Start der Urlaubssaison
Hotel-Personal in Freyung-Grafenau wird mit offenen Armen empfangen

19.07.2022 | Stand 19.07.2022, 6:46 Uhr

Rezeptionen schlecht besetzt? In vielen Hotellerie-Bereichen in der Region FRG gibt es derzeit mehr offene Stellen als im Vorjahr. −Foto: NGG

Zu Beginn der Hauptreisezeit fehlt in vielen Hotels und Wirtshäusern im Kreis Freyung-Grafenau das nötige Personal. "Rezeptionistinnen, Köche, Barkeeper, Service- und Reinigungskräfte werden händeringend gesucht.



Ohne sie kann die Branche in der wichtigsten Saison des Jahres nicht durchstarten", sagt Kurt Haberl von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (Region Niederbayern). Die NGG verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach zählte das Beherbergungsgewerbe im Landkreis FRG Ende Juni 51 offene Stellen – 34 Prozent mehr als vor genau einem Jahr.

‚"Für viele Hoteliers ist es aktuell einfacher, Gäste zu finden als Mitarbeiter. Denn in der Folge von Lockdowns und Kurzarbeit haben etliche Beschäftigte ihre Branche verlassen. Es kommt jetzt darauf an, Fachleute mit guten Konditionen zu locken, um für die steigende Nachfrage nach Urlaubs- und Geschäftsreisen gewappnet zu sein", so Haberl in einer Mitteilung.

"Bei Bezahlung hat sich zuletzt einiges getan"



Ein entscheidender Punkt sei die Bezahlung. Hier habe sich aber bereits einiges getan: Mit dem neuen Tarifvertrag, den die Gewerkschaft mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, steigen die Einkommen in Bayern in diesem und nächstem Jahr um insgesamt bis zu 27 Prozent. Eine gelernte Köchin mit drei Jahren Berufserfahrung kommt aktuell auf einen Stundenlohn von 15,68 Euro. "Wichtig ist, dass sich die Unternehmen an den Tarifvertrag halten. Beschäftigte, die in einem tarifgebundenen Betrieb arbeiten, haben nicht nur beim Lohn die besseren Karten. Auch in puncto Arbeitsbedingungen sind sie im Vorteil", betont Kurt Haberl. Gleichwohl sei hier "viel Luft nach oben". Hotelangestellte arbeiteten oft dann, wenn andere frei haben – nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. Das gehe zulasten von Familie und Freizeit. "Arbeitszeiten müssen im Sinne der Beschäftigten organisiert werden", fordert Haberl.

Der Gewerkschafter mahnt die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes an: "Auf die vorhandenen Kräfte kommt eine hohe Mehrbelastung zu. Aber die gesetzlichen Vorschriften, die Mitarbeitende schützen, dürfen nicht unterlaufen werden. Darüber hinaus ermögliche der in Bayern geltende Manteltarifvertrag fürs Gastgewerbe ein hohes Maß an Flexibilität.

"Hohe Auslastung in den kommenden Monaten"



Für die Beherbergungsbranche im Landkreis Freyung-Grafenau rechnet Haberl mit einer hohen Auslastung für die kommenden Monate: "Nach fast zweieinhalb Jahren Corona machen viele Menschen zum ersten Mal wieder richtig Urlaub. Der Tourismus im eigenen Land steht dabei hoch im Kurs – gerade in Bayern. Hinzu kommen die Geschäftsreisenden. Und auch manche verschobene Geburtstags- oder Hochzeitsfeier wird nachgeholt." Damit die Pläne der Gäste nicht an fehlendem Personal scheiterten, müsse die Branche für die Beschäftigten attraktiver werden. Das gelinge nur, indem sich Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten.

"Zwar ist klar, dass damit gerade für kleinere Betriebe die Personalkosten steigen", räumt der Gewerkschafter ein. Aber anders seien keine Menschen mehr für den Job im Gastgewerbe zu gewinnen. Es komme darauf an, dass jetzt auch die Kunden Verständnis zeigten. "Für ein sauberes Hotelzimmer und einen guten Service sollte man bereit sein, etwas mehr auszugeben. Das gilt auch im Restaurant. Ein Schnitzel für neun Euro ist heute nicht mehr machbar", so Haberl.

− pnp