Künzing
Jetzt ist es offiziell: Künzing ist Welterbe-Gemeinde

Übergabe der UNESCO-Urkunde an Donaulimes-Orte – Sibler bittet um Förderung für Museum Quintana

06.05.2022 | Stand 21.09.2023, 1:43 Uhr

Künzing ist die kleinste Gemeinde in Bayern, die Bestandteil des Welterbe-Titels ist. Bürgermeister Siegfried Lobmeier (links) erhält von Staatsminister Markus Blume die Urkunde.

Zwar ist Künzing die kleinste Gemeinde der bayerischen Orte entlang des Donaulimes, der im vergangenen Jahr zum UNESCO-Welterbe ernannt worden ist. Und hat dennoch eine ganz große Bühne bekommen: Im Archäologiemuseum Quintana hat Markus Blume, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, gestern die UNESCO-Urkunden an die bayerischen Orte verliehen, die Bestandteil der ehemaligen "nassen" Grenze der Römer waren.

Künzing gehört als Amphitheater-Fundort prominent zu den neun Fundstätten in Bayern. Blumes Amtsvorgänger Bernd Sibler hatte ermöglicht, dass der Festakt in Künzing stattfindet. Er nutzte die Veranstaltung, um den Minister quasi "durch die Blume" um die Unterstützung des Freistaats zu bitten: "So ein großes Museum in einer kleinen Gemeinde ist eine Herausforderung – vielleicht fällt uns dazu was ein."

"Öha!" – mit diesem spontanen Wort des Erstaunens schlüpfte Staatsminister Markus Blume gestern Vormittag vom Regen draußen hinein ins heimelige Museum, denn er sah sich direkt einer Schar Römer in vollem Ornat konfrontiert. Sie warteten mit ihren Waffen und blitzenden Rüstungen schon auf den fast pünktlichen Gast aus München, und sie waren friedlich und freundlich gestimmt. Museumsleiter Dr. Roman Weindl verriet, dass sich das Museum bei der Vorbereitung auf den Festakt "sehr ins Zeug gelegt hat, um uns von unserer besten Seite zu zeigen, aber so schwer war das auch nicht – wir haben ein tolles Museum." Der Festakt komme genau zur rechten Zeit: Derzeit läuft die Sonderausstellung "Gladiatoren – Superstars der Antike."

"Wir haben zur Archäologie von jeher eine besondere Beziehung und gehören zu den ältesten Orten in Bayern überhaupt", stellte Bürgermeister Lobmeier seine Gemeinde vor und bedankte sich bei Bernd Sibler, dass dieser die Urkundenübergabe vor Ort möglich gemacht hatte: "Für uns ist es eine große Ehre. Wir sind stolz und freuen uns."

Ein wenig nett gemeinten Spott musste er sich vom Minister dennoch gefallen lassen: "Der Herr Bürgermeister hat mir zur Begrüßung gesagt: ‚Wir sind über 8000 Jahre alt.‘ Also ich finde, dafür hat er sich aber gut gehalten", scherzte Blume. Ganz ernst meinte der Gast aus dem Kabinett jedoch sein Lob für das Museum: "Es ist sehr beachtlich, was in den Vitrinen gezeigt wird." Es sei ein freudiger Anlass, denn Niederbayern sei schon lange Aufsteigerregion – nun sei es auch Welterbe-Region. Der Limes und gerade auch der "nasse Limes" sei heute mehr denn je ein Zeichen der Völkerverständigung.

Einer hatte so recht nicht mehr damit gerechnet, dass der westliche Donaulimes doch noch als UNESCO-Welterbe aufgenommen wird, und das war Bernd Sibler. Man habe neben Österreich auch Ungarn bei der Bewerbung mit ins Boot holen müssen, doch dieser Partner habe zweimal hingeschmissen. Am 31. Juli 2021 kam doch die erlösende Nachricht, es geschafft zu haben. Wegen Corona musste die schon im November geplante Urkundenübergabe auf Mai verschoben werden, "aber wir wollten es groß feiern." Seinen Amtsnachfolger Blume bat er um Unterstützung für das Museum Quintana. Es sei für die Gemeinde Künzing nicht einfach, die Aufgabe, diese Einrichtung zu stemmen.

Das bekräftigte auch Bürgermeister Siegfried Lobmeier auf Nachfrage der Osterhofener Zeitung. "Wir müssen uns möglichst attraktiv nach außen präsentieren, gerade auch gestalterisch", sagte er. Die Hoffnung auf einen staatlichen Zuschuss sei daher groß. Damit wolle man eine "Ecke im Museum" dem berühmten Künzinger Amphitheater widmen. Der Minister habe auf Siblers Bitte noch nicht geantwortet, "aber wir bleiben dran und ich bin optimistisch", sagte er.

Lobmeier durfte die Urkunde für Künzing entgegennehmen und der derzeit kommissarisch amtierende Landrat Roman Fischer für den Landkreis Deggendorf. "Klasse, einmalig, wenn wir als kleiner Landkreis da europaweit dabei sind", freute sich Fischer. Besonders strahlte MdB Thomas Erndl, der bekanntlich in Künzing wohnt: "Ich habe das Museum schon bei der Entstehung begleiten dürfen und bin lange Jahre im Museumsvereins. Archäologie ist für unsere Gemeinde so wichtig und der heutige Festakt ist ein starkes Signal."