Jetzt sind die Jungen dran

Gasthaus Pallauf Arbing: Eine neue Generation übernimmt

03.07.2020 | Stand 20.09.2023, 3:05 Uhr

Eine Rarität unter Bayerns Wirtshäusern: Drei Generationen unter einem Dach. Die Wirtsleute Rudi und Gabi Hölzlwimmer (hinten links) übergeben ihren Gasthof an Tochter Christina und deren Ehemann Bastian Dorlyn (sitzend, mit ihren Töchtern Katharina und Johanna). Der Zusammenhalt der Familie wird durch Sohn Johannes Hölzlwimmer und dessen Ehefrau Melanie untermauert. −Foto: red

Arbing. Den Generationswechsel hat der Gasthof Pallauf eingeläutet: Zum 1. Juli ist das Arbinger Traditionswirtshaus in jüngere Hände übergegangen. Das Wirtsehepaar Rudi Hölzlwimmer und Ehefrau Gabi haben das Zepter an Tochter Christina und ihren Ehemann Bastian Dorlyn abgegeben.

Seit 1732 befindet sich der Gasthof in Familienbesitz, die vergangenen 36 Jahre hatte Rudi nach der Übergabe durch seine Eltern mit Gastfreundschaft und viel Herzblut die Gaststätte geführt, die letzten 33 Jahre, nach der Heirat, gemeinsam mit seiner Gabi.

Dabei reicht die Historie des Hauses schon viel weiter zurück: Bereits im Jahr 1461 wurde die "Tafern mit Schankrechten daselbst" erstmals urkundlich erwähnt und dürfte damit einer ältesten Gastronomie-Betriebe in der Region sein. Umfangreiche Umbau- oder Renovierungsarbeiten sind in den vergangenen Jahrzehnten in den alten Mauern durchgeführt worden. Vor allem den ehemaligen Heustadel in einen Veranstaltungsraum zu verwandeln, ist ein großes Verdienst der scheidenden Wirtsleute.

Heute ist der "Heuboden Arbing" mit seinen mehr als 650 Quadratmetern einer der größten familiengeführten Veranstaltungsräume in Südostbayern mit dem entsprechenden Bekanntheitsgrad. Seine flexible Bestuhlungsmöglichkeiten und die Teilbarkeit des Raumes machen die Partyscheune vor allem bei heiratswilligen Paaren zu einer überaus beliebten Feier-Location. Besonders stolz zeigen sich die Senior-Chefs aber auf den schmucken Innenhof mit Hofgarten. Erst vor drei Jahren wurde dieser rundum geschlossene Gaststättenbereich neu gestaltet.

Rudi Hölzlwimmer: Reisen zu ungewöhnlichen ZielenDaneben fand Rudi Hölzlwim-mer aber immer noch die Zeit, Reisen zu nicht alltäglichen Destinationen zu organisieren. So sind etwa die Weiten Sibiriens, Afrikas höchsten Berg Kilimandscharo oder das 1986 durch einen Atomunfall bekanntgewordene Tschernobyl unter seinen Reisezielen.

Dass die jungen Betriebsnachfolger jetzt ins kalte Wasser geworfen würden, sieht Hölzlwimmer indes nicht, waren die beiden doch schon seit einigen Jahren in allen Gasthofbereichen eingebunden. "Wir freuen uns schon sehr auf unsere neue Aufgabe", sagen die gelernte Hotelfachfrau und der Elektrotechniker unisono. Mit ebensolcher Leidenschaft wie ihre Vorgänger wollen sie Gastlichkeit und Kulinarik "Made in Bavaria" weiterführen.

Die Einschränkungen der Corona-Zeit haben die beiden bereits zu umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen im Außen- und wie Innenbereich genutzt. Nach der Übergabe wird sich indes für die "Austragler" nicht viel ändern, wollen doch beide weiterhin fester Bestandteil im Betrieb sein. Und: Wenn "Not am Mann" sein sollte, haben Christinas Bruder Johannes und seine Ehefrau Melanie auch künftig Unterstützung am Zapfhahn und in der Küche zugesagt.

"Es freut uns unbändig, dass das Wirtshaus weiterhin ein Familienbetrieb bleibt", sagen Rudi und Gabi Hölzlwimmer mit gerührter Stimme, aber mit großem Stolz. Freudig sehen die Senioren-Wirtsleute aber auch einen anderen Tatbestand, werden sie doch künftig mehr Zeit mit ihren Enkelkindern Katharina und Johanna verbringen können.

− mbu