für die Kulturinteressierten: Einige Topstars übertragen nun Konzerte ohne Besucher via Internet zu den Fans: Starpianist Igor Levit spielte von zu Hause aus Beethoven, sendete es per Livestream über Twitter und kündigte eine Wiederholung an. James Blunt spielte in der leeren Elbphilharmonie, übertragen vom Streamingdienst der Telekom, Magenta TV. So erfreulich die Initiativen für die Fans auch sind, so bewusst müssen sich Kulturkonsumenten machen: Der Kleinkünstler, dem seine Auftritte bis April gestrichen wurden, der hat keinen Vertrag mit Medienkonzernen – der braucht Hilfe. Und zwar dringend und schnell.


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