Wegen Materialknappheit
Knaus Tabbert AG nimmt Jahresprognose für 2021 zurück

30.09.2021 | Stand 22.09.2023, 3:07 Uhr

−Symbolbild: Archiv

Die Lage ist absurd: Die Nachfrage nach Wohnwagen und -mobilen von Knaus Tabbert ist enorm, quasi die Jahresproduktion 2022 (das Modelljahr dauert bis Ende Juli) ist von den Händlern bereits geordert. Doch es fehlt an Material.

Die Chassis, also die Grundwagen zum Beispiel von Fiat, Fenster, Holz. Der Vorstand der Knaus Tabbert AG mit Sitz in Jandelsbrunn (Landkreis Freyung-Grafenau) zieht die Notbremse und kündigte einen Produktionsstopp an.



Die Schwierigkeiten werden als Adhoc-Meldung bekanntgegeben. Diese muss ein börsennotiertes Unternehmen bei schwerwiegenden Veränderungen im Laufe des Geschäftsjahrs veröffentlichen – im Positiven wie im Negativen. Gestern musste der Vorstand seine von vielen angesichts der weltweiten Risse in den Lieferketten als sportlich eingestufte Prognose kassieren. Die Umsatzsteigerungen "im unteren Bereich von 20 bis 22 Prozent sowie einer bereinigten EBITDA-Marge von rund acht Prozent" (das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wird nicht aufrechterhalten, hieß es.

Überraschend kommt der Schritt nicht, darauf weist das Unternehmen selbst hin: Die Prognose im August für das Geschäftsjahr 2021 "stand bereits unter dem Vorbehalt weiterer Einschränkungen im Zusammenhang mit Problemen in der Lieferkette". Auf eine neue Prognose will sich Knaus Tabbert vorläufig nicht einlassen, betont aber, dass die mittelfristige Wachstumserwartung nicht korrigiert wird und trotz der Materialprobleme eine Umsatzsteigerung erreicht werde.

Weil wegen des Mangels aber immer mehr Fahrzeuge nur in Teilen fertiggestellt werden können, kündigte der Vorstand gestern für das heute beginnende vierte Quartal Einschnitte für die Werke in Jandelsbrunn und Nagyoroszi (Ungarn) an: "Voraussichtlich zumindest zwei Wochen" werde die Produktion gestoppt, insgesamt die Arbeitszeit an beiden Standorten "deutlich reduziert". Der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Die Werke Modgers (Hessen) und Schlüsselfeld, wo die Luxusmarke "Morelo" produziert wird, sind davon nicht berührt.