Kassenpraxis jetzt in Plattling

Andreas Deiml übernimmt die Patienten von Dr. Anton Radlspeck

21.03.2018 | Stand 21.03.2018, 4:00 Uhr

Freut sich auf seine freie Zeit im Ruhestand: Dr. Anton Radlspeck (links) behandelt in seiner Praxis ab sofort nur mehr privat. Seine Kassenpatienten nimmt Andreas Deiml mit nach Plattling. − Foto: Schiller

Aholming. "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", hat sich Dr. Anton Radlspeck gesagt und hängt seinen Arztkittel aus Altersgründen heute, Mittwoch, an den berühmten Nagel. Nur bis 10.30 Uhr ist die Praxis am Ölgartenweg heute noch geöffnet.

Der Allgemeinmediziner wird ab sofort in seinen Räumlichkeiten nur noch Behandlungen für Privatpatienten und Selbstzahler anbieten. Seine Kassenpatienten übernimmt Andreas Deiml (54), ausgebildeter Chirurg, Notfall- und Allgemeinarzt aus Deggendorf, der sich in einer Gemeinschaftspraxis mit Josef Altenhofer im "Stadtpalais" in Plattling niederlassen wird.

Der Name Deiml ist in Deggendorf gut bekannt: Andreas’ Vater Gerd war lange Jahre Chefarzt am Donau-Isar-Klinikum, sein Bruder Tobias arbeitet als Allgemeinarzt in Deggendorf. Er selbst ist verheiratet und Vater eines Kindes. Mit Josef Altenhofer in Plattling arbeitet Deiml schon länger zusammen und freut sich nun, den gehobenen Standard in der Gemeinschaftspraxis ab sofort auch den Aholminger Patienten anbieten zu können.

30 Jahre und drei Monate war Dr. Radlspeck Arzt in Aholming. Ihm selbst fällt der Abschied nicht leicht. Doch besonders für seine treuen Patienten, mit denen er ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, ist es ein herber Einschnitt. Für Radlspeck beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Nach dem Wegfall der Residenz- bzw. Präsenzpflicht seien die Anforderungen an einen Landarzt zwar weniger geworden, doch mit dem Gedanken, aufzuhören, spielte Radlspeck schon seit 2016. Seitdem war seine Praxis bei der Kassenärztlichen Vereinigung zur freien Übergabe gemeldet. "Ich wollte nicht solange warten, bis die Patienten sagen: Zu dem kannst auch nicht mehr gehen, der zittert ja schon", führt der Arzt aus. Seine freie Zeit will Dr. Radlspeck jetzt für sich selbst und für seine Hobbies, die Filmerei und das Radfahren nutzen.

Gar nicht begeistert von dieser Entwicklung ist Bürgermeister Martin Betzinger. Er hatte noch Gespräche mit diversen Stellen geführt, aber schnell feststellen müssen, dass die Gemeinde hier keinerlei Einflussmöglichkeit hat. Die Schließung der Kassenpraxis sei ein herber Einschnitt in die intakte Infrastruktur im Dorf.

"Ich bin selbst mit der ganzen Familie Patient von Dr. Radlspeck", erklärt Betzinger. "Er wird uns fehlen." Betzinger rechnet damit, dass nun der Rufbus des Landkreises stärker angefragt wird, um Patienten nach Plattling zu bringen. Insgeheim aber hofft der Bürgermeister auf das Wunder, dass sich eines Tages vielleicht doch wieder ein Allgemeinarzt fest in Aholming niederlassen könnte.

− sch