Ist der Klettersteig im Kindergarten gefährlich?

19.10.2021 | Stand 21.09.2023, 5:50 Uhr

"Das ist schon eine steile Sache", sagte Marktrat Bernhard Loibl über den Klettersteig. Froh ist die Kindergartenleiterin Andrea Weinzierl, dass derzeit ein Absperrband den Zugang sichert und später ein Bretterzaun installiert werden soll. −Fotos: Nadler

Wallersdorf. "Die Eltern vertrauen mir ihre Kinder an und erwarten, dass sie sie gesund zurückbekommen." Das sagt Andrea Weinzierl, Leiterin des neuen Wallersdorfer Kindergartens "Haus der kleinen Wunder". Und deshalb hat sie Bedenken geäußert über den Klettersteig im Garten, obwohl der TÜV zweimal auf der Anlage war, diese abgenommen und als unbedenklich bescheinigt hat.

Marktrat Bernhard Loibl griff das Thema in der Sitzung des Marktgemeinderates am Montagabend auf und sagte mit Blick auf die rund 40 Zuhörer. "Hier werden vielleicht mehr herinnen sitzen, die Kindergartenkinder haben", leitete er ein. Eine Mutter habe ihn gedrängt, sich des Problems anzunehmen. Loibl habe sich den Klettersteig vor Ort angeschaut. Danach blieb für ihn nur noch eine Frage: "Ist hier angedacht, dass man das entschärft? Das ist schon eine steile Sache, da wenn eins runterfällt, dann haut es sich den Kopf ein paarmal an."

Wunderschöne Anlage und stolze Kinder

Von der Kindergartenseite her ist der Hügel mitten im Garten wunderschön angelegt. Unten eine schöne runde Bank, ein paar Baumstämme, halb im Erdreich vergraben, auf dem man schön nach oben kraxeln kann und auch ein breiter Weg nach oben. Von dieser Seite, wenn man herunterkugelt, landet man im weichen Gras. Gefährlich wird es auf der anderen Seite des Hügels, sind sich einige sicher – darunter die Kindergartenleiterin. Eine gut zwei Meter hohe Steinwand mit herausstehenden Steinen, an denen man sich festhalten kann und an denen man hinaufklettern kann, ist durchaus anspruchsvoll und sorgt für Stolz bei den Kindern, wenn sie es geschafft haben.

Selbst in diese Richtung sieht die Kindergartenleiterin keine übermäßige Gefahr. Diese besteht aber, wenn die Kinder oben spielen, wenn sich ein Kind vertritt und den Abhang hinunterstürzt und sich gegebenenfalls an den Steinen verletzt. Deshalb ist sie froh, dass derzeit der Zugang zum Klettersteig oben mit einem Absperrband gesichert ist und später mit einem Holzzaun abgesperrt wird. Dann kann sich dort nur aufhalten, wer wirklich zum Klettersteig will. Weinzierl gibt zu bedenken: "Auch unsere Krippenkinder spielen im Garten." Und sie möchte, dass es so bleibt, denn: "Es ist eine wunderschöne Anlage."

Bürgermeister Franz Aster wollte in der Sitzung die Bedenken entschärfen. Er habe sich die Situation selber angeschaut. Er verwies darauf, dass vergangene Woche ein Fachmann des TÜV im Kindergarten war, "einer, der nur die Kindergärten und Spielplätze begutachtet. Der hat uns gesagt, das ist einwandfrei. Das ist nicht zu hoch und nicht zu steil."

Die Gemeinde habe selber Bedenken gehabt. Trotz dieser Aussage des TÜV wolle man Unfällen vorbeugen und mit einer Art Bretterzaun oben am Hügel dieses Areal absperren, "damit man kein Kind hinunterschubsen kann". Noch einmal erklärte er: "Der TÜV hat gesagt: Das braucht es gar nicht. Der wollte maximal ein Seil." Die Prüfer haben sich sogar beraten mit mehreren Kollegen, berichtete der Bürgermeister, und sie kamen zum Schluss, das sei einwandfrei, die Steine seien sogar abgeschrägt, damit keine scharfen Kanten vorhanden seien.

Markträtin Ingrid Ast ist entsetzt. Sie berichtete, dass sie 20 Jahre Mutter-Kind-Turnen geleitet habe und erklärte: "Nie und nimmer täte ich so eine Stelle in einen Kinderspielplatz bauen. Das ist saugefährlich, wir müssen da nochmal handeln." Sie berichtete von ihrem Besuch im Kindergarten, erklärte, dass er eine wunderschöne Außenanlage besitze, aber zum Klettersteig wiederhilt sie sich: "Nie und nimmer".

"Wir müssen den Kindern ein wenig zutrauen"

Bürgermeister Aster ließ sich trotz der Warnungen nicht aus der Ruhe bringen, gestand aber zu: "Wir nehmen das ganz ernst, schauen uns das an und sind auf eine Lösung aus." Ihm ist aber auch wichtig: "Wir müssen schon auch den Kindern ein wenig zutrauen und ausprobieren lassen. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Man kann nicht alles in Watte bauschen. Wenn der TÜV, der nichts anderes tut, als Kinderspielplätze zu prüfen, etwas beanstandet hätte, hätten wir gleich ganz anders gehandelt."

Da meldete sich auch Marktrat Holger Sagmeister zu Wort und wollte nichts speziell zum Kindergarten sagen, nur generell merkte er an: "Es freut mich, dass der Marktrat so für die Kindergesundheit eintritt, weil jedes Kind, das sich schwerer verletzt, ist mir eines zu viel."