Veronika Obermüller isst an manchen Tagen bis zu einem halben Kilo Käse. Das kommt nicht von ungefähr. Die 54-Jährige ist Käsesommelière und arbeitet in 1520 Metern auf der Stie-Alm auf dem Brauneck im oberbayerischen Lenggries. Damit ist sie Deutschlands höchstgelegene Käsesommèliere.
Die Sennerin sitzt auf der Terrasse ihrer Alm und ruft: "Trudi, was machst du denn da?" Vor ihr grast eine dunkelbraune Kuh, eine so genannte Tuxer. "Wenn sie Schnittlauch frisst, dann bekommt die Milch gleich einen anderen Geschmack", erklärt Veronika Obermüller. Und sie muss es wissen. Vor neun Jahren war sie beim ersten Kurs für Käsesommeliere in Bayern mit dabei. In 16 Tagen lernte sie, was einen ordentlichen "Stinker" ausmacht, was einen Camembert von einem Brie unterscheidet und wie man Käseplatten kreiert. "Man muss schon eine Ahnung von Käse haben, um sich zum Genussmanager ausbilden zu lassen", erklärt die Sennerin. Und so kamen die Frauen und Männer, die damals mit ihr das Zertifikat bei der Landesvereinigung Bayerische Milchwirtschaft ablegten, aus Gastronomie und Handel oder stellen wie Obermüller Käse selbst her. Bis zu einem Kilo Käse am Tag habe sie teilweise während des Kurses gegessen, um ihren Geschmack zu schulen, nachvollziehen zu können, wie ein würziger, nussiger oder pikanter Käse schmeckt.
"Ich wollte selbst mehr über Käse wissen und dies bei meinen Führungen und Verkostungen auf der Alm an unsere Gäste weitergeben", erklärt die zierliche Frau ihre Motivation. Bevor sie einen Käse probiert, biegt sie ihn erst etwas, riecht daran und nimmt ein Stück. Sie beißt hinein, kaut etwas länger, um zu erkennen, ob er bitter, scharf, süß, sauer oder herb schmeckt. "Das ist eigentlich wie beim Weinsommelier", erklärt die Fachfrau. Der kümmert sich darum, welche Weine zu welchen Speisen passen, der Käsesommelier dagegen, welcher Käse mit welchen Getränken und Speisen harmoniert. Hergestellt werden die meisten Sorten, die Obermüller ihren Gästen bei Verkostungen auf der Alm serviert, in der eigenen Käserei.
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