Jeder hat eine Leiche im Keller?

Leserbriefe zur anstehenden Bürgermeisterwahl

21.04.2020 | Stand 21.04.2020, 12:47 Uhr
Kleine −Foto: SCHMATLOCH

Leserbriefe zur anstehenden Bürgermeisterwahl

Des Öfteren ist nach der Wahl aus den Reihen der Grünen der Wunsch geäußert worden, den Posten des 2. Bürgermeisters in Ingolstadt mit Petra Kleine zu besetzen. In meinen Augen spricht da einiges dagegen.

Das Amt des 2. Bürgermeisters ist laut des Kommunalen Wahlbeamtengesetzes mit B5 oder B6 dotiert, was mindestens einem monatlichen Salär von 9370 Euro entspricht. Hinzu kommt eine Dienstaufwandsentschädigung zwischen 650 und 1240 Euro. Damit erhält der 2. Bürgermeister in Ingolstadt ca. 25 Prozent mehr als ein Oberstudiendirektor in der letzten Dienstaltersstufe, der ein Gymnasium mit vielleicht 150 Lehrkräften und 1000 Schülern zu führen hat. Dieser hat aber eine fundierte Ausbildung in Form eines mehrjährigen Studiums sowie eine langjährige Berufserfahrung.

Frau Kleine kann nichts davon vorweisen, zumindest weist ihr Lebenslauf keinerlei Ausbildung auf, die sie für das Amt des 2. Bürgermeisters qualifizieren würde. Auf dieser Position brauchen wir niemanden, der sich lediglich seine langjährige Zugehörigkeit zum Stadtrat am Ende seiner Laufbahn mit einem goldenen Handschlag veredeln lassen will.

Ich durfte in der Vergangenheit drei Mal feststellen, dass sich Frau Kleine nicht wirklich für die Nöte und Sorgen der Ingolstädter Bürger interessiert. Da wäre die Gaspreisinitiative 2005/06, wo sich Bürger gegen die überhöhten Gaspreise der Ingolstädter Stadtwerke respektive der MVV Energie zur Wehr gesetzt haben. Da hat sich Frau Kleine lediglich ein einziges Mal in einer unserer zahlreichen Versammlungen blicken lassen. Unterstützung in irgendeiner Form haben wir von ihr nie erfahren dürfen.

Dann die Petition gegen die Erhebung von Erschließungsbeiträgen für die Rothenturmer Straße in Niederfeld, die viele Anwohner in echte finanzielle Nöte gestürzt hätte. In den Stadtratssitzungen hat Frau Kleine nicht einmal das Wort für uns ergriffen. Zu guter Letzt wurde 2015 auf Betreiben des Geschäftsführers des Klinikums unter Zustimmung des Aufsichtsrates der Beschluss gefasst, die Schule für Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenten zu schließen. Da ging es um die Arbeitsplätze für die Lehrer und eine Schule, die einen Berufsabschluss ermöglichte. Wir hatten damals an alle Fraktionen appelliert, die Schule zu erhalten. Auch da keine Unterstützung von Frau Kleine.

Aber wenn es um Kultur geht, da ist sie ganz vorne mit dabei. Das Stadttheater für 120 Millionen Euro sanieren und für 40 Millionen Euro oder mehr eine Ersatzspielstätte zu bauen - dafür macht sie sich stark, da ist sie an vorderster Front zu finden. Das ist aber sicher nicht das, was die Mehrheit der Ingolstädter bewegt oder am Herzen liegt.

Die große Mehrheit der Ingolstädter will Frau Kleine als Bürgermeisterin nicht, das haben die Wahlen eindeutig ergeben. Sie hat nicht nur gerade einmal 4233 Stimmen (von 101 000 Wahlberechtigten) erhalten, sondern auch deutlich weniger als ihre Partei, obwohl sie wohl einen Teil der Stimmen dem Aufwind zu verdanken hat, den die Grünen derzeit im Zuge der Diskussion um die Klimaerwärmung erfahren. Sogar innerhalb ihrer Partei war sie bei der Kandidatenaufstellung für die OB-Wahl (mit nur 75 Prozent der Stimmen als Alleinbewerberin) nicht unumstritten.

Es gibt aus meiner Sicht also keinen Grund, Frau Kleine zur 2. Bürgermeisterin zu wählen. Der Stadtrat sollte jetzt tatsächlich einen Neuanfang wagen und den Posten mit jemanden besetzen, der die notwendigen Voraussetzungen für dieses Amt mitbringt, der sich wirklich für Ingolstadt und seine Bürger interessiert und einsetzt und dieses Amt nicht deshalb zugesprochen bekommt, weil er oder sie einer bestimmtem Partei angehört oder aus anderen sachfremden Erwägungen heraus. Und die Tatsache, dass noch nie eine Frau diesen Posten besetzt hat, kann trotz des Bedauerns über das Abschneiden der Frauen bei der Kommunalwahl ja wohl kein Kriterium sein, Frau Kleine in dieses Amt zu wählen.

Rainald Räthke
Ingolstadt

Ich verstehe nicht, dass sich Frau Kleine für so ein Amt bewirbt, wenn sie sich schon mal außerhalb des Rechts bewegt hat. Herr Stachel sagt: „Jeder hat eine Leiche im Keller“. Ich bin der Meinung, solche Personen sollen sich nicht für ein Bürgermeisteramt bewerben! Der Herr Lange ist jetzt auf einmal der Verständige? „Das Thema ist doch längst bereinigt.“ Würde es sich um eine CSU-Person handeln, würde er das Thema sicher ausschlachten.

Rita Wagner
Ingolstadt