Eging am See
Kirchenportal bleibt im Fokus

05.03.2021 | Stand 20.09.2023, 21:34 Uhr

Der ursprüngliche Plan des Architekten: Die Westfassade, die zuvor vom Doleschal-Haus verdeckt wurde, sollte zum Marktplatz hin geöffnet werden. −Foto: Kuhnt

Kaum ein anderes Thema hat in Eging für derartigen Diskussionsstoff gesorgt wie das zusätzliche Kirchenportal. Die einen sprachen von einer verpassten "Jahrhundertchance", die anderen von einem Schnellschuss der Planer – die Diskussion gelangte vom Sitzungssaal der Gemeinde an die heimischen Küchentische. Zur Auffrischung: Im Sommer 2020 wurde im Zuge der Marktplatzerneuerung das alte Doleschal-Haus abgerissen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist jetzt der Blick frei auf die Westfassade der Pfarrkirche. Daher der Plan des Architekten: Die Kirche sollte mit einem neuen Portal zum Marktplatz hin geöffnet werden. Die Idee fand bei der politischen Gemeinde großen Gefallen, sie biete einen Zuschuss an.

Aber der Marktgemeinderat hat seine Rechnung ohne die Kirchenverwaltung gemacht. Das Portal wurde abgelehnt. Kirchenpfleger Marian Musiol und Pfarrer Johannes Graf stellen klar: Man sei sehr wohl an einer Neugestaltung der Fassade interessiert – allerdings ohne ein neues Portal. Gründe dafür seien einerseits die hohen Baukosten, von denen die Pfarrei trotz Zuschuss von der Marktgemeinde einen großen Teil selbst zahlen müsste. Priorität haben Pfarrhaus und Kirche, deren letzte Renovierung bereits 30 Jahre zurück liegt. Andererseits harmoniere das neue Portal nicht mit der Innenraumgestaltung der Eginger Pfarrkirche. Konkret müsste der Beichtstuhl verrückt werden, nicht zu vergessen die veränderten Luftströme in der Kirche, die den Klang der Orgel beeinflussten. Auch bei der Orgel besteht Restaurationsbedarf.

"Festzuhalten ist, dass sich über die letzten Jahrzehnte in der Pfarrei Eging ein Investitionsstau gebildet hat", stellt ein Mitglied der Kirchenverwaltung fest. Die Tatsache, dass Kirchenverwaltungsmitglieder laut Satzung mit ihrem Privatvermögen haften, machte die Entscheidung pro Portal nicht schmackhafter.

Im September hatten sich weltliche und kirchliche Gemeinde mit dem Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek und dem Stuttgarter Marktplatz-Architekten zusammengesetzt und die Situation besprochen. Man beschloss, Anfang diesen Jahres eine Begehung und Zustandsbewertung aller Gebäude der Pfarrei vorzunehmen, um die Gesamtkosten zu ermitteln. "Eine Förderzusage durch die Diözese Passau hängt sehr stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab. Inwiefern diese wahrscheinlich sind, ist aufgrund der äußerst angespannten finanziellen Lage der Diözesen zurzeit nicht abzusehen", heißt es in einer Stellungnahme von Pfarrer und Kirchenpfleger Anfang November.

Wie steht es aktuell um das Streitobjekt Kirchenportal? Der Vilshofener Anzeiger hat bei den Beteiligten nachgefragt. Seit knapp einem Monat sind die Bauarbeiten am Marktplatz wieder in vollem Gange. "Den Kirchplatz nehmen wir erst 2022 in Angriff, weil der Platz vorher für die Baumaschinen und Fahrzeuge der Bauunternehmen gebraucht wird", erklärt Bürgermeister Walter Bauer. Das Portal habe im Moment für ihn keine Priorität. Das Marktoberhaupt stellt aber auch klar: "Nach wie vor wäre eine Öffnung hin zum Marktplatz die favorisierte Lösung."

Die Marktplatzerneuerung schreitet bisher auch ohne Entscheidung der Kirche voran. Bis die Bauarbeiten aber zum Kirchplatz fortschreiten, erhofft man sich eine Entscheidung vom Diözesanbauamt. Zwischen dem Vorplatz und dem Kircheninneren besteht ein beträchtlicher Höhenunterschied. "Nach Plan des Architekten bekommt das Portal ein Podest, das über Stufen und eine Rampe den Unterschied ausgleicht", erläutert Bauer. Falls ein Portal gebaut wird, muss diese Maßnahme entsprechend bei der Gestaltung des Vorplatzes berücksichtigt werden, denn man braucht ein tragfähiges Fundament.

Das Bistum hat in der Zwischenzeit einen Zuschuss in Höhe von 30000 Euro zur Voruntersuchung der Westfassade der Pfarrkirche genehmigt. Erst dann kann beurteilt werden, ob ein neues Portal statisch überhaupt möglich wäre. Ein Termin ist noch nicht in Aussicht, da derzeit die Suche nach einem geeigneten Planer laufe.

"Der Hauptgrund, warum wir damals abgelehnt haben, war, dass die Entscheidungsgrundlage zu ungewiss war", heißt es von der Kirchenverwaltung. Es sei ein offenes Geheimnis, dass sich auch unter den Reihen des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung Befürworter des Portals finden. "Das Thema ist noch nicht vom Tisch", lautet dazu der Kommentar eines Pfarrgemeinderatmitglieds.